Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Erbe der Runen 01 - Die Nebelsängerin

Titel: Das Erbe der Runen 01 - Die Nebelsängerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
Vom Netzwerk:
ein kunstvoll verziertes Kurzschwert mit lederner Scheide hervor und reichte es Ajana. »Dies ist für dich. In Zeiten wie diesen ist es nicht ratsam, eine solche Reise ohne Waffe anzutreten.«
    »Aber ich …« Ajana ergriff das Kurzschwert. Es war sehr leicht und fühlte sich seltsam vertraut an. Dennoch hätte sie es am liebsten gleich wieder zurückgegeben, fürchtete allerdings, den Elben zu kränken. »Ich habe noch nie mit so etwas … ich kann es nicht …« Sie verstummte, um nicht die falschen Worte zu wählen.
    »Die Klinge ist dir fremd.« Gathorion lächelte verständnisvoll. »Doch das vergeht. Bayard wird dich lehren, sie zu führen.« Mit einer fast unmerklichen Geste wandte er sich an Inahwen und sagte auffordernd: » Muinthel – Schwester!«
    »Komm, ich gürte es dir um.« Die Elbin nahm Ajana das Kurzschwert aus den Händen, schlang die Riemen um ihre Taille und flüsterte ihr zu: »Wir nennen dieses Schwert Cyllamdir – Bote der Hoffnung. Es stand jenen zur Seite, die deines Blutes waren, und wird auch dir in der Not ein guter Freund sein.«
    »Hat Mabh es auch getragen?«, fragte Ajana so leise, dass die Krieger es nicht hörten.
    Inahwen nickte. »Mabh und Cara, Eilis und all die anderen. Auch sie trugen Cyllamdir auf dem Weg zum Arnad.« Sie zog die letzte Schnalle fest und richtete sich auf. »Es wird dir Glück bringen«, sagte sie mit einem aufmunternden Lächeln und nickte Gathorion zu. Dieser ließ den Blick über die Gesichter der Krieger schweifen und sagte: »Die Zeit des Aufbruchs ist gekommen. Möge euch der …«
    »Wartet!«
    Alle blickten sich um. »Beim Barte des Asnar«, fluchte Bayard. »Wer wagt es …«
    »Ich komme mit!« Eine junge, hoch gewachsene Wunandamazone in der für die Kriegerinnen typischen, eng geschnürten Lederkleidung trat vor den Elbenprinzen und deutete eine leichte Verbeugung an
    »Maylea«, stieß Ajana überrascht hervor.
    Gathorion zog erstaunt eine Braune hoch und fragte: »Was verleitet dich zu der Annahme, dass du den Trupp begleiten wirst?«
    »Ihr würdet fürwahr diese junge Frau allein mit so vielen Männern in die Berge schicken«, erwiderte Maylea mit fester Stimme.
    »Ich habe keine Zweifel an der Ehrenhaftigkeit der Männer.« Leichter Ärger schwang in Gathorions Stimme mit. Er wusste, dass die Wunandfrauen nicht gut auf die Moral der männlichen Krieger zu sprechen waren. Kleinere Auseinandersetzungen zwischen den Geschlechtern störten zuweilen den Tagesablauf innerhalb der Festung, denn es gab immer wieder einige, die ihr Glück bei den stolzen und schönen Frauen versuchten.
    »Euer Vertrauen in Ehren«, sagte Maylea selbstbewusst. »Dennoch halte ich es für angebracht, Ajana für die weite, gefährliche Reise eine weibliche Begleitung zur Seite zu stellen. Ihr seid ein Elb, vielleicht versteht Ihr es nicht, aber …«
    »Belehre mich nicht«, unterbrach Gathorion die Amazone und musterte sie mit scharfem Blick. »Gibt es außer der Sorge um die Züchtigkeit der Männer noch einen weiteren Grund, der dich dazu berechtigen sollte, an dem Unterfangen teilzunehmen …?«
    »Maylea.« Die Stimme der jungen Kriegerin war voller Stolz.
    »… Maylea.« Gathorion nickte.
    »Die Uzoma haben meine Schwestern getötet«, Maylea ballte die Fäuste. »Ich folgte ihnen hierher in der Hoffung, gemeinsam mit ihnen die Freiheit Nymaths zu verteidigen. Doch statt offener Arme, die mich freudig begrüßen, fand ich nur kalte Gräber vor. Im Angesicht der Monde habe ich geschworen, dafür zu kämpfen, wofür sie ihr Leben ließen – für die Freiheit Nymaths. Deshalb erbitte ich die Erlaubnis, Ajana begleiten zu dürfen.«
    »Für die Freiheit Nymaths?« Gathorion blieb skeptisch. Es war offensichtlich, dass ihn die Antwort nicht zufrieden stellte.
    »Ist das denn nicht genug?«, fragte Maylea entrüstet.
    »Sie ist meine Freundin«, warf Ajana ein. Alle Blicke richteten sich auf sie. Ajana errötete und fügte etwas leiser hinzu: »Ich wäre glücklich, sie an meiner Seite zu wissen.«
    Verhaltenes Gemurmel erhob sich unter den Kriegern, doch Gathorion hob beschwichtigend die Hand. »Heermeister Bayard«, sagte er. »Wie ist Eure Meinung?«
    »Du warst bei der Vorhut. Ich erinnere mich an dich. Du bist die Einzige, die den Angriff der Lagaren überlebt hat.« Bayard trat vor Maylea, musterte sie mit einem schwer zu deutenden Blick und fügte so leise hinzu, dass nur sie es hören konnte: »Aber ich kenne dich nicht gut genug, um dir zu vertrauern.«

Weitere Kostenlose Bücher