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Das Erbe der Pilgerin

Das Erbe der Pilgerin

Titel: Das Erbe der Pilgerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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des Bischofs haben. Der hat sich schließlich so großzügig gezeigt … man könnte meinen, er bezwecke damit eine Machterweiterung.«
    Florís schüttelte den Kopf. »Ach was. Den Bischof von Mainz interessiert die Gegend hier wenig – zumindest, solange man ihre Zugehörigkeit zu seinem Bistum nicht infrage stellt. Das wird er dem Bischof von Bamberg auch in Zukunft nicht raten, und stellt das gleich klar, indem er deinen Feldzug finanziert. Wobei der Entschluss dazu ja ziemlich spät gefallen ist, was wiederum bestimmt in Verbindung mit deinen guten Beziehungen zu König Friedrich steht.«
    Dietmar nickte desinteressiert. Im Grunde hatte er genug von all den politischen Ränkeschmieden. Kein Wunder, schließlich hatte er damit die gesamten vergangenen Monate verbracht. Nach der Schlacht bei Bouvines hatten ihn sowohl der König von Frankreich als auch König Friedrich belobigt und ausgezeichnet. Philipp hatte ihm Ritter gestellt, König Friedrich vor allem ein Berechtigungsschreiben, das seine Ansprüche auf Lauenstein unterstützte. Bevor die Sache jedoch vorgetragen und alle Papiere ausgeschrieben waren, hatten unendlich viele Wartestunden auf Audienzen, die Teilnahme an Banketten und Jagden angestanden. König Friedrich lud auch Gerlin und Florís an seinen Hof, stellte ihnen Fragen und forderte Florís zur Teilnahme an den Spielen seiner Ritter auf. Offensichtlich ging es ihm darum, die Ratgeber seines jungen Gefolgsmanns zu prüfen, was klug und huldreich war – aber auch zeitraubend. Und zuletzt war noch ein langer Besuch bei Dietmars eigentlichem Lehnsherrn, dem Bischof von Mainz, unvermeidlich gewesen. Siegfried von Eppstein wollte vor allem klarstellen, dass Roland von Ornemünde keine Chance haben würde, sich womöglich mit seinem Amtsbruder in Bamberg zu verbünden. Lauenstein lag deutlich näher an Bamberg denn an Mainz. Die Gefahr, dass Bischof Eckbert von Andechs die Gelegenheit ergriff, die reiche Grafschaft seinem Bistum einzuverleiben, war nicht von der Hand zu weisen. Insofern war Dietmar schließlich unerwartet reiche Unterstützung durch den Mainzer Kirchenfürsten zuteilgeworden. Der Bischof stellte ein paar Ritter, vor allem aber sehr viel Geld. Dietmars finanzielle Situation überstieg seine kühnsten Träume. Er konnte nicht nur seine Ritter über lange Zeit ernähren, es war sogar eine Blide, ein hölzernes Katapult zur Beschießung belagerter Burgen, in Auftrag gegeben worden. Lauenstein lag angeschmiegt am Berg, nicht auf seiner Spitze. Man konnte also oberhalb der Feste eine sogenannte Trutzburg oder Belagerungsburg errichten und die Anlage von dort aus angreifen. Das war allerdings überaus teuer. Und Gerlin war ebenso wenig wohl dabei wie Dietmar.
    »Wir wollen die Burg erobern, nicht zerstören!«, hatte sie ablehnend bemerkt, als Rüdiger den Vorschlag machte, das Geld des Bischofs für den Bau eines solchen Stützpunktes zu verwenden und obendrein ein Geschütz aufzufahren.
    »Und es könnte gefährlich für Sophia werden, wenn wir die Burg beschießen!«, wandte auch Dietmar ein.
    Rüdiger stimmte nicht mit ihnen überein. »Du glaubst doch wohl nicht, dass sie das Mädchen auf die Zinnen stellen, wenn da Kugeln fliegen!«, meinte er. »Und um die Mauern der Burg mache ich mir auch keine Sorgen. Die müsste man jahrelang mit Steinen bewerfen, um sie zu zerstören. Bei diesen Katapulten geht es mehr darum, den Gegner zu zermürben. Man schießt über seine Mauern, er kann sich niemals sicher fühlen. Man visiert seine bemannten Verteidigungslinien an – wobei man selten trifft. Aber die Wirkung ist meist enorm, die Leute fliehen wie die Hasen.«
    »Man muss nicht einmal Steinkugeln verschießen«, begütigte Florís seine aufgebrachte Gattin.
    Gerlin schüttelte den Kopf. »Was willst du sonst verschießen? Die Köpfe der Gefallenen? Wie damals die Kreuzritter? Oder Pestleichen, die alles verseuchen? Am harmlosesten sind wohl noch Körbe mit Exkrementen, aber das empfinde ich als eines Ritters nicht würdig!«
    Florís lachte. »Womit ich ganz deiner Ansicht bin. Eigentlich sind Belagerungsmaschinen eines Ritters ohnehin nicht würdig. Aber die Erfahrung zeigt, dass sich viele Herren höchst unritterlich in die Hose machen, sobald sie vor ihren Burgen aufgefahren werden, und diese Erfahrung würde ich Herrn Roland gern ermöglichen. Über die Blide und ihren Einsatz können wir aber auch später noch entscheiden. Wichtig ist erst mal die Trutzburg, und die bietet noch andere

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