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Das Erbe der Runen 01 - Die Nebelsängerin

Titel: Das Erbe der Runen 01 - Die Nebelsängerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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sehnt.«
    »Ich weiß.« Ajana nickte. Seit sie die Hütte der Alten verlassen hatten, wurde ihr mehr und mehr bewusst, dass es für sie nur einen einzigen Weg nach Hause gab. Sie musste ihre elbische Vorfahrin in der Höhle der Seelensteine finden.
    »Dann bist du bereit?«
    »Ja, das bin ich.« Ajana zögerte nicht mehr. Den ganzen Weg zurück zur Festung hatte sie Zeit gehabt, über alles nachzudenken, und Ängste und Hoffungen gegeneinander abgewogen. Die Berichte von Elben, Dämonen und Magie klangen in ihren Ohren zwar noch immer wie phantastische Geschichten, doch sie musste es wagen.
    »Du bist sehr mutig.« Gathorion bedachte sie mit einem anerkennenden Lächeln. »Dann …«
    »Wartet!«, rief Toralf und hob Einhalt gebietend die Hand. »Das ist ein viel zu großes Wagnis. Die Höhle der Seelensteine liegt mitten im Gebiet der Uzoma. Wie könnt Ihr sie fragen, ob sie bereit ist, dorthin zu gehen? Sie weiß doch gar nicht, was sie drüben erwartet. Sie kennt weder die Tücken des Gebirges, noch kann sie die Gefahren einschätzen, die auf dem Weg zur Höhle lauern. Das Gebiet jenseits des Pandarasgebirges ist in den Händen der Uzoma. Sie werden Ajana so leicht fangen, als säße sie in einem vernagelten Fass. Man munkelt, sie hätten einen Dämon als Verbündeten, und wer weiß, welch grausigen Vorteil der ihnen bringt.« Der Heermeister verstummte und fuhr sich über den Bart, ein Zeichen, wie aufgewühlt er war. »Wir haben mehrfach versucht, Kundschafter oder Spähtrupps in die Nähe des Uzomaheeres zu bringen. Ich muss Euch nicht sagen, mit welchem Ergebnis.«
    »Aber das ist es doch!«, warf Bayard ein. »Sie rechnen nicht damit, dass wir die Grenze noch einmal überschreiten.«
    »Glaubst du wirklich, das sei ein Vorteil?« Toralf machte keinen Hehl daraus, wie wenig er von Bayards Einwand hielt. »Du weißt so gut wie ich, was seit einem Silbermond auf der anderen Seite des Passes vor sich geht. Nie zuvor waren dort so viele Uzoma versammelt. Tausende Feuer erhellen des Nachts den Himmel über dem Grinlortal. Überall wimmelt es von Kriegern. Es grenzt an ein Wunder, unbemerkt dort hindurchzukommen. Doch Wunder sind rar in diesen dunklen Zeiten.«
    »Wir haben keine andere Wahl«, erklärte Bayard entschlossen. »Und es ist eine Gelegenheit, die wir nutzen müssen.«
    »Jeder Schritt will sorgfältig erwogen sein«, ergriff Inahwen das Wort. »Ajana brachte uns das Samenkorn der Hoffnung zurück, doch ob daraus je eine Pflanze erwachsen wird, liegt in unserer Hand.«
    »Sie muss gehen«, sagte Gathorion, bevor Toralf etwas erwidern konnte, und erhob sich. »Ajana muss die Berge überqueren. Nur dort, an den Ufern des Arnad, vermag sie sich ihrer Aufgabe zu stellen und das Schicksal zu erfüllen, an das sie kraft ihres Blutes gebunden ist. Und nur dort, in der Höhle der Seelensteine, kann sie jenes Wissen erlangen, das ihr keiner in Nymath vermitteln kann. Die Zukunft der Vereinigten Völker entscheidet sich nicht hier in der Festung, sondern auf der Nordseite des Pandaras, im Land der Uzoma.« Er schwieg und schaute Ajana an, die den Blick ernst erwiderte. »Ich sehe ein Licht in der alles verschlingenden Dunkelheit«, sagte er mit einem wissenden Lächeln, wurde aber sogleich wieder ernst. »Doch dieses Licht ist schwach und vermag einem Sturm kaum zu trotzen. Es ist an uns, es zu schützen und zu behüten, und nur wenn wir mit all unseren Kräften zu ihr stehen, dürfen wir wieder hoffen. Wenn Ajana ein Leid geschieht, ist alles verloren. Dann wird Nymath nur noch so lange bestehen, wie die Zahl der Krieger ausreicht, es mit Schwert und Bogen zu verteidigen.«
    »Was schlagt Ihr vor?« Bayard musterte den Elbenprinzen aufmerksam. Doch bevor dieser antworten konnte, meldete sich Toralf wieder zu Wort.
    »Und wenn sie scheitert?«, gab er zu bedenken. »Wenn die Uzoma sie finden und verschleppen, ehe sie auch nur eines der beiden Ziele erreicht hat?«
    Gathorion erwiderte den aufgebrachten Blick des Heermeisters in einer Weise, die keinen Zweifel daran ließ, dass er allen Unwägbarkeiten zum Trotz fest entschlossen war, das Wagnis einzugehen. »Wir brauchen eine kleine Gruppe mutiger Krieger!«, sagte er mit fester, befehlsgewohnter Stimme, ohne auf Toralfs Frage zu antworten. »Nur eine kleine Truppe ist in der Lage, unbemerkt über die Berge zu gelangen. Tapfere, verschwiegene Männer, die bereit sind, ihr eigenes Leben für das der Nebelsängerin zu geben.« Sein Blick wanderte zu Bayard.

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