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Das Erbe der Phaetonen

Das Erbe der Phaetonen

Titel: Das Erbe der Phaetonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgi Martynow
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verstehe“, sagte Wtorow. „Ich mache die erforder- liche Bewegung, und das Raumschiff löst sich vom Boden der Venus...“
       Donnerähnliches Getöse ließ ihn verstummen. Eine unwider- stehliche Gewalt preßte ihn in den Sitz. Er sah, wie Melnikow vom Steg purzelte und gegen die runde Wandung prallte. Ein durchdringendes Pfeifen erhob sich, steigerte sich rasch von tie- fen Tönen bis zu schneidender Höhe und riß ab. Das bekannte Gefühl erhöhter Schwere ließ keinen Zweifel daran, daß das Raumschiff mit zunehmender Geschwindigkeit emporstieg.
       Sie verließen die Venus!
       Der Herzschlag stockte ihnen, und um die Stirn legte es sich wie ein eiserner Reif.
       Warum hatten die Triebwerke zu arbeiten angefangen? Sie hatten doch beide nichts angerührt und keine gefährlichen Be- wegungen gemacht!
       Der Tod war ihnen sicher, baldiger, unvermeidlicher Tod! Sie wußten ja nicht, wie dieses Raumschiff zu steuern war.
       Gleichsam um die letzten Zweifel zu beseitigen, daß sie wirk- lich flogen, wurden die Wände der Kugel plötzlich durchsichtig. Über ihnen gleißte die Sonne, und unter ihnen dehnte sich als ununterbrochener weißer Teppich das Wolkenmeer der Venus. Das Blau des Himmels dunkelte rasch und wurde zum Schwarz. Schon blitzten die ersten Sterne auf.
       Sie flogen schneller und schneller, ins Unbekannte.
       Melnikow lag immer noch an der Wandung, bestrebt, sich nicht zu rühren. Beim Fallen war er unverletzt geblieben, der Steg befand sich nur knapp einen Meter über dem „Boden“. Er wußte sofort, was geschehen war, verspürte aber ebenso wie Wtorow keine Furcht. Vier Weltraumfahrten mit ihren ständi- gen Gefahren hatten ihn gelehrt, in allen Situationen Ruhe zu bewahren.
       Selbst die Besorgnis wich sofort und machte angestrengter Denkarbeit Platz.
       Wie lange würde die Beschleunigung dauern? War sie be- grenzt? Welche Geschwindigkeit konnte das Raumschiff der Phaetonen erreichen? Dem Gefühl nach überstieg die Beschleu- nigung nicht die der „SSSR-KS 3“. Wahrscheinlich betrug sie etwa zwanzig Meter pro Sekundenquadrat.
       Weshalb war das Raumschiff gestartet? Der blaue Kreis hatte offensichtlich vor einer Gefahr gewarnt. Doch was hatten Wto- row und er getan, daß sie die Triebwerke dadurch in Gang setzten? Nur wenn sie das herausfanden, bestand Aussicht auf Rettung. „Wahrscheinlich sehr einfach wie bei allem Vollkom- menen“, erinnerte er sich der Worte Wtorows. Ja, natürlich, sehr einfach – alles sprach dafür. Dermaßen einfach, daß man nicht darauf kam.
       Bis in alle Einzelheiten rief sich Melnikow ihr Verhalten während der letzten Minuten in die Erinnerung zurück. Wtorow hatte gesessen, er selbst gestanden. Beide hatten sie sich nicht bewegt, abgesehen von der Filmaufnahme. Doch der Start er
folgte, als die Aufnahme bereits fertig war. Weitere Bewegun- gen hatten sie nicht mehr vollführt.
       Das Raumschiff war nach den Worten Wtorows gestartet. Er hatte gerade vom Start gesprochen. Ein merkwürdiger Zufall. Die Automatik des phaetonischen Raumschiffs konnte doch un- möglich Russisch verstehen und darauf reagieren! Das war doch' absurd. Aber warum dann der Start?
       Die Wand, auf der Melnikow lag, war völlig durchsichtig. Er hatte den Eindruck, im leeren Raum zu schweben. Über ihm, ebenfalls im leeren Raum, schwebte Wtorow und vor ihm das vielfarbige Steuerpult. Daß dies wirklich das Steuerpult war, daran bestand nun kein Zweifel mehr.
       Alles andere war verschwunden. Linker Hand sahen sie die von der Sonne beleuchteten anderen Ringe sowie das Zentrum des Raumschiffs, rechter Hand ein Stück des äußeren Ringes.
       Über ihnen strahlte die Sonne. Melnikow schien es, als flögen sie geradewegs auf sie zu.
       Ihm wurde bewußt, daß ein ungelenktes Raumschiff gar nicht anders reagieren konnte. Unausweichlich erwartete sie also der Tod, lange bevor noch das Schiff seinen letzten Flug beendet hatte und spurlos in den Feuerarmen der Sonne verschwunden war. Es sei denn, sie kamen hinter das Geheimnis des Steuer- mechanismus ...

    Die Verfolgung

       „Die Erfolgschancen sind sehr gering“, schloß Kamow. „Selbst wenn Melnikow und Wtorow mit Luft versehen sind, fehlt es ihnen doch an Nahrung. Dennoch müssen wir den Versuch unter- nehmen, sie zu retten. Ich schlage vor, daß Sie wieder Kurs auf die Venus nehmen. Das Raumschiff der Phaetonen befindet sich immer noch in der Nähe des Planeten. Wir

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