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Das Erbe der Phaetonen

Das Erbe der Phaetonen

Titel: Das Erbe der Phaetonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgi Martynow
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voraussehen, daß wir dergleichen brauchen würden! Niemand hat geglaubt, daß es im Ozean der Venus Leben gibt.“
       Es geschah zum erstenmal, daß der Expedition, die so sorg- fältig und wohlüberlegt ausgerüstet worden war, ein Gerät fehlte.
       Ob man wollte oder nicht – man mußte zu dem bisherigen Verfahren der Beobachtung zurückkehren.
       Aufmerksam betrachteten die Männer kleine Eidechsen, die sich unter den Wasserpflanzen verborgen hielten. Sie besaßen entfernte Ähnlichkeit mit Hatterias, Brückenechsen – bloß, daß sie nicht grün, sondern blau waren –, mit Gekkos, Agamiden, gehörnten Phrini oder Schlangenköpfen.
       „Tja, die Venus ist tatsächlich eine Schwester der Erde“, stellte Melnikow fest. „Wie sehr sich ihre Bewohner ähneln!“
       An einer Stelle stießen sie auf eine riesige Ansammlung von gepanzerten Tieren, in denen sie sogleich Verwandte der irdi- schen Schildkröten erkannten. Sie waren verschieden groß; wäh- rend einige einen Durchmesser von einigen Zentimetern auf- wiesen, maßen andere zwei und drei Meter. Langsam bewegten sie sich auf vier äußerst langen Gliederfüßen vorwärts. Ihre Panzer waren verschieden getönt, vom Zartrosa bis zum Dunkel- rot. Es sah so aus, als bewegten sich lebende kleine Garten- lauben, deren Dächer auf vier Pfosten stünden, auf dem Grund.
       Die Schildkröten taten, als bemerkten sie das Unterseeboot gar nicht, das über ihnen hing, aber sie hüteten sich, ihre Köpfe zu zeigen.
       Melnikow riet, einen Augenblick das Licht auszuschalten. Die List führte zum Erfolg. Als nach einigen Minuten der Schein- werfer wieder aufflammte, konnten die Männer gerade noch die dreiäugigen Köpfe sehen, die sogleich wieder unter den Panzern verschwanden.
       Nachdem die Sternfahrer dieses Manöver mehrmals wieder- holt hatten, wußten sie, daß sich diejenigen Schildkröten, die keinen runden, sondern einen ellipsoiden Panzer trugen, anders benahmen als die übrigen. Beim Aufleuchten des Scheinwerfers konnte man feststellen, daß sie sich auf die Hinterbeine gestellt und das Boot offenbar im Dunkeln gemustert hatten. Sie er- innerten mit ihren langen Vorderbeinen, die wie Arme herab- hingen, und mit ihren dreieckigen und dreiäugigen Schädeln entfernt an häßliche Affen. Sobald das Licht anging, fielen die sonderbaren Tiere wieder auf den Meeresgrund zurück, ver- steckten sich in ihren Panzern und glichen dann nur noch roten, regungslosen Hügeln. Kein einziges Mal erhob sich eines dieser Geschöpfe, wenn es hell war.
       Ein zweites Mal wurde der Radarschirm eingeschaltet. Nach- dem die Männer den Funkstrahl auf äußerste Schärfe eingestellt hatten, wurde das Bild ziemlich klar.
       Die vier Männer erkannten deutlich, wie sich drei längliche Schatten bei Eintritt der Dunkelheit flugs erhoben. Die ver- schwommenen Konturen ihrer Schädel bewegten sich hin und her, neigten sich wie bei einer Unterhaltung zueinander. Ein langer Gliederarm hob und senkte sich wieder.
       „Er hat auf uns gezeigt“, flüsterte Balandin aufgeregt. „Kein Tier ist einer derartigen Geste fähig.“
       „Meiner Meinung nach war das bloß eine bedeutungslose Be- wegung mit der Pfote“, entgegnete Saizew. „Sie übertreiben, Sinowi Serapionowitsch.“
       „Sehen Sie genauer hin!“
       Aber die Schildkröten machten keine Bewegung mehr, die man als Handbewegung hätte deuten können. Beinahe eine Stunde beobachteten die Astronauten diese Tiere, ohne das Licht einzuschalten. Ein vierter Schatten gesellte sich zu den dreien. Dann verschwanden alle vier.
       Der Scheinwerfer flammte auf. Nirgends waren mehr ellip- soide Panzer zu sehen. Wie zuvor krochen behäbig die runden Lauben auf dem Grund dahin und schienen sich nicht um das Boot zu kümmern. Jedoch die seltsamen Geschöpfe, die auf den Hinterbeinen zu stehen verstanden, waren fort.
       „Wo können sie sich versteckt haben?“ überlegte Balandin verständnislos. „Und warum sind sie geflüchtet? Da sie auf zwei Beinen laufen können, heißt das...“
       „Woher wollen Sie wissen, daß sie gehen können?“ unterbrach ihn Saizew. „Wir haben sie stehen sehen, das stimmt, aber dar- aus kann man doch nicht...“
       „Sie haben überhaupt keine Phantasie!“ Balandin ärgerte sich.
       Saizew lachte. „Dafür haben Sie zuviel. Sogar erstaunlich viel für einen Wissenschaftler.“
       „Diese Schildkröten müssen wir nach allen

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