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Das Erbe der Runen 01 - Die Nebelsängerin

Titel: Das Erbe der Runen 01 - Die Nebelsängerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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hatte den ersten Schrecken überwunden und starrte fassungslos auf die heruntergekommenen Gestalten, die den Pass am Wilderwil bewachen sollten. Mit energischen Schritten ging er auf einen der Krieger zu und packte ihn am Kragen. »Wo ist der Heermeister?«:, herrschte er ihn an.
    »D … da!« Der Krieger duckte sich wie unter einem Hieb, senkte den Blick und deutete in eine Ecke des Raums, wo ein laut schnarchender Kataure inmitten einer Lache aus Erbrochenem am Boden lag.
    Bayards Miene verfinsterte sich. Angewidert von dem jämmerlichen Anblick, versetzte er dem Krieger einen Stoß und stapfte mitten in den Raum hinein. »Also gut!«, rief er mit zornesbebender Stimme. »Wenn ihr mir nicht augenblicklich erklärt, was dieses widerliche Gelage zu bedeuten hat, werde ich es aus euch herausprügeln.«
    Niemand antwortete. Die Hände der Männer im Raum wanderten wie auf ein geheimes Kommando hin zu den Waffen.
    Ajana hielt den Atem an. Neben ihr raschelte es leise. Auch ihre Begleiter waren auf eine mögliche Auseinandersetzung gefasst.
    Bayard hingegen tat so, als spürte er die Bedrohung nicht. »Wo sind die Wachen?«, fuhr er die Männer an. »Auf dem Weg hierher sah ich nicht einen Posten. Und in der Schlucht …«
    »Wachen?« Das Scharren von Füßen wurde laut. Ein hoch gewachsener Krieger erhob sich und trat vor. Auf dem verdreckten Umhang prangte mit Schwert und Krone das verblichene Wappen der Onur. »Wachen?«, spottete er noch einmal und spie auf den Boden. »Wozu Wachen?«
    »Wozu?« Bayard war außer sich. »Auch am Wilderwil sollte bekannt sein, dass wir uns im Krieg befinden.«
    »Krieg!« Der Onur schnaubte abfällig. »Der Krieg ist längst verloren. Die Uzoma gehen in Nymath ein und aus, wie es ihnen gefällt. Sie morden und brandschatzen, ohne dass wir etwas dagegen unternehmen können.«
    »Heißt das, ihr versucht nicht einmal, sie daran zu hindern?« Bayard tobte vor Wut.
    »Könnt Ihr fliegen?« Völlig unbeeindruckt vom Zorn des Katauren, griff der Onur nach einem Bierkrug und leerte ihn in einem Zug. »Könnt Ihr?«, fragte er noch einmal zynisch lauernd und wischte sich den Schaum mit dem Ärmel vom Mund. »Das müsstet Ihr nämlich können, um den Uzoma Einhalt zu gebieten.«
    »Lagaren!«, entfuhr es Bayard.
    »Erraten.« Der Onur nickte und fuhr mit gesenkter Stimme fort; »Die Hälfte unserer Kameraden kam bei dem sinnlosen Versuch um, diese Bestien mit Pfeilen aufzuhalten.« Er stellte den Krug ab und trat auf den Heermeister zu. »Habt Ihr sie schon einmal aus der Nähe gesehen?«, fragte er leise. »Die aufgedunsenen Gesichtet jener, die den Atem der Lagaren zu spüren bekamen? Habt Ihr gesehen, wie die Haut blutige Blasen schlägt? Wie ihnen Blut und Galle aus dem Mund quellen? Na? Habt Ihr das jemals mit eigenen Augen gesehen?«
    »Nein.«
    »Das dachte ich mir.« Der Onur wandte sich ab und deutete auf die Umstehenden. »Aber wir haben es gesehen. Wir haben sie sterben sehen. Wir standen hilflos daneben, als sie ihr Leben qualvoll aushauchten, und begruben ihre geschundenen Körper.« Er fuhr herum und schob sein Gesicht so nahe an Bayard heran, dass die Nasen sich fast berührten. »Und jetzt sage ich Euch eines, Heermeister«, zischte er. »Für uns ist der Krieg vorbei.«
     
    Sie verbrachten die Nacht in einer verlassenen Unterkunft der Garnison.
    Bayard war ungewöhnlich schweigsam, während Toralf und Salih versuchten, in dem kleinen eisernen Ofen ein Feuer zu entfachen, um die beißende Kälte aus dem Raum zu vertreiben. Obwohl die erste Begegnung mit den Kriegern vom Wilderwil so ganz anders verlaufen war als erwartet, hatte man ihnen schließlich Obdach für eine Nacht zugebilligt und ihre Vorräte aufgefüllt.
    Die strohgefüllten Matratzen und die derben Decken auf den verlassenen Lagern waren klamm, doch niemand beklagte sich. Draußen war es frostig, und selbst das bescheidene Lager erschien den meisten immer noch besser, als auf nacktem Fels schlafen zu müssen.
    Ajana hatte sich eine hölzerne Pritsche im hintersten Winkel des Raumes ausgewählt. Die betrunkenen Krieger waren ihr nicht geheuer. Obgleich sich deren Augenmerk während der Auseinandersetzung hauptsächlich auf Bayard gerichtet hatte, waren ihr die gierigen Seitenblicke nicht entgangen, mit denen man sie und Maylea gemustert hatte. Ihr war wohler dabei zumute, Bayard, Toralf und die anderen zwischen sich und der Tür zu wissen.
    Maylea hatte sich in ihrer Nähe zusammengerollt und schlief bereits. Auf

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