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Das Erbe der Pilgerin

Das Erbe der Pilgerin

Titel: Das Erbe der Pilgerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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sicher nicht, wenn du noch lange zögerst.«
    »Ich bin des Kämpfens müde«, sagte Geneviève leise.
    Sophia zuckte die Schultern. »Das sind wir alle. Wobei ihr ja die Macht habt, das Ganze schnell zu beenden. Eure Parfaits brauchten nur ihrem Glauben abzuschwören, und schon wäre der Kreuzzug vorbei. Montfort müsste abziehen – und würde sich schwarzärgern.«
    Seit Flamberts Tod schwand Sophias Verständnis für die Albigenser zusehends. Aber jetzt zog sie schon mal im Vorfeld den Kopf ein, in Erwartung einer scharfen Entgegnung von Geneviève. Ihre Freundin blieb jedoch still und verblüffte Sophia endgültig, indem sie kein schwarzes, sondern ein zwar sehr schlichtes, aber doch dunkelblaues Gewand wählte.
    Sophia war zu schüchtern, sie darauf anzusprechen, allerdings machte die Maurin sofort eine Bemerkung. Sie hatte Pferde für die Mädchen satteln lassen und wartete selbst mit ihrem Maultier.
    »Wie hübsch Ihr seid, Geneviève! Ihr solltet viel öfter Farbe tragen. Schade, dass Herr Rüdiger Euch so nicht gesehen hat. Aber nach der Schlacht wird es ihm Freude machen. Und Eurem Bruder hätte es auch gefallen.« Die Maurin schaute die junge Frau freundlich tröstend, aber auch forschend an.
    Geneviève sah zu Boden. »Mein Bruder starb als Parfait«, sagte sie leise. »Ich werde niemals perfekt sein.«
    Ariane, die ebenfalls gerade ihr Pferd erkletterte, griff sich an die Stirn. »Also, andere Leute würden sehr gern mit dir tauschen«, bemerkte sie spitz. »Wenn ich so wundervolles Haar hätte …«
    Ariane widmete ihrer Schönheitspflege neuerdings Stunden. Sie war verliebt in einen Ritter des Grafen von Foix und erging sich in endlosen Befürchtungen, in seinen Augen zu jung, zu klein, zu dünn oder anderweitig unvollkommen zu sein.
    »Ihr hättet die Kleine dalassen sollen«, meinte Sophia nach dem Abritt und lenkte ihr Pferd neben die Maurin. Geneviève war nach Arianes kindischer Bemerkung nur schweigend in sich zusammengesunken. »Sie glaubt, sie hätte eine Art Turnier vor sich. Und dabei könnte sie ihren Bernard heute sterben sehen.«
    Für die junge Ariane war dies die erste Schlacht. Bislang hatte man die Mädchen nur beim Ausreiten der Ritter zusehen lassen, nicht bei dem blutigen Gemetzel vor der Stadt und nicht beim Sterben in den Feldlazaretten.
    »Man kann sie nicht vor allem beschützen«, sagte Miriam. »Und sie wollte unbedingt mit. Hoffen wir also, dass der Graf von Foix auf seine jungen Ritter aufpasst.«
    Bernard war nicht viel älter als Ariane, er hatte erst ein Jahr zuvor seine Schwertleite gefeiert.
    Die Schlacht war bereits im Gange, als die Frauen und Mädchen den hölzernen Wehrturm erkletterten. Der Gestank in der Anlage war bestialisch – die Verteidiger bespannten das Äußere des Gebäudes nach wie vor regelmäßig mit frischen Tierhäuten, um es weniger leicht entzündbar zu machen. Natürlich blieben die im südfranzösischen Sommer nicht lange frisch …
    Ariane wirkte denn auch, als müsse sie sich übergeben, während Sophia und Geneviève viel zu ängstlich nach Dietmar und Rüdiger ausschauten, um zu viel von ihrer Umwelt wahrzunehmen. Miriam gesellte sich gleich zu Abram und der Mangonel. Das Geschütz bewährte sich gut, die Schützen schickten den Angreifern eine Steinkugel nach der anderen entgegen. Die Treffsicherheit war allerdings nach wie vor katastrophal.
    »Ich lasse sie so weit schießen wie möglich, damit sie nicht aus Versehen unsere eigenen Leute umbringen«, raunte Abram seiner Gattin zu. »Aber bei den Mengen an Fußsoldaten, die Montfort anführt, können sie eigentlich schießen, wohin sie wollen. Irgendwen treffen sie immer.«
    Das stimmte. Die Verstärkung der Kreuzfahrer hatte nur aus sehr wenigen Rittern, aber Hunderten von nicht berittenen Kämpfern bestanden. Sie wuselten nun überall herum und wirkten auf den ersten Blick eher hinderlich für den Kampf als nützlich. Tatsächlich stellten sie allerdings eine durchaus ernst zu nehmende Bedrohung dar. Mit ihren Spießen, einer Art mit Haken und Spitzen versehenen Speeren, holten sie so manchen Ritter vom Pferd, der zum Beispiel durch den Nahkampf mit einem anderen abgelenkt war. Und vor allem machten sie jeden, der fiel, mit Knüppeln und Messern gnadenlos nieder. Bevor er nach einem Sturz nicht wieder aufgestanden war, half einem Ritter sein Schwert schließlich wenig.
    Geneviève und Sophia suchten nach Rüdigers und Dietmars Wappen, und auch Hansi, der einen Pfeil nach dem anderen

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