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Das Erbe der Phaetonen

Das Erbe der Phaetonen

Titel: Das Erbe der Phaetonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgi Martynow
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Spektroskop, Orlow blickte, das rechte Auge dicht am Okular, durch einen Refrak- tor. Belopolski war nicht im Raum.
       „Wo ist Konstantin Jewgenjewitsch?“ fragte Melnikow.
       „Er kommt gleich“, antwortete Paitschadse, ohne sich umzu- drehen.
       Im Observatorium herrschte die Atmosphäre angestrengter Arbeit. Um die Astronomen nicht zu stören, trat Melnikow an die Wand und schob durch Druck auf einen Knopf den Schild beiseite, der das eine Bullauge verdeckte.
       Vor ihm breitete sich das vertraute Bild der Sternenwelt, das er viele Male gesehen hatte. Wie reglose kleine Punkte leuchte- ten die ewigen Lichte des Weltalls. Der Nebelschleier der Milch- straße zeichnete sich undeutlich „unmittelbar am Horizont“ ab.
       Nah vor sich erblickte Melnikow die gleißende Kugel der Sonne, die zottig und von den Flammenzungen der Protuberan- zen bekränzt im Raum stand. Das Raumschiff kehrte ihr die rechte Bordwand zu.
       Von allen Schauspielen, mit denen das All die Sternfahrer reich beschenkte, war der Anblick der im Nichts hängenden Sonne das eindrucksvollste. Der Mensch ist gewohnt, sie als Scheibe zu seinen Häupten oder vor sich am Horizont zu er- blicken. Von Bord des Schiffes aus bot sie aber ein ganz anderes Bild. Es sah aus, als schiene die Sonne von unten her. Obwohl man im Raumschiff kein genaues Gefühl für oben und unten besitzt, konnten die Kosmonauten sich nicht von dem Gefühl frei machen, daß das Schiff höher als die Sonne flöge. Warum
das so war, vermochte keiner von ihnen zu begreifen, aber einer wie der andere erlag dieser sonderbaren Sinnestäuschung.
       Melnikow blickte nach hinten und versuchte die Erde zu er- kennen. Es dauerte nicht lange, und er hatte sie gefunden. Der mächtige hellblaue Stern sandte ein ruhiges Licht aus. Neben ihm war mit seinem gelben Schein der Mond zu erkennen. Sehr schön sah dieses Sternpaar aus.
       Dort auf diesem schimmernden Punkt, der sich in den Weiten des Alls verlor, war alles, was für die Besatzung von „SSSR- KS 3“ den Sinn des Lebens bedeutete. Und dort war Olga ...
       Melnikow wandte sich vom Fenster ab. Er wollte nicht an Olga denken, aber es gelang ihm nicht recht. Immer wieder kehrten die Gedanken zu seiner Frau zurück. Ihr Bild stand ihm die ganze Zeit vor Augen. Während der drei vorhergehenden Fahrten hatte er selten an die Erde gedacht, er hatte ihr den Rücken gekehrt, diesmal aber ging sie ihm nicht aus dem Sinn. Zehn Tage waren erst vergangen, aber er verspürte schon Sehn- sucht und litt unter der Trennung. Vor ihm lagen schier endlose lange drei Monate. Aber nicht ein einziges Mal bereute er sei- nen Entschluß. Könnte man die Zeit zurückdrehen – er würde sich wieder bereit erklären, zu fliegen. Ein Leben ohne Raum- flüge schien ihm undenkbar. Ihn beseelte der Wunsch, auf die Erde zurückzukehren, aber zugleich trieb es ihn vorwärts. Vor- wärts zum Ziel! Über dieses zwiespältige Gefühl konnte und wollte er sich keine Rechenschaft ablegen. Der Drang zur Erde und der Drang zur Venus beeinträchtigten einander merkwür- digerweise nicht.

    Die Arsena

    Am 2. Juli 19 ... näherte sich „SSSR-KS 3“ der Stelle, an der es mit dem Asteroiden zusammentreffen sollte. Paitschadse war es am Abend zuvor gelungen, die Arsena ausfindig zu machen und ihre Bewegung zu beobachten. Die elektronischen Rechenmaschi- nen berechneten innerhalb von Minuten die höchst komplizierte Flugbahn des kleinen Planeten und informierten, daß die Be- gegnung am 2. Juli gegen zwölf Uhr Moskauer Zeit stattfinden würde. Ohne diese Maschinen hätte eine derartige Berechnung die monatelange Arbeit eines guten Dutzends Mathematiker verlangt.
       Schon seit dem frühen Morgen wachten Belopolski und Mel- nikow am Steuerpult und bereiteten alles für das höchst schwie- rige Manöver vor. Bislang war noch nie ein Raumschiff auf einem Asteroiden gelandet.
       Um zehn war die ganze Besatzung auf ihren Plätzen. Saizew, Toporkow und Knjasew bereiteten unter Professor Balandins Leitung alles vor, um im gegebenen Augenblick die elektro- magnetischen Anker auf der Arsena auszuwerfen. Paitschadse, Orlow und Wtorow beobachteten den Planeten im Observato- rium und meldeten seinen Standort an die Zentrale. Die übrigen versammelten sich in der Reservezentrale, um die „Landung“ am Bildschirm zu verfolgen.
       „SSSR-KS 3“ war noch 156 000 Kilometer von dem vorgesehe- nen Punkt des Zusammentreffens entfernt, als die

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