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Das Erbe der Phaetonen

Das Erbe der Phaetonen

Titel: Das Erbe der Phaetonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgi Martynow
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nicht“, antwortete Melnikow. „Zunächst hatte ich bloß erst meine Vermutungen. Ich kann meinen Ge- dankengang in wenigen Worten schildern. Als wir feststellten, daß wir auf einem Fluß und nicht auf einer Bucht fuhren, mußte ich an die im Wasser schwimmenden Bäume denken, die wir bei unserer vorigen Expedition gesichtet hatten. Warum waren sie jetzt verschwunden? Weder auf dem Fluß noch auf dem Ozean, in den der Fluß ja mündet und in den er die Bäume hinaustreiben müßte, sind welche zu entdecken. Ich vermutete daher, daß stromaufwärts ein Hindernis sein müsse, das die Stämme aufhält.“
       „Völlig logisch“, bestätigte Balandin.
       „Aber an solch einem Hindernis“, fuhr Melnikow fort, „hätte sich in mehreren tausend Jahren eine riesige Menge Baum- stämme ansammeln müssen. Unter der Last immer neuer, strom- abwärts treibender Stämme hätten sie im Wasser versinken und schon seit geraumer Zeit den Fluß aufstauen und unterbrechen müssen. Aber das war nicht geschehen. Ich habe mir einzureden versucht, daß wir nur zufällig keinen Stämmen begegnet waren. Aber warum gab es ausgerechnet in der Mündung des Flusses keine, wo die Kraft der Strömung doch am geringsten ist?“
       „Ja, das ist schwer zu verstehen.“
       „Danach dachte ich zum erstenmal an ein künstliches Flößen
    von Holz. Ich verwarf die Vermutung zwar sogleich wieder, doch immer häufiger befiel mich dieser ‚törichte' Gedanke. Haben Sie die Zweige beachtet, die uns unterwegs begegnet sind? Sie schwammen nicht einzeln, sondern in Haufen. Als hätte jemand jeweils einen Armvoll in den Fluß geworfen. Zweige trieben im Fluß, aber keine Stämme. Schließlich stand es für mich beinahe fest, daß wir ein künstliches Hindernis zu Gesicht bekommen würden, das die Bäume aufhält Als wir dann hier vor den Stromschnellen stoppten, schienen sich meine Erwartungen aber doch nicht zu erfüllen. Ich hielt die Felsen im Fluß zunächst für ein natürliches Hindernis.“
       „Wirklich?“ Balandin blickte Melnikow verdutzt an.
       „Ja, im ersten Augenblick. Dann fiel mir ein sonderbarer Um- stand auf. Der Fluß ist in seiner ganzen Länge sehr breit. Die ,SSSR-KS 2' stieß damals ein wenig nördlich von hier auf ihn und verfolgte seinen Lauf noch weiter nach Norden. Bis zu den Bergen, wo er entspringt, verengt sich der Fluß nirgends so sehr wie an dieser Stelle. Einzig und allein hier treten die Ufer so dicht zusammen. Und gerade hier, wo auch jeder Ingenieur der Erde empfehlen würde, einen Staudamm zu bauen, steht dieses Wehr.“
       „Das ließe sich auch anders erklären“, widersprach Balandin. „Der Fluß kann in mehreren tausend Jahren viele Steine von den Bergen talwärts getragen haben. Und weil das Flußbett sich hier verengt, haben sie sich an dieser Stelle abgelagert.“
       „Nehmen wir an, es verhält sich so“, antwortete Melnikow. „Allerdings erscheint es kaum glaubhaft, daß die Strömung, selbst wenn sie noch so stark ist, solche Felsblöcke hierherbeför- dern konnte. Wir beide haben uns das Wehr von oben ange- sehen, vom Ufer aus. Ist Ihnen dabei nichts Ungewöhnliches auf- gefallen?“
       „Eigentlich nicht. Es sind gewöhnliche Stromschnellen.“
       „Da irren Sie sich, Sinowi Serapionowitsch! Diese Strom- schnellen sind ganz ungewöhnlich. Kommen Sie, wir werden einmal auf diesen Stapel steigen und genauer hinschauen.“
       Balandin maß den dichten Wald, der ganz nahe war, mit einem skeptischen Blick.
       „Aber wenn nun die Besitzer des Holzes plötzlich erschei- nen?“ sagte er.
       „Ich würde sie brennend gern sehen. Aber sie werden sich nicht blicken lassen. Darüber habe ich mir schon meine Mei- nung gebildet. Ich werde es Ihnen nachher erläutern.“
       Mühelos kletterten sie auf die fest gestapelten Stämme. Von oben konnten sie die Stromschnellen vortrefflich überblicken.
       „Ich bin einfach blind gewesen“, stieß Balandin plötzlich her- vor. „Das ist ja klarer als klar!“
       „Sie haben es vorher nicht gemerkt, weil Ihnen der Gedanke daran fern lag. Ich war darauf vorbereitet und entdeckte es des- halb sofort.“
       Ungestüm schossen die Wasser des Flusses zwischen den riesigen Steinen hindurch, die alle annähernd gleichgroß waren. Damit nicht genug – Balandin sah, daß die Steine nicht kreuz und quer durcheinanderlagen, sondern in drei Reihen schach- brettartig angeordnet.
       „Durch dieses

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