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Das Erbe der Pilgerin

Das Erbe der Pilgerin

Titel: Das Erbe der Pilgerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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das«, meinte er, »ist eine lange Geschichte …«
    Einen Tag später brach eine kleine Karawane auf nach Toulouse. Dietmar, Rüdiger und Hansi ritten voll gerüstet, und auch der Medikus hatte sich in ein Kettenhemd gehüllt. Das würde den Ritt beschwerlicher machen, aber der Burgvogt hatte sich geweigert, zusätzliche Ritter für die Bewachung der drei Katapulte zur Verfügung zu stellen. Die waren immer noch nicht fertig gestellt, aber Dietmar wollte natürlich so schnell wie möglich nach Toulouse, als er von Sophias Aufenthalt in der Hauptstadt hörte.
    »Und die Mangonels nehmen wir mit!«, entschied Rüdiger, als Dietmar ihm die kleinen Waffen gezeigt hatte. »Die Idee, sie von den Zinnen der Stadt abzufeuern, ist hervorragend, und Handwerker finden sich wohl auch in Toulouse. Eher bessere, und vielleicht ist der Graf ja aufgeschlossener als der Herr de Montalban.«
    »Im Zweifelsfall werden ihn die Sterne erleuchten«, lachte Salomon. »Seine Maurin macht ihm das schon schmackhaft, da habe ich keine Angst. Und sie wird entzückt sein, sie brannte ja schon hier darauf, die Dinger endlich auszuprobieren.«
    »Sie sollten nur nicht noch in die Finger dieses Montfort fallen«, meinte Dietmar und rüstete sich bereitwillig. »Haben wir denn Fahrer für die Wagen?«
    Jedes der drei Katapulte war auf einen leichten Wagen gepackt worden, den zwei Maultiere zogen. Wie ihre großen Pendants waren sie in Teile zerlegt, aber es dauerte nicht Tage, sondern allenfalls ein oder zwei Stunden, sie herunterzuheben und zusammenzusetzen.
    »Zwei«, sagte Rüdiger. »Und …«
    »Einen lenke ich!«, sagte das Mädchen Esclarmonde. Die Albigenser in Montalban hatten sie freundlich aufgenommen. Für sie schien klar zu sein, dass sie wieder zu ihrem alten Glauben zurückkehren wollte. Das Mädchen war jedoch unentschlossen und nutzte nun die Gelegenheit, den eifrigen Missionaren zu entfliehen. »Ich kann Wagen lenken, das habe ich auch im Dorf schon getan. Unser Hof war ja verwaist.«
    Rüdiger und Dietmar blickten sie anerkennend an, Hansi mit unverhohlener Bewunderung. Die Kleine war also nicht nur in ihr Dorf zurückgekehrt, sondern hatte auch Anspruch auf den Hof ihres Vaters erhoben. Sicher ein weiterer Grund dafür, dass die Dörfler sie loswerden wollten.
    »Na, dann macht mal!«, meinte Rüdiger schließlich. »Wir müssen uns beeilen, damit wir vor Montfort in der Stadt sind. Wenn wir das überhaupt noch schaffen!«
    »Das hängt davon ab, wie viele Dörfer noch auf dessen Weg nach Toulouse lagen«, meinte Hansi. »So eilig hatten die’s nicht, dass sie sich eine Plünderung entgehen ließen …«
    Als die Reiter und Fahrer Toulouse einen knappen Tag später erreichten, herrschte an der Stadtmauer reges Treiben, und auch an die Befestigung des Château Narbonnais, der Burg des Grafen im Westen der Stadt, legten die Bürger gerade letzte Hand an. Männer, Frauen und sogar kleine Kinder arbeiteten fieberhaft, um die Mauer vor Montforts Eintreffen zu erneuern.
    »Montfort hat sie zerstören lassen, als er die Stadt das letzte Mal erobert hat«, erklärte der Medikus den Rittern. »Um künftige Verteidigung unmöglich zu machen. Aber seit der Graf zurück ist, wird hier mit aller Kraft gebaut. Unglaublich, was die Leute in der kurzen Zeit geleistet haben!«
    »Aber ob das hält?«, fragte Rüdiger skeptisch.
    Nicht überall war die Mauer mit Steinen ausgebessert, oft hatte man Erde, Balken und sogar die rosafarbenen Ziegel, für die Toulouse bekannt war, zu Hilfe genommen. Die Wachtürme waren aus Holz errichtet. Ihre Erbauer umkleideten sie gerade mit frischen Tierhäuten, um es den Belagerern zu erschweren, sie in Brand zu setzen.
    »Besser als nichts«, meinte Dietmar. »Und die Leute sind doch ganz pfiffig. Guckt mal, die Barrieren und Gräben, die sie davor aufgebaut haben. Das sind Stolperfallen für Pferde, und schwere Kriegsmaschinerie kriegt man gar nicht drüber. Pass bloß auf, Esclarmonde, dass die Achse des Wagens nicht bricht!«
    Dietmars strahlende Laune war an diesem Tag durch nichts zu trüben, während der Medikus umso besorgter wirkte. Bevor sie die Mauer noch ganz erreichten, lenkte Salomon sein Pferd neben den jungen Ritter. Dietmar hielt sich zielstrebig Richtung Palast und wirkte so beseelt, als brauche er nur dort hineinzusprengen, um Sophia sofort in die Arme zu schließen.
    »Dietmar, ich weiß nicht, ob Rüdiger schon mit Euch darüber gesprochen hat. Aber … Ihr seid Euch im Klaren, dass Eure

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