Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Erbe der Pilgerin

Das Erbe der Pilgerin

Titel: Das Erbe der Pilgerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
Vom Netzwerk:
bestätigt. Man würde den jungen Burgherrn in Gnaden wieder aufnehmen.
    Schließlich doch lächelnd begab sich Gerlin zu Luitgarts Kemenate.

Kapitel 2
    H ansi und Esclarmonde machten sich nur kurze Zeit nach Miriam und Abram auf den Weg in seine Besitztümer bei Bouvines. Wobei es Hansi nicht leichtfiel, seinen langjährigen Freund und Waffengefährten Rüdiger zu verlassen.
    »Ich komm mir ganz treulos vor«, gestand er dem Medikus. »Gerade jetzt, wo es ihm nicht gut geht …«
    Für Rüdiger war an den wochenlangen Heimritt ins Frankenland noch nicht zu denken – und so hingen auch Dietmar und Sophia in Toulouse fest. Der Falkenberger verkraftete das nicht allzu leicht, zumal die Option, seinem Neffen einfach ein paar Wochen später zu folgen, nicht mehr bestand. Ein Mann, der kein Schwert führen konnte, brauchte den Schutz einer Gruppe.
    »Wie wollt Ihr ihm denn helfen?«, fragte Salomon den früheren Knappen. »Ihr wart Freunde und Kampfgefährten – und rechte Haudegen! Denkt Ihr wirklich, er wollte Euch jetzt als Leibwache oder gar Kammerdiener, der ihm in seine Beinlinge hilft? Im Übrigen wird er sich ja erholen. Wartet ab: Wenn Ihr Eure Söhne einst als Knappen nach Falkenberg schickt, tjostet sie Herr Rüdiger mit links vom Pferd!«
    Hansi und Esclarmonde reisten also im September ab – während die anderen notgedrungen auch noch das Weihnachtsfest in Toulouse verbrachten. Für Geneviève war das nicht einfach – im Gefolge der Herrin Leonor kam sie nicht um den Besuch der katholischen Weihnachtsmessen herum.
    »Ich bleibe auf keinen Fall bis Ostern!«, erklärte sie denn auch, als der Medikus vorschlug, die Reise noch ein paar weitere Wochen zu verschieben, bis es wärmer würde.
    Nun war der Winter in Okzitanien erträglich – aber in den Bergen und auch am Ziel der Reise musste mit schlechtem Wetter gerechnet werden. Für Rüdiger mit seinen eben verheilten Knochen würde das nicht leicht werden – und auch Salomon selbst graute es vor den Nächten in klammen Zelten und Decken. Davon abgesehen stand sein Entschluss jedoch fest – er würde sich das Drama der Albigenser in Okzitanien nicht bis zum Ende anschauen. Und er wollte Gerlin von Lauenstein wiedersehen, egal, was es ihn kostete – körperlich wie seelisch.
    Rüdiger hielt sich schließlich im Januar für reisefähig, und auch Dietmar wollte nicht länger warten. Salomon regte an, wenigstens einen Wagen mitzunehmen – die Frauen würden doch ihre Kleider und ihren Schmuck bei sich haben wollen …
    Rüdiger erkannte die Finte sofort. »Ich mag kein Schwert mehr schwingen können, aber das heißt noch nicht, dass ich auch gefahren werden müsste wie ein altes Weib!«, beschied er den Arzt. »Ein Wagen würde uns nur aufhalten, gerade im Winter. Die Truhen der Frauen wird die Gräfin im Sommer nachschicken. Darum brauchen wir uns nicht zu kümmern.«
    Salomon fügte sich also und bestieg seufzend die weiße Maultierstute Sirene. Sie hatte ihm vor vielen Jahren schon einmal gehört, und Miriam hatte sie ihm nun wieder überlassen. Salomon hatte zunächst wenig begeistert darauf reagiert.
    »Das Tier sieht ja noch gut aus, aber es muss über dreißig Jahre alt sein!«, wandte er ein. »Und ich bin gewöhnt an meine Stute.«
    Miriam lächelte sardonisch. »Dann gewöhn dich um«, beschied sie ihn. »Oder glaubst du wirklich, du kämest in Lauenstein als Gérôme de Paris durch, christlicher Heiler mit Studium im braven Salamanca? Du wirst wieder als Jude leben müssen!«
    »Und dafür danke ich Gott«, sagte Salomon würdevoll.
    Aber dann wurde ihm schnell klar, was sie meinte. Viele christliche Gegenden verboten Juden den Besitz von Pferden. Wenn sie reiten wollten, waren sie auf Esel oder Maultiere beschränkt. Nun war Sirene noch gut zu Fuß und ein äußerst angenehmes Reittier. Auf den felsigen Wegen durchs Gebirge und den langen Trabstrecken in den Wäldern ruhten Rüdigers Blicke mitunter fast neidvoll auf der mühelos neben den Zeltern der Frauen dahinschwebenden Stute. Allerdings entfuhr dem Ritter kein Laut der Klage, selbst nicht, als Salomon zugab, dass ihn nach einer Nacht im schneebedeckten Zelt alle Knochen schmerzten. Rüdiger ritt seinen Hengst schon fast wieder mit der gewohnten Geschicklichkeit, einhändiges Lenken waren Schlachtrosse überdies gewöhnt.
    Vom kalten, teils regnerischen Wetter abgesehen, gestaltete sich die Reise auch ohne jegliche Komplikationen. Anscheinend scheuten selbst Wegelagerer die vom Regen

Weitere Kostenlose Bücher