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Das Erbe der Runen 01 - Die Nebelsängerin

Titel: Das Erbe der Runen 01 - Die Nebelsängerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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»Heermeister«, sagte er feierlich. »Wollt Ihr den Trupp auf der Suche nach der Höhle der Seelensteine führen und über das Leben der Nebelsängerin wachen? Ihr kennt das nördliche Pandarasgebirge besser als jeder andere.«
    »Es wäre mir eine Ehre, Prinz Gathorion.« Bayard erhob sich mit einem Lächeln auf den Lippen, nickte kurz und schlug die geballte Faust vor die Brust.
    »Ich hätte es von Euch auch nicht anders erwartet.« Gathorion schien zufrieden. »Dann wählt die sechs besten Krieger für dieses Unterfangen aus. Ich vertraue auf Euer Urteil. Ihr kennt die Männer hier wie kein anderer. Verschweigt nicht, wohin der Auftrag führt, doch gebt niemandem etwas von der Nebelsängerin preis. Ich möchte nicht, dass es Unruhe unter den Kriegern gibt.«
    »Fünf!« Toralf erhob sich. »Du musst nur fünf Männer auswählen.« Grimmige Entschlossenheit sprach aus seiner Miene, als sein Blick von Bayard zu Gathorion wanderte. »Ich gehe mit.«
    »Es ist ein gutes Gefühl, dich dabei zu wissen, Freund.« Bayard reichte Toralf die Hand, und dieser schlug ein. »Eher wird meine Axt stumpf, als dass diese Barbaren Hand an die Nebelsängerin legen«, schwor er feierlich.
    »So sei es.« Gathorion nickte. »Artis von Blute der Onur wird während Eurer Abwesenheit den Befehl über Eure Einheit erhalten. Er stand Euch lange und zuverlässig zur Seite.«
    »Artis ist ein guter Mann.« Toralf hatte keine Einwände. »Nun, dann ist ja so weit alles geklärt. Es fehlen nur noch die anderen.« Bayard erhob sich und ging zur Tür, doch bevor er sie öffnete, drehte er sich noch einmal um und sagte an Ajana gewandt: »Macht Euch keine Sorgen. So wahr die Rösser Mähnen tragen, werden wir Euch sicher über die Berge geleiten – und auch wieder zurück.«
     
     
     
    Wütend stapfte Keelin durch die abendliche Dunkelheit auf das Falkenhaus zu.
    In der Unterkunft hatte er sich seine Wut nicht anmerken lassen. Doch kaum dass er das Gebäude verlassen hatte und sich unbeobachtet fühlte, ballte er eine Hand zur Faust und schlug sich damit in die flache Hand, um seinem Ärger Luft zu machen. Er hatte damit gerechnet, dass ihm die anderen das vermeintliche Unrecht irgendwann heimzahlen würden, allerdings nicht so bald.
    Das ungute Gefühl, dass die jungen Raiden etwas im Schilde führten, hatte ihn schon an der Tür angesprungen, als er die karge Unterkunft nach der abendlichen Mahlzeit aufgesucht hatte. Eine gespannte Erwartung hatte fast greifbar in der Luft gelegen. Er hatte sich jedoch nichts anmerken lassen. Die hämischen, erwartungsvollen Seitenblicke der anderen, die sich schlafend gestellt und dennoch jeden seiner Schritte aus den Augenwinkeln verfolgt hatten, hatte er bewusst übersehen und seine Schlafstatt unauffällig nach Hinweisen auf eine mögliche Schandtat abgesucht. Zunächst war ihm nichts aufgefallen. Das Lager schien unberührt. Erst als er sich gesetzt hatte, um die Stiefel auszuziehen, hatte er es gemerkt: Der Strohsack war nass. Und nicht nur das. Er stank erbärmlich.
    Das unterdrückte Gelächter der anderen, die nicht mehr an sich halten konnten, klang ihm immer noch in den Ohren nach. Nur mit einer enormen Willensanstrengung war es ihm gelungen, Übelkeit, Ekel und Wut zu unterdrücken und die Kammer zu verlassen, ohne die Haltung zu verlieren. Selbst als sich die anderen triumphierend von ihren Lagern erhoben und ihm voller Häme nachgerufen hatten: »Keelin, der Feigling, hat vor Angst die Schlafstatt bepisst!«, hatte er nichts von dem preisgegeben, was in ihm vorging.
    Die Rufe hallten wie ein Schmähgesang durch seine Gedanken und sorgten dafür, dass das Feuer der Wut nicht erlosch. Verbissen suchte er nach einer Möglichkeit, die Demütigung zu vergelten. Doch wie damals am Hafen, als die Fischerjungen ihn auf das Schlimmste erniedrigt hatten, wusste er sich auch jetzt nicht zu wehren.
    So zog er es vor, die Nacht im Falkenhaus zu verbringen. Der Gedanke, dort zu nächtigen, war nicht sehr verlockend, aber immer noch besser, als auf einer Matratze zu schlafen, die mit dem Harn seiner Widersacher getränkt war.
    Im Falkenhaus angekommen ging er zu Horus, der auf einem Bock hockte. Der Falke blinzelte schläfrig, und seine Verwirrung streifte Keelins Bewusstsein. Er spürte, dass Horus unruhig wurde, und ergriff eine bereitliegende Spinnfeder, um ihn damit beruhigend an der Brust zu streicheln. Eine der ersten Lektionen, die ein angehender Falkner lernte, war, dass Falken ein sehr

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