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Das Erbe der Phaetonen

Das Erbe der Phaetonen

Titel: Das Erbe der Phaetonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgi Martynow
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von der Erde aus unbedingt be- merkt haben, und auf unsere Hilfe warten, statt hin und her zu jagen und die Rettungsarbeit zu erschweren. Ich persönlich ver- trete nach wie vor eine andere Meinung, aber die Mehrheit ist zu diesem Schluß gelangt. Nehmen Sie also Kurs auf die Erde, Konstantin Jewgenjewitsch. Ich gehe auf Empfang.“
       „Ihr Befehl wird ausgeführt“, antwortete Belopolski kurz.
       Endlich konnte sich die Besatzung der „SSSR-KS 3“ von den Strapazen erholen, wenn auch mit Schmerz und Verzweiflung im Herzen.
       Währenddessen beendete Melnikow ruhig und guter Dinge die Berechnung des neuen Kurses für den „Phaetonen“. Sie fiel allerdings sehr ungenau aus, da er die exakten Daten nicht kannte.
       Mit welcher Geschwindigkeit flog beispielsweise ihr Raum- schiff? Er wußte es nicht. Alle Orientierungspunkte waren so weit entfernt, daß er sie nicht einmal annähernd mit dem Auge bestimmen konnte. Sie hatten den Eindruck, unbeweglich im All zu hängen, und die Erde flimmerte als ein ferner Punkt. Immerhin waren sie jetzt überzeugt, daß ihnen von diesem Punkt aus ein anderes Raumschiff entgegenflog, dessen Kom- mandant über alles Bescheid wußte.
       „Wir müssen geradeaus fliegen“, sagte Melnikow. „Genau auf die Erde zu. Wenn die eingeschlagene Richtung auch falsch ist, macht das nichts. Das Raumschiff von der Erde kann dann frei manövrieren, bis es mit uns zusammentrifft. Wir erleichtern ihnen ihre Aufgabe, wenn wir immer geradeaus fliegen.“
       „Und die Geschwindigkeit?“ fragte Wtorow.
       „Wir wollen hoffen, daß unsere Geschwindigkeit nicht allzu- groß und auch für ein irdisches Raumschiff erreichbar ist.“
       „Wann können wir mit ihnen zusammentreffen?“
       „Das ist schwer zu sagen. Jedenfalls nicht früher als in acht bis neun Tagen.“
       „So lange können wir durchhalten, selbst wenn uns die Phae- tonen nicht mehr ernähren sollten.“
       Wtorow starrte angestrengt durch die durchsichtige Wandung, als hoffe er über Dutzende von Millionen Kilometer hinweg das ersehnte Raumschiff zu erblicken, das ihnen Rettung brächte.
       Nicht allzuweit von ihnen entfernt vollführte die „SSSR-KS 3“ gerade befehlsgemäß ihre letzte Wendung. Allerdings hätte Wtorow sie auch dann nicht ausmachen können, wenn er den starren Blick ein wenig nach rechts gerichtet hätte.
       Auf der Erde aber wußte niemand, daß der „Phaetone“ seine Flugrichtung nicht mehr ändern würde!

    Das Gesetz der Leere

       Offenbar konnte man sich auf längere Zeit doch nicht von der „Luft“ ernähren. Melnikow und Wtorow verspürten zwar nach wie vor keinen Hunger, aber sie merkten, daß die gesteigerte Kraftfülle allmählich von einem Kräfteverfall abgelöst wurde. Sie spürten ein unangenehmes Gefühl im Magen, das rasch zu- nahm und schließlich in Schmerzen überging. Ihre Energie ver- wandelte sich in Schlaffheit. Oft schliefen sie ganz plötzlich ein und erwachten nur mit Mühe wieder. Dieser Schlaf glich mehr einer krankhaften Bewußtlosigkeit als der normalen Ruhepause eines gesunden Menschen. Die Nahrung der Phaetonen wirkte nicht mehr.
       „Vielleicht sind die Vorräte erschöpft“, vermutete Wtorow.
       Das war möglich, aber es konnte auch etwas anderes sein.
       Sie waren Menschen und keine Phaetonen. Ihr Magen wollte gefüllt sein, so hatte es die Natur nun einmal eingerichtet. Sie konnten nicht von gegenstandsloser Nahrung leben, wie gehalt- voll sie auch sein mochte. Es war überhaupt ein Wunder, daß die „Luft“ so viele Tage lang die Bedürfnisse ihres Organismus befriedigt hatte.
       Auch Durst begann sie jetzt zu quälen. Er würde mit jeder Stunde zunehmen. Die Entfernung bis zur Erde aber war noch riesengroß. Sie wußten nicht einmal, mit welcher Geschwindig- keit sie flogen.
       „Es steht schlecht um uns“, sagte Melnikow, „und um zur Venus zurückzukehren, ist es schon zu spät.“
       Wtorow gab keine Antwort.
       Die Wände der Abteilung waren geschlossen. Ringsum gab es sowieso nichts, was das Auge gefesselt hätte. Nur Sterne! „Im leeren Raum zu hängen“ ermüdete unendlich.
       Die beiden lagen regungslos in den Hängematten. Sie hatten keinen Gesprächsstoff mehr, verfielen zusehends in Apathie, in völlige Gleichgültigkeit allem gegenüber. Jedes Gefühl für die Zeit war verlorengegangen.
       Nur einmal schreckte sie eine unerwartete Wendung des Raumschiffes

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