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Das Erbe der Runen 01 - Die Nebelsängerin

Titel: Das Erbe der Runen 01 - Die Nebelsängerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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schlimmer, als es ist. Noch ist niemand in Sicht. Es ist ein großer Vorteil für uns, dass wir jetzt um seine Gegenwart wissen.« Keelin war noch immer etwas verstimmt, weil Bayard über den wahren Grund ihrer Reise so lange geschwiegen hatte.
    Denn erst nachdem sie Toralf am Morgen bestattet hatten, hatte der Heermeister jenen, die ihm verblieben waren, kurz und knapp Aufschluss über die wahren Hintergründe ihres gefährlichen Unterfangens gegeben und Ajana gebeten, ihnen das Amulett zu zeigen.
    »Du solltest die Lage nicht beschönigen«, sagte Bayard ernst.
    »Aber es sollte Hoffnung, nicht Furcht sein, die uns leitet«, hielt Keelin ihm entgegen. Er spürte Ajanas Blick auf sich ruhen, vermied es aber, sie anzusehen.
    »Dennoch gibt es Tatsachen, denen wir ins Auge schauen müssen, und dazu gehört, dass wir eine unsichere Nacht vor uns haben«, erwiderte Bayard. »Um den Feind zu schlagen, ist es wichtig, ihn zu durchschauen. Nur wer die Gedanken seines Gegners kennt, vermag sich wirkungsvoll zu schützen.«
    »Kennt Ihr sie denn?«, frage Ajana zaghaft.
    »Es ist das erste Mal, dass ich einem Ajabani gegenüberstehe«, gab Bayard zu. Vorsichtig holte er einen der kunstvoll gravierten Wurfsterne aus der Gürteltasche hervor, betrachtete ihn nachdenklich und sagte leise: »Aber er hat uns schon viel über sich verraten. Sollte er es noch einmal versuchen, werden wir darauf vorbereitet sein.« Er warf einen prüfenden Blick zum Himmel, wo die Sonne bereits hinter den Bergen verschwand, und sagte an Keelin gewandt: »Gib Horus Anweisung, nach einem geeigneten Platz für ein Nachtlager Ausschau zu halten. Wir brauchen eine Höhle mit schmalem Eingang, die sich leicht verteidigen lässt.«
    Keelin nickte und hob die Hände an die Schläfen, um Horus den Befehl zu übermitteln. In Gedanken entwarf er das Bild einer Höhle und sandte es verbunden mit einem Suchbefehl an den Falken weiter. Horus verstand sofort. Unmittelbar nachdem er den Befehl empfangen hatte, beendete er seine weiten Kreise über der Gruppe und flog in Richtung der nahen Berge davon.
    Keelin sah ihm voller Stolz nach. Es überraschte ihn immer wieder, wie schnell Horus die übermittelten Bilder erkennen und umsetzen konnte. Die Faustregel der Falkner besagte: Zwei Befehle für einen Dienst, doch Horus verstand stets bei der ersten Aufforderung, was Keelin von ihm erwartete.
    »Es muss wunderbar sein, einen solchen Gefährten zu haben.« Ajana hatte auf Keelin gewartet. Ihre Blicke folgten Horus, bis er vor dem einheitlichen Grau der Felsen nicht mehr zu sehen war. »Bei uns gibt es so etwas nicht«, sagte sie.
    »Keine Falken?«, fragte Keelin neugierig.
    »O doch, es gibt Falken. Und auch Falkner«, erklärte Ajana. »Aber sie sind nicht wie ihr, sie …«, sie suchte nach den passenden Worten und sagte schließlich: »Sie können nicht miteinander reden.«
    »Das ist bedauerlich«, erwiderte Keelin knapp. Ihn beschlich plötzlich ein Unbehagen und er hoffte, dass Ajana kein weiteres Gespräch mehr suchen würde, wenn er sich wortkarg gab.
    Eine Weile schwieg sie tatsächlich, doch dann blieb sie ruckartig stehen und fasste ihn am Arm. »Was ist los, Keelin?«, fragte sie geradeheraus. »Seit Bayard euch heute Morgen die Wahrheit über mich erzählt hat, gehst du mir aus dem Weg. Ich erwarte ja gar nicht, dass du dich pausenlos mit mir unterhältst, aber ich hatte bisher das Gefühl, du seiest mir ein …«, sie rang um die richtigen Worte, »… ein Freund.«
    Keelin wand sich innerlich. Er war es nicht gewohnt, sich über seine Gefühle zu äußern, und es war ihm unangenehm, dass Ajana ihn so freimütig heraus darauf ansprach. »Das war gestern«, sagte er unbeholfen. »Jetzt ist alles anders. Ich konnte doch nicht wissen, dass Ihr die Nebelsängerin seid.«
    »Ich bin Ajana und bleibe Ajana«, erwiderte sie mit Verzweiflung im Blick. »Und bitte, sprich mich wieder mit Du an. Ich kann doch nichts dafür, dass man mich für eine Art Heilige hält, nur weil ich ein Amulett geerbt habe.«
    »Weil das Blut Gaelithils in deinen Adern fließt«, verbesserte Keelin sie voller Achtung. »Und weil du allein Nymath vor dem Untergang retten kannst.«
    »Allein?« Ajana lachte bitter. »Wie sollte ich das allein bewältigen? Ich weiß noch immer nicht, wo ich bin und wie ich die Kräfte wecken kann, die angeblich in dem Amulett schlummern. Ich kann nicht zwischen Freund und Feind unterscheiden und weiß nicht, was richtig ist oder falsch. Hier zählt

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