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Das Erbe der Runen 01 - Die Nebelsängerin

Titel: Das Erbe der Runen 01 - Die Nebelsängerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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kein Licht nach draußen drang.
    Die Höhle bestand aus einem breiten Spalt, der sich zunächst mit scharfen Biegungen wie ein Gang durch den Felsen wand und sich schließlich zu einem höhlenartigen Gewölbe erweiterte. Der Boden war mit unzähligen Gesteinsbrocken übersät und von einer feinen rötlichen Sandschicht bedeckt, die der heiße Wüstenwind bis hierher getragen hatte. In dem Sand konnte Ajana selbst im Fackelschein zahlreiche Tierspuren erkennen. Die meisten stammten von kleinen Nagern; es gab aber auch Spuren von Schlangen, Eidechsen und sogar von Wölfen. Erkaltete Feuerstellen und verkohlte Holzscheite wiesen zudem darauf hin, dass vor langer Zeit schon andere Wanderer in dieser Höhle Zuflucht gesucht hatten.
    »Morgen müssen wir die Augen offen halten.« Bayard trat neben Feanor und legte ein paar geschwärzte Äste, die er von einer alten Feuerstelle geholt hatte, neben dem Krieger auf den Boden. »Die Höhle der Seelensteine muss ganz in der Nähe sein.«
    »Wisst Ihr denn nicht, wo sie ist?«, fragte Ajana überrascht.
    »Gathorion wies mir den Weg, wie er in den Schriften der Elben beschrieben wird«, gab Bayard zur Antwort. »Diese Angaben sind alles, was wir haben. Sie sind jedoch nicht ganz eindeutig und sagen nichts über die genaue Lage der Höhle aus.«
    »Wie könnt Ihr dann so sicher sein, dass wir sie finden?« Keelin, der gerade ihre Spuren beseitigt hatte, kam zurück in die Höhle, trat ans Feuer und sah den Heermeister fragend an. »Horus hat heute in kurzer Zeit mehr als ein Dutzend Höhlen ausfindig gemacht. Die Berge in dieser Gegend sind voll davon. Wie sollen wir wissen, welche die richtige ist? Vielleicht waren wir schon ganz in der Nähe oder sind sogar daran vorbeigelaufen, ohne es nur zu bemerken.«
    Bayard zeigte sich unbeirrt. »Die Frage ist durchaus berechtigt. Ich selbst richtete sie vor wenigen Tagen an Gathorion – und auch er wusste darauf keine Antwort. Aus den Worten der Elben geht die genaue Lage der Höhle nicht eindeutig hervor. Doch jene, die sie niederschrieben, ließen verlauten, dass es dennoch möglich sei, sie zu finden.«
    »Ja – nur wie?« Eine Spur von Ärger schwang nun in Keelins Stimme mit.
    »Es heißt, dass der Suchende die Höhle finden werde, sofern er willkommen sei.«
    »Das ist alles?«
    »Genügt das nicht? Uns wurde erklärt, dass Ajana hier erwartet wird«, erklärte Bayard mit fester Stimme. »Wenn das, was in den Schriften steht, der Wahrheit entspricht, werden wir die Höhle finden.«
    »Fragt sich nur, wie lange das dauert«, warf Maylea ein. Sie saß neben Ajana auf dem Boden und schnitt gerade einen Kanten Brot von einem runden Laib ab.
    »Zweifler!«, stieß Bayard hervor. »Unheilspropheten und Zweifler seid ihr. Wo ist eure Zuversicht geblieben, von der man in diesen dunklen Zeiten wahrlich nicht genug haben kann?« Missmutig stapfte er zum Eingang der Höhle und bezog den ersten Wachtposten. »Morgen werden wir die Höhle finden«, sagte er in einem Tonfall, als genügte allein die feste Überzeugung, um alle Bedenken zu zerstreuen. »Und nun versucht zu schlafen. Möge Asnar schützend die Hand über uns halten.«
    Darauf wagte niemand etwas zu erwidern. Feanor legte noch ein paar der geschwärzten Äste auf die Glut und ließ sich neben dem Feuer zum Schlafen nieder. Keelin tat es ihm gleich. Maylea, die die zweite Wache übernehmen sollte, murmelte noch etwas Unverständliches; dann rollte auch sie sich in ihre Decke und schloss die Augen.
    Ajana hüllte sich in ihren Umhang und die Decke und streckte sich auf dem harten Boden aus. Sie war völlig erschöpft, aber Schlaf fand sie keinen. Die Nähe des Ajabani hielt sie wach, und die Erinnerung an die getöteten Krieger wollte einfach nicht aus ihren Gedanken weichen.
    »Was geschieht, wenn Ihr die Nebel neu gewoben habt?« Abbas’ Stimme war nicht mehr als ein Flüstern. Der junge Wunand schien nicht im Geringsten daran zu zweifeln, dass Ajana ihre Aufgabe erfüllen würde.
    »Was sollte dann geschehen?« Ajana wandte den Kopf und stellte fest, dass Abbas sie anschaute. »Ich denke, dann ist der Krieg vorbei.«
    »Aber das kann er nicht«, erwiderte Abbas.
    »Warum nicht?« Ajana verstand nicht, worauf der junge Wunand hinauswollte.
    »Weil die Uzoma am Pass sind. Alle Krieger sind dort versammelt. Aber sie dürfen nicht dort sein. Jedenfalls nicht dann, wenn die Nebelmagie neu erweckt wird.« Abbas tat sich sichtlich schwer damit, seine Gedanken in Worte zu

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