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Das Erbe der Runen 01 - Die Nebelsängerin

Titel: Das Erbe der Runen 01 - Die Nebelsängerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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über die Gesichter der Umstehenden schweifen, die sich vor den Käfigen versammelt hatten, um sie zu begrüßen.
    »Der Sandsturm hat uns aufgehalten!«, wiederholte der Uzoma seine Worte in der Sprache der Priesterin und senkte den Blick. »Wir kamen, so schnell es uns möglich war.«
    »Wie viele sind es?« Vhara wollte sich nicht länger in Nebensächlichkeiten ergehen.
    »Sechs«, beeilte sich der Uzoma zu erklären. »Ein Jungtier starb an den Folgen der Betäubung.«
    »Mach Platz!« Mit einer ungeduldigen Handbewegung schritt Vhara auf die Käfige zu. Ein beißender Gestank ging von den riesigen, grau geschuppten Leibern aus, deren Atem streng nach Schwefel roch. Die Echsen selbst wirkten müde und schläfrig. Regungslos lagen sie am Boden und beobachteten die Welt um sich herum aus trüben Augen. Kein einziges Tier wehrte sich oder versuchte gar, sich aus der Gefangenschaft zu befreien. Die Trägheit war eine Folge des starken Rauschmittels, das man ihnen unter das Futter gemengt hatte. Es war dieselbe Droge, die es den Uzoma überhaupt ermöglichte, die gefährlichen Echsen zu fangen. Sie mussten nur einen Köder auslegen und warten, bis der Lagar davon gefressen hatte. Die Wirkung setzte schon bald darauf ein. Die Tiere wurden träge und konnten von den Jägern mühelos auf die Karren geschafft werden.
    Unfähig, ihren gefürchteten Giftatem einzusetzen oder sich mit den scharfen Zähnen zur Wehr zu setzen, waren die Lagaren den Uzoma hilflos ausgeliefert. Dieser Zustand wurde durch regelmäßiges Füttern mit behandeltem Fleisch so lange aufrechterhalten, bis Vhara die Tiere begutachtet und deren Geist gefügig gemacht hatte, denn unter dem Einfluss der Droge waren die Echsen zwar zahm, aber flugunfähig und nicht für einen Angriff gegen die verhassten Menschen zu gebrauchen.
    »Sechs.« Vhara schritt an den Käfigen entlang und betrachtete jede einzelne Echse mit prüfendem Blick. »Es sind noch zwei weitere Jungtiere dabei«, stellte sie fest. »Aber gut. Zusammen mit den Lagaren, die schon gegen Nymath geflogen sind, sollten sie für einen Angriff auf die Festung genügen. Macht alles bereit. Wenn ich mit ihnen fertig bin, werden sie willig für den Whyono in den Kampf ziehen.«
     
     
     
    »Was heißt das: der Sieg steht unmittelbar bevor?« Othon schaute von dem üppigen Mahl auf, als Vhara zurückkehrte. »Die Schlacht hat doch noch nicht einmal begonnen.«
    »Nein, das hat sie nicht.« Vhara lächelte siegesgewiss. »Aber sie wird es bald. Die Lagarenjäger waren sehr erfolgreich. Wir haben sechs neue, junge und starke Echsen. Zusammen mit den anderen, die schon am Pandarasgebirge sind, haben die verfluchten Ungläubigen nicht die geringste Möglichkeit, sich der Übermacht zu erwehren.« Sie lachte höhnisch. »Nicht mehr lange, und die Festung am Pass wird in einem gewaltigen Feuersturm untergehen, dem sie nicht das Geringste entgegenzusetzen haben. Sie werden …«
    »Ich habe Berichte gehört, dass sie noch mehr von den mächtigen Pfeilkatapulten bauen, die schon einen unserer Lagaren getötet haben«, warf Othon ein. »Wir sollten uns beeilen.«
    »Sie schlagen Holz für die Katapulte.« Vhara machte eine verächtliche Handbewegung. »Ist das verwunderlich? Es war damit zu rechnen, dass sie nach den Angriffen auf Lemrik und das Heer etwas unternehmen. Sie mögen wohl dumm sein, aber doch nicht so dumm, dass sie nicht ahnen, war wir vorhaben. Nur wissen sie nicht, dass es für sie längst zu spät ist. Die Katapulte zu bauen wird Zeit in Anspruch nehmen – Zeit, die sie nicht mehr zur Verfügung haben. Lass sie sich nur die Finger blutig schinden. Bevor die Katapulte einsatzbereit sind, werden wir zu einem vernichtenden Schlag ausholen. Es wird ein gewaltiger Angriff sein, einer, der alle bisherigen übertrifft. Mit Hilfe der Lagaren sind wir ihnen hundertfach überlegen. Nicht mehr lange, und der Boden Nymaths wird getränkt sein mit dem Blute der letzten Ungläubigen.«

 
     
     

     
     
    Glühende Hitze stieg in dunstigen Wogen über dem Wehlfang- Graben auf und ließ die Luft über dem Schlund wie Wasser flimmern. Die Morgensonne hing wie ein Feuerball am wolkenlosen Himmel und brannte erbarmungslos auf die staubtrockene, von scharfkantigen Rissen durchzogene Ebene herab. Es war, als hätte sie einen geheimen Pakt mit der Serkse geschlossen, der Herrscherin über das fließende Feuer, deren Einfluss das Land entlang des Grabens vergiftete.
    Die fünfzig kuppelartigen Hütten aus

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