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Das Erbe der Runen 01 - Die Nebelsängerin

Titel: Das Erbe der Runen 01 - Die Nebelsängerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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Fackelschein. Langsam und stetig kamen sie näher an die Festung heran, und der Marschtritt ließ den Boden im Takt der Trommelschläge erbeben. Metall klirrte und hartes Leder knarrte, als Waffen und Rüstungen kampfbereit gemacht wurden.
    »Pfeile?« Die Frage des Heermeisters schien berechtigt, doch Gathorion hob die Hand und schüttelte den Kopf. »Noch nicht«, sagte er, den Blick nun wieder fest auf das Heer gerichtet. Er wusste, dass die Bogenschützen hinter den Schanzen nur auf sein Kommando warteten, doch der rechte Moment für einen Pfeilhagel war noch nicht gekommen.
    Das Dröhnen der Trommeln wurde lauter, als das Heer bis knapp auf Pfeilschussweite auf die Festung vorrückte. Dann verstummten sie plötzlich, und die Truppen kamen zum Stehen.
    Einige Herzschläge lang erfüllte wieder eine tiefe Stille die Klamm, dann erschallte aus abertausend Kehlen ein ohrenbetäubendes Gebrüll. Speere wurden auf den Boden gerammt, Schwerter prallten gegen Schilde, während sich über dem Brüllen und Stampfen langsam ein einziges Wort erhob, das als dumpfer, monotoner Rhythmus gegen die Mauern der Festung brandete.
    »Whyono … Whyono … Whyono …«
    Die Stimmen und das Stampfen wurden lauter und fordernder, und Gathorion sah, wie sich die Reihen der Fackeln langsam zu einer schmalen Gasse teilten.
    »Whyono … Whyono … Whyono …«
    Immer weiter öffnete sich die dicht gedrängte Phalanx des Heeres, und schließlich konnten auch die Verteidiger auf der Brustwehr eine Gruppe von Reitern erkennen, denen die Uzomakrieger respektvoll Platz machten.
    »Whyono … Whyono … Whyono …«
    Gefolgt von den Stammesoberhäuptern der Uzoma, die an ihrem aufwändigen, mit bunten Perlen und prächtigen Federn verzierten Kopfschmuck gut zu erkennen waren, näherte sich ein Reiter in imposanter Rüstung der Festung. Der rubinrote Umhang wallte im Wind, die polierten Eisenringe und Silberplättchen des Harnischs blitzten im Fackelschein, und auf der Stirn des Reiters brach sich das Licht in einem breiten goldenen Reif.
    »Wer ist das?« Der Fath-Heermeister, der unmittelbar neben Gathorion stand, sprach aus, was alle bewegte. Obwohl es entsprechende Gerüchte gab, war nie zuvor ein Angehöriger ihrer Rasse unter den Uzoma gesehen worden, und die Nachricht, dass diesmal ein Andaurier das Heer der Uzoma anführte, verbreitete sich wie ein Lauffeuer auf den Wehrgängen der Festung.
    »Whyono … Whyono … Whyono …«
    Die Reiter nahmen vor der ersten Angriffslinie der Uzoma Aufstellung. Der Anführer mit dem goldenen Stirnreif hob Einhalt gebietend die Hand, und der huldigende Sprechgesang verstummte.
    »Wo versteckt sich der Feigling, der dieses marode Bauwerk befehligt?« Die spöttische Stimme des Anführers hallte durch die Klamm.
    Gathorion ergriff eine Fackel. »Welcher Fremde erhebt den Anspruch, für die Uzoma sprechen zu dürfen?«, rief er herausfordernd.
    Ein empörtes Raunen aus Tausenden von Kehlen erfüllte die Luft, doch der Anführer hob erneut die Hand, und die Stimmen verstummten. »Fremd bin ich nur für jene, die ich meine Feinde nenne«, gab er gelassen zur Antwort. »Jene, die mir treu ergeben sind, nennen mich den Whyono, der die Stämme der Uzoma unter einer Herrschaft vereinte, auf dass sie endlich in ihre Heimat zurückkehren und die Allmacht des einzigen Gottes nach Nymath tragen werden.« Er hob drohend die Faust. »Ich bin gekommen, um der Vernichtung dessen beizuwohnen, was die Vereinigten Stämme noch an jämmerlichen Kriegern aufzubieten haben.«
    »Dann bist du zu früh gekommen«, erwiderte Gathorion furchtlos. »Die Vereinigten Stämme Nymaths sind noch lange nicht geschlagen.«
    »Worte!«, höhnte der Whyono. »Hohle Worte. Wenn die Sonne aufgeht, wirst du anders darüber denken.« Er wendete sein Pferd, riss einem Uzoma die brennende Fackel aus den Händen und preschte an der Phalanx des Heeres entlang zu einem riesigen Kessel, den die Krieger dorthin geschafft hatten. Unmittelbar davor brachte er sein Pferd zum Steigen, streckte die Fackel in Siegerpose in die Luft und stieß sie tief in den Kessel hinein.
    Unbändiger Jubel brandete auf, als eine gewaltige silberne Feuersäule aus dem Kessel in die Höhe schoss und die Klamm bis tief ins Grinlortal hinein erhellte.
    »Sie rufen die Lagaren«, rief Gathorion, der das Zeichen richtig deutete, den Meldegängern über das Lärmen der Uzoma hinweg zu. »Katapulte bereit!«
     
     
     
    Bayard, Ajana und Keelin gönnten sich nur eine kurze

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