Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Erbe der Phaetonen

Das Erbe der Phaetonen

Titel: Das Erbe der Phaetonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgi Martynow
Vom Netzwerk:
ob man etwas weiß oder ob man mit eigenen Augen sieht, wie sich ein wohlbekanntes physikalisches Prinzip in der Realität auswirkt. Kann man das Gesetz der Trägheit doch auf der Erde nie in so reiner Form beobachten.
       So verfolgte der junge Ingenieur denn mit angehaltenem Atem die Bewegungen seiner Kameraden. Nicht daß er befürchtete, sie könnten plötzlich zurückbleiben und im All verschwinden. Er wußte, daß das im absolut luftleeren Raum unmöglich war. Dennoch hatte er ein wenig Angst. Es war eben sehr schwer, sich von den gewohnten Vorstellungen zu lösen.
       Melnikow und Wtorow begaben sich zur inneren Wandung des Ringes. Von hier aus war das Zentrum des Phaetonenraum- schiffs gut sichtbar. Die „SSSR-KS 3“ leuchtete mit ihren grellen Scheinwerfern den Kosmonauten Paitschadse, Andrejew und Knjasew, die sich an der Kugel eingefunden hatten. Sie sahen aus wie Falter, die um eine brennende Lampe herumflattern.
       „Gehen wir ihnen entgegen“, schlug Wtorow vor.
       „Ja, natürlich“, erwiderte Melnikow. „Ohne deine Hilfe be- kommen sie ja die Tür zur radialen Röhre nicht auf. Ich nehme an, daß sich die Luft in der Röhre beim Öffnen nicht allzusehr verdünnt, weil ihr Rauminhalt bedeutend größer ist als der des Zentrums.“
       „Aber vielleicht öffnet sich die Tür überhaupt nicht, sobald das Zentrum luftleer ist.“
       „Das glaube ich nicht. Die Phaetonen müssen ein Verlassen des Schiffs im luftleeren Raum vorgesehen haben. Die zentrale Kugel spielt hier wahrscheinlich die Rolle unserer Luftschleuse. Ich nehme an, daß sie sich nach Schließung der Außentür sofort wieder mit Luft füllt.“
       „Gehen wir.“
       Zum erstenmal seit dem Start entfernten sich Wtorow und Melnikow vom Steuerraum. Die Kameraden waren in der Nähe, jetzt brauchten sie nichts mehr zu befürchten.
       Gehorsam und präzise öffneten sich auf Wtorows nun schon erfahrenen und sicheren Befehl die Türen. Die Wandung der ladialen Röhre wurde durchsichtig, sobald sie sie betraten.
       Vor der letzten Zwischenwand machten die Freunde halt. ' Dahinter lag nun das Zentrum. Es ohne Raumanzug zu betreten, hätte Selbstmord bedeutet. Bei geöffneter Außentür herrschte in der Kugel Luftleere, und ein ungeschützter menschlicher Körper mußte kraft seines inneren Druckes sogleich explodieren.
       Durch die Außenwand sahen sie die drei Kameraden, die ihnen zu Hilfe kamen, ganz nahe vor sich. Knjasew legte gerade die Hände auf die Quadrate. Das Fünfeck in der Mitte war anscheinend schon in die richtige Stellung gebracht worden.
       „Sie werden die Tür nicht aufkriegen“, sagte Wtorow.
       „Warum nicht?“ Melnikow verstand ihn nicht sofort.
       „Weil sich die Quadrate nur sehr schwer reindrücken lassen.“
       „Stimmt, Gennadi! Das haben sie nicht vorausgesehen.“
       Auch die drei Kosmonauten draußen hatten offenbar gemerkt, daß sie die Quadrate auf diese Weise nicht hineindrücken konn- ten. Man sah sie lebhaft miteinander, vielleicht auch mit der „SSSR-KS 3“ beratschlagen. Die Aufgabe schien tatsächlich un- lösbar zu sein.
       Im Weltraum ist der Mensch bei gleichmäßiger und gerad- liniger Vorwärtsbewegung gewichtlos. Die Muskelkraft seiner Arme ist zwar geblieben, aber wie kann er sie anwenden, wenn nichts da ist, um sich dagegenzustemmen, wenn er keinen festen Stützpunkt hat? Die glatten Wände der zentralen Kugel wiesen außer den Quadraten keinen einzigen Vorsprung auf. Dabei mußten gerade die Quadrate kräftig hineingedrückt werden.
       „Vielleicht läßt sich die Außentür auch durch gedanklichen Befehl von innen öffnen?“ meinte Wtorow.
       „Kaum! Aber probier's!“
       Wie zu erwarten, mißlang der Versuch. So diszipliniert auch das Denken der Phaetonen gewesen sein mochte, sie hatten es unmöglich darauf ankommen lassen können, daß der unwill- kürliche Gedanke eines einzelnen das Leben der ganzen Mann- schaft in Gefahr brachte. Die Außentür ließ sich nur mecha- nisch öffnen. Sollte das von innen erfolgen, mußte man sich in die Kugel selbst begeben; das aber konnten Melnikow und Wtorow nicht, da sie keine Raumanzüge trugen.
       „Eine dumme Geschichte!“ sagte Melnikow.
       Wtorow klopfte an die Wandung, aber die drei Kameradan draußen bemerkten es nicht, da keiner von ihnen die Hand direkt am Raumschiff hatte.
    „Was werden sie machen?“
       „Ich weiß es nicht. Aber irgend

Weitere Kostenlose Bücher