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Das Erbe der Phaetonen

Das Erbe der Phaetonen

Titel: Das Erbe der Phaetonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgi Martynow
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Regeln studieren“, sagte Melnikow. „Ich hatte auch den Eindruck, daß die eine auf das Boot sozusagen gezeigt hat.“
       „Studieren! Aber wie sollen wir sie studieren, wenn sie nicht da sind?“
       „Wir werden noch einmal hierher zurückkehren.“
       „Wenn wir die Stelle wiederfinden“, bemerkte Balandin niedergeschlagen.
       „Ich werde Sie jederzeit wieder hierherbringen. Was mir an Phantasie fehlt“ – Saizew schmunzelte –, „ersetzen die Naviga- tionsinstrumente.“
       „Nehmen Sie Kurs auf die Insel!“ warf Melnikow ein, als er merkte, daß der Professor ernstlich böse wurde. „Fürs erste genügt es. Konstantin Jewgenjewitsch ist sehr unzufrieden.“
       Belopolski hatte tatsächlich schon mehrmals gefunkt, das Boot solle sich nicht länger unterwegs aufhalten. Es wurde im Raumschiff mit Ungeduld erwartet.
       Saizew schaltete die Motoren auf äußerste Kraft voraus.
       Nach anderthalb Stunden lief das Boot durch die Fahrrinne, die man nun schon kannte, in den Fjord ein und machte am Raumschiff fest. Belopolski, Paitschadse und Toporkow emp- fingen die Expedition an der Tür der Luftschleuse.
       „Was ist denn mit Ihnen geschehen?“ fragte der Komman- dant, als er sah, daß Melnikow und Wtorow den Kopf verbun- den hatten. „Warum ist mir nicht gemeldet worden, daß die beiden verletzt sind?“
       „Wir haben ja gar keine Wunden, sondern nur Schrammen“, antwortete Melnikow.
       „Sofort ins Lazarett!“
       „Es ist doch nichts Ernstes.“
       „Das wird Stepan Arkadjewitsch entscheiden. Sinowi Sera- pionowitsch, ich muß mich sehr wundern! Wie konnten Sie das zulassen? Sie hatten die beiden sofort zum Schiff bringen müssen!“
       Balandin wies mit dem Blick auf Melnikow und hob viel- sagend die Schultern.
       „Das Unterseeboot muß in den Hangar gebracht werden. Für den Fall, daß ein Gewitter aufzieht“, sagte Saizew.
       „Das machen wir schon. Jetzt – ab ins Lazarett! Und dann wird geschlafen!“
       Aber der Professor weigerte sich hartnäckig, seine Kajüte aufzusuchen. Er wollte vorher das Stück Holz und die Zweige untersuchen, die er von dem Stapel an den Stromschnellen mit- gebracht hatte. Er wollte mit Andrejews und Korzewskis Hilfe feststellen, wann der Baum gefällt worden war und wie lange er im Fluß gelegen hatte. Die Errungenschaften der Botanik und der organischen Chemie sowie das Vorhandensein eines Elektronenmikroskops im Labor berechtigten zu der Hoffnung, daß man auf all diese Fragen eine Antwort finden würde.
       „Voraussetzung ist allerdings, daß die Bäume der Venus in ihrem Bau denen der Erde verwandt sind“, sagte Balandin zu Belopolski. „Und ich glaube, daß dies der Fall ist.“
       „Versprechen Sie mir, daß Sie mich wecken, sobald die Ana- lyse fertig ist“, bat Melnikow. „Sonst bleibe ich hier und warte.“
       „Geh schon, geh!“ Paitschadse drängte ihn zur Tür. „Wir wecken dich natürlich.“
       Die Laboruntersuchung dauerte mehrere Stunden. Sobald sie beendet war, lud Belopolski alle in die Rote Ecke ein. Verständ- licherweise ließ niemand auf sich warten.
       „Das Holz, aus dem der Stamm besteht“, begann Balandin, „weist einige Besonderheiten auf, ist aber im allgemeinen dem der Bäume auf der Erde verwandt. Wir nehmen an, daß man mit großer Wahrscheinlichkeit sagen kann, der Baum ist vor über achthundert Stunden von der Wurzel getrennt worden. Der Zustand der Holzfasern an der Bruchstelle und im Innern führt zu einem derartigen Schluß.“
       „Wieviel mehr Stunden als achthundert schätzen Sie?“ fragte Paitschadse.
       „Stanislaw Kasimirowitsch nimmt an, es werden etwa acht- hundert bis achthundertfünfzig Stunden seit dem Fällen ver- gangen sein.“
       Paitschadse wechselte einen Blick mit Belopolski.
       „Warten Sie“, sagte er. „Ich werde gleich einmal rechnen. Achthundertfünfzig. So! Das entspricht fünfunddreißig unserer Tage. Es müßte also, anders ausgedrückt, am 12. Juni geschehen sein.“
       „Um Mitternacht“, sagte Belopolski.
       „Wissen Sie etwa schon, wie lang ein Kalendertag auf der Venus ist?“ Balandin staunte.
       „Ja. Gestern genau vierzehn Uhr einunddreißig war Mittag.“
       „Wie haben Sie das ohne Sonne festgestellt?“
       „Mit Hilfe von Fotografien. Arsen Georgijewitsch hat jeden Tag Infrarotaufnahmen des Himmels gemacht. Auf ihnen kann man deutlich die

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