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Das Erbe der Phaetonen

Das Erbe der Phaetonen

Titel: Das Erbe der Phaetonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgi Martynow
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Schatten von Aufregung zu entdecken.
       Die drei anderen erweckten Melnikows Mitleid, so aufgeregt waren sie. Aber er wußte genau, daß man ihnen nur durch das persönliche Beispiel helfen konnte.
       Der Geologe Wassili Romanow, der Maschinist der Atom- triebwerke Alexander Knjasew und Wtorow waren darauf be- dacht, an Melnikows Seite zu bleiben, und setzten sich neben ihn. Instinktiv suchten sie in seiner Ruhe, die sie erstaunlich und unbegreiflich fanden, eine Stütze. Als Melnikow dem Blick ihrer unsteten und fieberhaft glänzenden Augen begegnete, lächelte er ermunternd.
       Sie blickten ihn, den stellvertretenden Expeditionsleiter, wie einen älteren und erfahreneren Genossen an, und doch war es gar nicht so lange her, daß er selber als Anfänger der Raumfahrt, von Erregung gepeinigt, auf den ersten Start seines Lebens ge- wartet und Ermunterung bei Kamow und Paitschadse gesucht hatte. Seitdem war so wenig Zeit vergangen, und nun sollte er schon anderen am Beginn ihrer kosmischen Laufbahn Beispiel sein und den Stafettenstab der Erfahrung, den er von den Älte- ren erhalten hatte, weitergeben.
       Paitschadse empfing sie mit seinen Begleitern auf dem Bahn- steig der Station „Zentrale“. Gemeinsam gingen sie hinauf.
       Das Flugfeld lag völlig verödet da. Ein einziger Mann schlen- derte langsam, als ginge er spazieren, am Rand der steilen Wand der Startbahn entlang, auf deren Grund wie ein riesiger Wal „SSSR-KS 3“ lag.
       Es war Ingenieur Larin. Wie immer verabschiedete er sich als letzter von den Raumfahrern, ehe sie in das All starteten.
       Melnikow erspähte ganz am Horizont eine Wolke, die unver- sehens aufgetaucht war, und machte Arsen Georgijewitsch auf sie aufmerksam.
       „Sie wird uns nicht aufhalten“, sagte Paitschadse scherzend.
       Wenn es regnet, wird Olga auf dem Dachgarten naß werden, lachte Melnikow.
       Aber der Gedanke blieb seltsam blaß und verschwand im selben Augenblick wieder. Das Gefühl, der Erde mit ihren Sor- ten enthoben zu sein, von dem er angenommen hatte, es würde nie wiederkehren, ergriff ihn aufs neue. Ihm war zumute, als sei er kein irdischer Mensch mehr und es ginge ihn nichts an, was auf der Erde geschehe. Er liebte Olga über alles in der Welt, doch auch sie rückte in eine weite nebelhafte Ferne, blieb in einem anderen Leben, das sich von dem seiner Zukunft unter- schied. Obwohl er noch auf der Erde stand, eilten all seine Sinne und Gedanken schon in den Kosmos voraus. Im Gegensatz zu den anderen drehte er sich, als sie das Flugfeld betraten, dann auch nicht sofort nach dem Interplanetarischen Bahnhof um, in dem sich die Angehörigen aufhielten. Er ging sofort auf Larin m und unterhielt sich mit ihm.
       Die jungen Raumfahrer waren begeistert von der Selbst- beherrschung Melnikows und gaben sich Mühe, wie er aufzu- treten. Nur Paitschadse, der dem Freund nachgesehen hatte, schüttelte den Kopf und sagte leise zu Belopolski: „Die alte Art ist immer noch nicht verflogen.“
       „Ich glaube nicht, daß das richtig gesehen ist“, entgegnete Konstantin Jewgenjewitsch. „Übrigens – wir werden ja sehen.“ Er wandte sich an die übrigen: „Freunde! Es wird Zeit!“
       Am Eingang zum Fahrstuhl gaben alle der Reihe nach Larin die Hand. Melnikow sah, mit welcher Erregung viele seiner Kameraden sich von dem Ingenieur verabschiedeten, und ihm fiel ein, wie er selber einst, hoch am Eingangsluk von „SSSR- KS 2“ stehend, dem Auto dieses Mannes nachgesehen hatte. Dieses Auto hatte auch er damals als das letzte Bindeglied zwischen der Besatzung des Raumschiffes und der irdischen Menschheit empfunden.
       „Auf Wiedersehen, Boris Nikolajewitsch!“ sagte Larin zu ihm.
       „Auf Wiedersehen, Semjon Pawlowitsch! Bleiben Sie nicht hier stehen! Fahren Sie sofort ab!“
       „Machen Sie sich keine Sorgen. Glückliche Reise!“
       Die Türen der Ausgangsschleusen waren bereits bis auf eine geschlossen, bis auf jene, durch die zwei Wochen zuvor Melni- kow, Orlow und Olga gegangen waren.
       Melnikow stand das Bild seiner Frau vor Augen, aber kraft seines Willens vertrieb er es. In dieser Stunde hatte er nicht an sich, sondern an die anderen zu denken.
       „Arsen Georgijewitsch“, sagte Belopolski, „kümmern Sie sich um alle, die zum erstenmal fliegen. Boris Nikolajewitsch bleibt bei mir am Steuerpult.“
       „Gut, Konstantin Jewgenjewitsch!“
       Alle Expeditionsmitglieder waren schon

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