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Das Erbe der Runen 01 - Die Nebelsängerin

Titel: Das Erbe der Runen 01 - Die Nebelsängerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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verärgert, und Keelin zog sich hastig die gröbsten Halme aus Kleidung und Haaren.
    »Du kennst den Falkner?«, fragte Meklun überrascht.
    Bayard nickte. »Er kam gestern mit dem Heer aus Sanforan.«
    »Hat man dir keine Unterkunft zugewiesen, dass du im Falkenhaus nächtigen musst?«, wandte sich der Falkner wieder an Keelin.
    »Doch, aber …«
    »Und hat man dir in Sanforan nicht beigebracht, dass es sich nicht ziemt, Gespräche zu belauschen?«
    »Doch, wohl.«
    »Gut.« Der Falkner verschränkte die Arme auf dem Rücken und hob den Kopf. »Ich warte.«
    »Ich kam noch einmal hierher, um nach meinem Falken zu sehen«, beeilte sich Keelin zu erklären. »Ich war sehr müde und muss wohl versehentlich eingeschlafen sein. Erst als ich Eure Stimme hörte, erwachte ich.«
    »Was hast du gehört?«
    »Nicht viel, nur dass Heermeister Bayard einen Kundschafter sucht, der einen Spähtrupp auf die andere Seite des Pandarasgebirges begleitet.«
    »Und da erdreistest du dich einfach, dem Heermeister deine Dienste anzubieten«, knurrte Meklun zornig.
    »Ich bitte darum, mich dem Spähtrupp anschließen zu dürfen«, erwiderte Keelin selbstbewusst, breitete die Arme aus und deutete eine leichte Verbeugung an. »Heermeister Bayard sucht einen Kundschafter – hier ist er.«
    »Du wirst nirgendwo hingehen!« Die Stimme des Falkners bebte vor unterdrücktem Zorn. »Zwei Tage in der Arrestzelle werden dich lehren, wie man sich Ranghöheren gegenüber verhält.«
    »Warte!« Bayard hob beschwichtigend die Hand. »Keelin hat schon einmal einen Spähtrupp begleitet, der unter meinem Befehl stand«, erklärte er. »Obwohl er noch sehr jung ist, hat er seinen Auftrag tadellos erfüllt. Für die bevorstehende Aufgabe benötige ich Männer, die mit ganzem Herzen dabei sind.« Er schaute Keelin kurz an und fuhr dann fort: »Er verhält sich respektlos, das ist wahr. Dennoch bitte ich dich, seinem Ersuchen stattzugeben.«
    »Du willst diesen Jungfalkner wirklich mitnehmen?«
    »Ich denke, er hat einen guten Grund, uns begleiten zu wollen.« Bayard nickte.
    »Es gibt weit erfahrenere und fähigere Kundschafter in der Festung«, gab der oberste Falkner mit einem geringschätzigen Seitenblick auf Keelin zu bedenken.
    »Und dennoch …« Bayard ließ sich nicht beirren.
    »Nun gut.« Obwohl der Falkner sich bemühte, den Anschein von Unmut zu wahren, entging Keelin nicht, dass er bei allem Groll doch erleichtert war, die Suche so schnell beendet zu haben. »Dann ist alles gesagt«, meinte er und öffnete die Tür des Falkenhauses. »Ich wünsche dir viel Glück, mein Freund. Möge Asnar schützend die Hand über dich halten.«
    »Falls er es vergessen sollte, habe ich ja noch meinen Beidhänder.« Bayard grinste. »Und dich sehe ich bei Sonnenaufgang am Tor«, wandte er sich an Keelin.
     
     
     
    Wirre Träume durchzogen Ajanas Schlaf.
     
    Sie ritt mit ihrer Freundin Saskia über Hügel und Weideland, durch schattige, sommergrüne Wälder und leise murmelnde Bäche. Das lange schwarze Haar ihrer Freundin wehte offen im Wind. Sie sprachen kein Wort, doch das Lächeln auf Saskias Lippen verriet, dass sie sich glücklich und frei fühlte. Immer weiter ritten sie, durch Gegenden, die sie nie gesehen hatten, durch wilde, urwüchsige Wälder und endlose Steppen. Die Pferde schienen unermüdlich und jagten im Galopp auf das Gebirge zu, das am Horizont aufragte.
    Die Sonne stand so unerschütterlich am Himmel, als wäre sie dort festgewachsen. Zeit spielte keine Rolle. Die Berge, steinerne Riesen vom Anbeginn der Zeit, kamen näher; die schneebedeckten Gipfel reckten sich Ehrfurcht gebietend viele tausend Meter in die Höhe.
    Sie wollte Saskia etwas zurufen, doch plötzlich war es nicht mehr die Freundin, die an ihrer Seite ritt. Es war Inahwen, die sie mit wehenden Gewändern auf einem herrlichen Schimmel begleitete, ihr Blick war den Bergen zugewandt, das Gesicht von Sorge gezeichnet.
    Dann wurde es dunkel. Obwohl die Sonne hoch am Himmel stand, ritten Ajana und Inahwen mitten in eine düstere, nebelverhangene Moorlandschaft hinein. In ein Land, wo die Sonne keine Macht besaß.
    Hier war es kalt. Kalt und unheimlich. Überall lauerten Gefahren. Ajanas Pferd wurde langsamer, als spürte es die Bedrohung, und schnaubte nervös. Ajana schaute zu Inahwen hinüber, doch die Gestalt der Elbin war durch die immer dichter werdenden Nebel kaum noch zu erkennen. Zweimal sah sie das Fell des Schimmels noch zwischen den schwarz verkrüppelten Bäumen

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