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Das Erbe der Phaetonen

Das Erbe der Phaetonen

Titel: Das Erbe der Phaetonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgi Martynow
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lauerte Unbe- kanntes. Sogar der kaltblütige Belopolski, dem Angst fremd war, hatte damals vorgeschlagen, den Planeten, der die Men- schen so ungastlich empfing, zu verlassen. Diesmal aber ...
       Melnikow blickte zu Konstantin Jewgenjewitsch hinüber. Der Kommandant des Raumschiffes saß ruhig zurückgelehnt in sei- nem Sessel und beobachtete gespannt, aber ohne Bangen den Bildschirm. Er brauchte nichts zu befürchten. Die Venus war keine rätselhafte Unbekannte mehr. Er führte das Raumschiff zu einem im voraus bestimmten Punkt, den es nur noch zu finden galt. Unbekannte Hindernisse existierten nicht. Die Gewitter- fronten, die für „SSSR-KS 2“ noch gefährlich gewesen waren, bedrohten das neue Raumschiff nicht mehr. „SSSR-KS 3“ flog durch sie hindurch, ohne vom Kurs abzuweichen. Vervollkomm- nete Geräte zeichneten ein vollständiges Bild des Fluges und alles dessen, was sich vor ihnen befand.
       Mit märchenhafter Schnelligkeit war die Technik des Raum- schiffbaus in kurzer Zeit weit vorangeschritten. Zwischen dem Erstling „SSSR-KS 1“, mit dem Sergej Alexandrowitsch als erster Mensch einen Flug über die Grenzen der Erde hinaus unternommen hatte, und „SSSR-KS 3“ bestand bereits ein Unter- schied wie zwischen dem Aeroplan Bleriots und den modernen Düsenflugzeugen. Damals war das Hauptproblem noch die Treibstoffversorgung während der Fahrt, von ihr hing alles ab. Inzwischen war das kein Problem mehr. Die stürmische Ent- wicklung der Atomtechnik hatte den Erforschern des Kosmos Energievorräte in die Hand gegeben, die zehn Jahre zuvor noch völlig unbekannt gewesen waren und deren Vorhandensein in der Natur viele für unmöglich gehalten hatten. Vor gar nicht langer Zeit hatte man noch geglaubt, man könne nicht ohne große künstliche Erdtrabanten auskommen, auf denen die Welt- raumschiffe vor dem weiteren Flug tanken müßten. Aber nie- mand dachte jetzt mehr daran. So schwer die Raumschiffe auch sein mochten, sie flogen ohne Zwischenlandung von den Raketen- flugplätzen der Erde in den Raum, konnten auf jedem beliebi- gen Planeten landen und erneut von dort starten, ohne Treib- stoffmangel befürchten zu müssen.
       Schon drei Stunden lang flog „SSSR-KS 3“ über dem Venus- ozean, aber nirgends kam Land in Sicht. Vielleicht befand sich das Festland, das von der ersten Expedition entdeckt worden war, zur Zeit auf der Nachtseite des Planeten? Das schien mög- lich, und ob es auf der Venus weitere Kontinente gab, wußte keiner. Unbekannt war auch, wie lange die Venus für eine Drehung um die eigene Achse brauchte und wieviel Stunden demnach ein Venustag und eine Venusnacht dauerten. Womög- lich währte die Nacht über den orangeroten Wäldern des Kon- tinents noch Wochen. In diesem Fall mußte ein anderer Lande- platz gesucht werden. Aber gab es einen andern? Vielleicht war das seinerzeit von „SSSR-KS 2“ gesichtete Festland das einzige auf der Venus? ...
       Melnikow und Belopolski lösten sich ab. Jetzt führte Boris Nikolajewitsch das Schiff, und Belopolski ruhte sich aus, bereit, zu jeder beliebigen Sekunde dem Piloten beizustehen. Wie lange sie noch fliegen mußten, wußten sie nicht. Sich auf die Wellen inmitten des Ozeans herabzulassen, ohne das Ufer zu sehen, war unsinnig. Um jeden Preis mußte festes Land gefunden werden.
       Das Raumschiff flog die ganze Zeit geradlinig nach Westen, um die Sonne zu überholen. Zwar war das Gestirn durch die dicke Wolkendecke nicht zu erkennen, aber die empfindlichen Photometer, die außen am Rumpf angebracht waren, meldeten dem Kommandanten, daß die Kraft des Tageslichtes sich nicht verringerte und das Schiff demzufolge den Dämmerungsgürtel voraus noch nicht erreicht hatte.
       Paitschadse und Balandin kamen in die Kabine. Die Expedi- tionsleitung beriet.
       „Wenn sich kein Festland zeigt, können wir ja noch ein Stück in den Dämmerungsgürtel hineinfliegen“, sagte Belopolski.
       „Zu wenden und zurückzufliegen wäre auf jeden Fall zweck- los“, pflichtete ihm Balandin bei. „Selbst wenn es hinter uns Festland gibt, würde es uns wenig nützen. Das, was man den östlichen Teil des Planeten nennen könnte, taucht ja allmählich in Nacht.“
       „Vielleicht sollten wir am besten nach Norden oder Süden abdrehen?“ schlug Melnikow vor.
       „Das können wir immer noch machen“, erwiderte Belopolski. „Wir befinden uns auf derselben Breite, auf der wir vergangenes Mal geflogen sind. Unsere Aufgabe

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