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Das Erbe der Runen 01 - Die Nebelsängerin

Titel: Das Erbe der Runen 01 - Die Nebelsängerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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belästigen, hatte sie ihn sogar in Schutz genommen und entgegnet, dass sie sich gern mit ihm unterhielte.
    Voller Bewunderung wanderte Abbas’ Blick zu Ajana, die zwanzig Schritte vor ihm ging und deren emmerfarbenes Haar selbst in der zunehmenden Dunkelheit noch glänzte.
    Dabei stieß er auf Keelin, der stehen geblieben war und auf ihn wartete. Der junge Falkner und Ajana waren die Einzigen, die sich ihm gegenüber freundschaftlich verhielten.
    »Abbas, du darfst nicht so weit zurückfallen«, ermahnte Keelin ihn mit gedämpfter Stimme. »Der Ajabani kann uns überall auflauern, wir müssen zusammenbleiben.«
    »Ich glaube nicht, dass Bayard traurig wäre, würde es mich als Ersten erwischen«, erwiderte Abbas trocken. »Dann wärt ihr gewarnt, und ich wäre in seinen Augen wenigstens zu irgendetwas nutze.«
    »Was redest du da?« Keelin schüttelte verständnislos den Kopf, legte Abbas eine Hand auf den Rücken und schob ihn sanft, aber bestimmt voran.
    »Warum? Du hast doch selbst gehört, was Bayard gesagt hat«, wandte Abbas ein. »Und Maylea verachtet mich ebenso.«
    »Sie ist eine Amazone. Was hast du anderes erwartet?«, entgegnete Keelin.
    »Das stimmt schon …« Abbas senkte betrübt den Kopf. »Ich hätte nie gedacht, dass es mir so viel ausmachen würde, wenn alle mich meiden. Ich wünschte …«
    »Warte!« Keelin hielt abrupt inne, schloss die Augen und legte die Hände an die Schläfen. Für eine Weile verharrte er in tiefer Konzentration. »Wir haben großes Glück«, sagte er schließlich. »Horus hat trotz der Dunkelheit eine sichere Höhle gefunden.« Er lächelte. »Es sieht gut aus. Diesmal wird Bayard gewiss zustimmen.« Keelin klopfte Abbas kameradschaftlich auf die Schulter. »Nicht wieder zurückfallen«, mahnte er. »Und Kopf hoch. Wir haben es gleich geschafft.« Mit diesen Worten eilte er voraus, um Bayard die gute Nachricht zu überbringen.
     
     
     
    Aus der Deckung einer Felsengrube heraus beobachtete der Ajabani, wie sich die Gruppe einer steilen Felswand näherte.
    Je weiter der Abend voranschritt, desto mehr wuchs in ihm die Hoffnung, dass sie keine schützende Höhle für ein Nachtlager finden würden. Bald schon würde der Falke die Suche abbrechen müssen, da das Licht immer schneller schwand. Die Aussicht, dass die Gruppe gezwungen wäre, im Freien zu lagern, ließ ihn innerlich triumphieren. Ein siegessicheres Lächeln huschte über sein Gesicht. Diesmal würde er sein Ziel erreichen. Niemand würde den Falken aufschrecken und seinen Plan vereiteln.
    Die Gruppe hatte die Felswand inzwischen fast erreicht. Die vier Männer und zwei Frauen waren zu weit entfernt, als dass er sie mit den Wurfsternen hätte erreichen können, doch ein schneller Angriff war ohnehin nicht in seinem Sinn. Geduld war die Tugend der Jäger, und er besaß eine Menge davon.
    Den ganzen Tag hatte er im Verborgenen ausgeharrt und den Abstand zu den Verfolgten stets so groß gehalten, dass er sie gerade noch im Auge behielt. Vor allem aber hatte er darauf geachtet, dass der wachsame Falke ihn nicht entdeckte.
    Für einen neuerlichen Angriff war ausreichend Zeit, wenn sie das Nachtlager errichteten. Der Ajabani schaute kurz zum wolkenverhangenen Himmel hinauf und rieb sich die Hände. Die Voraussetzungen konnten nicht besser sein. Ohne Mondlicht war der Falke nahezu blind. Obgleich er damit rechnen musste, dass die Krieger nach dem gescheiterten ersten Überfall noch vorsichtiger waren, beunruhigte sich der Ajabani darüber kaum. Die Erfahrung zeigte, dass die Opfer immer dann besonders verwundbar waren, wenn sie glaubten, alle nötigen Vorkehrungen zu ihrem Schutz getroffen zu haben. Deshalb zweifelte er auch nicht daran, dass es ihm in dieser Nacht gelänge, seinen Auftrag zu erfüllen.
     
     
     
    »Endlich!« Erschöpft lehnte sich Ajana mit dem Rücken an die Felswand und sah zu Feanor hinüber, der gerade dabei war, ein kleines Feuer aus den wenigen Holzstücken zu entzünden, die sie im Innern der Höhle gefunden hatten. Woran sie schon nicht mehr geglaubt hatte, war nun doch eingetreten: Sie hatten einen geschützten Lagerplatz gefunden.
    Obgleich auch hier nicht alles so war, wie Bayard es sich wünschte, hatte der Heermeister entschieden, das Nachtlager an Ort und Stelle aufzuschlagen. Zunächst war er dagegen gewesen, ein Feuer zu entfachen, denn er fürchtete, der Schein werde sie verraten. Doch schließlich hatten sie sich darauf geeinigt, es so weit im Höhleninnern zu entzünden, dass

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