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Das Erbe der Pilgerin

Das Erbe der Pilgerin

Titel: Das Erbe der Pilgerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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wieder eine Gauklerverkleidung?«, hatte Salomon ungnädig gefragt – musste Abram aber letztlich Recht geben.
    Um nach Granada zu kommen, mussten die beiden durch mehrere hispanische Königreiche. Als Mauren konnten sie auf keinen Fall reisen, als Juden würde es beschwerlich. Christliche Sterndeuter, die von einem Markt zum anderen zogen, kontrollierte dagegen niemand.
    Hansi küsste seine Esclarmonde schließlich herzlich zum Beweis ihrer Eheschließung im Kreis der Ritter, Rüdiger und Geneviève streiften einander nur leicht mit den Lippen. Sie hatten auch vorher beim Bankett wenig gegessen und dem Wein kaum zugesprochen.
    »Sie hat ihn doch jetzt nicht womöglich bekehrt?«, fragte die misstrauische Gräfin ihren Mann – aber die Brautleute fieberten sichtlich dem Alleinsein nach der Feier entgegen. Der Medikus hatte schließlich ein Einsehen und bat das Grafenpaar, Rüdiger früh zu entschuldigen, der Zustand seines Patienten erlaube noch keine langen Festivitäten.
    »Sie ist von Sinnen«, seufzte der Graf und sah Geneviève bedauernd nach, als die Brautleute aufstanden. »Ein solches Vollblutweib, aber erst hat sie nichts im Kopf als zu predigen, und dann sucht sie sich einen Mann, der sich keine zwei Stunden auf den Beinen halten kann. Wahrscheinlich findet sie Vergnügen daran, ihn ins Bett zu bringen und zu pflegen …«
    »Das glaube ich nicht«, lächelte die Gräfin mit einem Blick auf die ineinander verschränkten Finger des jungen Paares. »Zumindest nicht so, wie du es dir vorstellst. Ins Bett bringen wird sie ihn schon …«
    Rüdiger wirkte denn auch keineswegs ausgeruht, sondern eher noch ziemlich ermüdet, als die Freunde sich am nächsten Tag vor Tau und Tag trafen, um Miriam und Abram auf den Weg zu bringen. Er stieg zum ersten Mal wieder auf ein Pferd – der Medikus, die Ritter und die Mädchen begleiteten die »Mauren« zu einem Wagenbauer am Stadtrand. Natürlich hätten sie sich ihr exotisches Gefährt auch ins Château liefern lassen können, aber Miriam wollte nicht, dass das Grafenpaar sich unnötige Gedanken machte. Vergnügt inspizierte sie die beiden gescheckten Maultiere, die den Karren ziehen sollten.
    »Ihr wollt den guten Raymond also wirklich seinem Schicksal überlassen«, scherzte Rüdiger – schon um davon abzulenken, wie sehr ihn der nur kurze Ritt noch angestrengt hatte. »Habt Ihr wenigstens noch die Enthüllung vom Himmel fallen lassen, dass man am ehesten etwas über Feindbewegungen erfährt, indem man Spione anheuert?«
    Miriam lachte. »Das hättet Ihr mir gestern sagen sollen. Aber was auch immer – der Graf frohlockt, er hat sein Ziel ja auch erreicht. Ich glaube nicht, dass ihm noch mal jemand Toulouse wegnimmt. Aber der Krieg als solcher wird weitergehen. Und bei aller Liebe für den Grafen und die Menschen hier: Uns wird da einfach der Boden zu heiß.«
    »Im wahrsten Sinne des Wortes«, fügte Abram hinzu. »Die Scheiterhaufen brennen doch weiter – spätestens in ein paar Monaten haben sich die Kreuzfahrer wieder gefangen, und dann werden sie nicht ruhen, bis sie den letzten Albigenser vom Erdboden getilgt haben.«
    »Das schaffen sie nicht!«, behauptete Geneviève. »Der wahre Glaube der Bonhommes wird sich durchsetzen!« Sie wirkte an diesem Tag gelöster denn seit Wochen, und sie verteidigte zum ersten Mal wieder ihren Glauben. Abram lachte bitter und auch die anderen blickten skeptisch. »Sie haben auch euch nicht vom Erdboden getilgt«, argumentierte Geneviève in Richtung der Juden. »So viele Jahre Verfolgung, und es gibt immer noch Hebräer.«
    Abram stöhnte. »Das Judentum vertritt aber nicht die Ansicht, es sei Gottes Gebot, die körperliche Liebe zu meiden und kinderlos zu sterben«, meinte er dann und blinzelte Miriam zu. »Insofern wachsen wir nach …« Miriam streichelte vielsagend über ihren noch flachen Bauch. »Und davon abgesehen, Herrin Geneviève … nehmt es mir nicht übel, aber wir beweisen auch in anderer Hinsicht deutlich mehr Stehvermögen.« Abram grinste. »Wir fallen zum Beispiel nicht gleich beim Blick auf den nächsten schönen Ritter von unserem Glauben ab.«
    Geneviève war nicht konvertiert, aber als der Hofkaplan die Paare nach der Eheschließung segnete, hatte sie auch nicht protestiert. Jetzt errötete sie.
    Rüdiger legte ihr behutsam die Hand auf den Arm. »Ein paar Gebete hier oder ein Segen dort«, meinte er tröstend, »wird Gott dir schon nicht übel nehmen.«
    »Außerdem bin ich ohnehin verdammt«, sagte

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