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Das Erbe der Phaetonen

Das Erbe der Phaetonen

Titel: Das Erbe der Phaetonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgi Martynow
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fragte er seine Begleiter, als er sah, daß sie sich nicht vom Fleck rührten.
       „Mir ist nicht ganz geheuer zumute!“ sagte Korzewski.
       Sich zu einem solchen Sprung zu entschließen war keine Klei- nigkeit. Die gigantische Schlucht war so tief, daß keiner bis auf den Grund sehen konnte. Es schien unvorstellbar, daß ein Mensch ohne Anstrengung hundert Meter weit springen könnte. Der an irdische Maßstäbe gewöhnte Verstand sträubte sich, das soeben Gesehene zu glauben.
       „Nur Mut!“ hörte Korzewski Paitschadse ermunternd sagen.
       Der Biologe schämte sich. Die Kameraden an Bord würden sagen, daß er Angst habe. Er trat einen Schritt zurück und sprang mit aller Kraft.
       „Was tun Sie?“ rief Wtorow.
       Aber es war schon zu spät. Wie ein Stein, der von einer Schleuder emporgeschnellt wird, flog Korzewski aufwärts über den Abgrund.
       Zu langen Überlegungen blieb keine Zeit. Melnikow tat das erste beste, was ihm einfiel – er sprang empor und fing den Genossen im Fluge ab.
       Die beiden prallten heftig aneinander, fielen zu Boden und rollten noch ein Stück weiter.
       „Ich habe Ihnen doch gesagt, Sie sollten sich nur abfedern, als wollten Sie einen einzigen Schritt tun“, rief Melnikow auf- stehend, „und Sie...“ Er besann sich auf seinen eigenen Sprung und schloß in verändertem Ton: „Man muß doch beherzigen, was einem gesagt wird.“
       „Entschuldigen Sie“, sagte Korzewski betreten. „Ich werde mir Mühe geben, daß so was nicht noch einmal passiert. Sind Sie meinetwegen arg gestürzt?“
       „Springen Sie, Wtorow!“ raunzte Melnikow.
       In der Aufregung über das soeben Überstandene war ihm entfallen, daß das Schreien nichts nützte. Die Sprechanlage in ihren Helmen arbeitete auch so gut genug.
       Dem Ingenieur gelang der Sprung bedeutend besser als sei- nen Genossen. Weich federnd landete er neben Melnikow.
       „Ein Prachtkerl!“ hörten sie Paitschadse sagen.
       „Mir ist fast das Herz stehengeblieben, als Sie sprangen“, sagte Wtorow zu Korzewski. „Gut, das Boris Nikolajewitsch Sie rechtzeitig abgefangen hat. Sie hätten sich das Schauglas an Ihrem Helm zerschlagen können.“
       „Diese Gefahr bestand auch bei mir“, sagte Melnikow fried- fertig. „Gehen wir weiter!“
       Doch eigentlich konnten sie nirgendwohin gehen. Ringsum erhoben sich steile Felsen. Melnikow schätzte sie ab.
       „Sechzig Meter“, sagte er. „Auf dem Mond hatte ich es schnell heraus, wieviel Kraft man für eine bestimmte Entfernung jeweils brauchte. Hier müssen wir noch unsere Phantasie spielen lassen. Jeder sollte sich vor Augen halten, daß eine Höhe um soviel geringer einzuschätzen ist, wie die Schwerkraft hinter der irdi- schen zurückbleibt. Sechzig Meter auf der Arsena entsprechen einem Viertelmeter auf der Erde. Für alle Fälle werden wir ein bißchen mehr veranschlagen.“
       Er duckte sich und sprang empor.
       Die Wirkung war verblüffend. Melnikow flog doppelt so hoch, wie es nötig gewesen wäre. Einen Augenblick hing er in hundert Meter Höhe, dann sank er langsam auf den Gipfel zu. Unter sich erblickte er das breite Panorama der Felsen, das von einem befremdlich nahen Horizont begrenzt wurde, und die winzigen Gestalten seiner Genossen. Dicht neben ihnen erglänzte im Schein der Sonne das Dach des Raumschiffes.
       Die Fallgeschwindigkeit nahm allmählich zu. Melnikow über- legte fieberhaft, ob er wohl auf dem Gipfel landen würde.
       Auf der Erde wäre er längst zu Boden gestürzt und zerschellt. Hier aber fiel er schon zehn Sekunden lang und befand sich immer noch in großer Höhe. Im Helmlautsprecher hörte er die Kameraden sich aufgeregt unterhalten.

       „Meiner Meinung nach wird er ganz oben auf dem Gipfel landen“, hörte Melnikow Professor Balandin sagen.
       „Ich denke auch“, antwortete Belopolski. „Dem Bildschirm nach zu urteilen, wird Boris Nikolajewitsch fünfzig, sechzig Meter fallen. Das dauert etwa eine Minute.“
       „Und er wird nicht zerschmettert werden?“ fragte Wtorow.
       „Nein. Die Fallgeschwindigkeit beträgt am Ende des Falls nicht mehr als zwei Meter in der Sekunde.“
       „Aber wenn er nun nicht auf den Gipfel trifft, wenn er vor- beifällt?“
       „Das wäre auch nicht schlimm“, antwortete Melnikow selber. „Aber – ich bin schon gelandet.“
       Tatsächlich war er gerade in diesem Augenblick auf dem obersten

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