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Das Erbe der Runen 01 - Die Nebelsängerin

Titel: Das Erbe der Runen 01 - Die Nebelsängerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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Schäden zu verschaffen.
    Gathorion berief die Heermeister zu sich. »Der nächste Angriff wird sich zielgenau gegen die Katapulte richten«, knurrte er grimmig. »Sie wissen jetzt, wo sie stehen, und werden versuchen, sie rasch zu zerstören.«
    »Wenn das geschieht, sind wir verloren«, wandte Artis ein, der Onur-Heermeister. »Schon jetzt haben wir erhebliche Verluste zu beklagen. Und die Schlacht hat noch nicht einmal richtig begonnen.«
    »Noch mehr Brände können wir nicht löschen«, rief ein anderer. »Wir haben schon jetzt zu wenig Männer und zu wenig Wasser. Ein erneuter Angriff wird die Festung in Schutt und Asche legen.«
    Gathorion nickte zustimmend, doch seine Stimme war voller Entschlossenheit, als er sagte: »Dann müssen wir beim nächsten Angriff dafür sorgen, dass die Lagaren die Festung gar nicht erst erreichen.«
    »Aber wie?«
    »Wir wissen jetzt, woher sie kommen«, sagte Gathorion und schaute nach Norden, wo sich die Lagaren kaum sichtbar vor dem funkelnden Sternenhimmel abzeichneten. Sein Blick wanderte weiter zu dem wartenden Heer, und ein grimmiges Lächeln huschte über sein Gesicht. »Wenn wir die Uzoma schon nicht aufhalten können, wollen wir ihnen zumindest ein wenig einheizen.«
     
     
     
    Dort wird als Zeichen meiner Verehrung ein ganz besonderes Abendrot dein Herz erfreuen …
    Die Worte, die Othon ihr zum Abschied gesagt hatte, kamen Vhara in den Sinn, als sie im Mondlicht auf den abseits gelegenen Tempel des dunklen Gottes zueilte und über den fernen Bergen im Süden einen feurigen Lichtschein entdeckte. Entgegen Othons Versprechen war die Sonne längst untergegangen und die Nacht weit vorangeschritten. Doch die Hohepriesterin war so sehr damit beschäftigt gewesen, alles für die bevorstehende Ankunft der Nebelsängerin vorzubereiten, dass sie das Versprechen des Whyono darüber ganz vergessen hatte.
    Umso mehr nahm sie es mit Genugtuung auf, dass der Angriff auf den Pass anscheinend wie geplant verlief. Kurz erwog sie, noch einmal in den Spiegel der Wasserschale zu schauen, um sich ein Bild von der Schlacht zu machen, verwarf diesen Gedanken aber sogleich wieder. Der Augenblick des Triumphes – ihres Triumphes! – stand unmittelbar bevor. Die Krieger der Tempelgarde würden bald mit der Gefangenen zurückkehren. Dann würde das Amulett endlich in ihre Hände gelangen, und sie würde erfahren, welche Magie sich hinter den Schriftzeichen verbarg, die es zierten. Sie würde lernen, wie diese Magie zu erwecken war, und sie sich zunutze machen.
    Mit dem magischen Amulett würde ihre Macht weiter anwachsen. So weit, dass sie eines Tages …
    Vhara schüttelte den Kopf. Für solche Träumereien war es noch zu früh. Zunächst musste sie der Trägerin des Amuletts das nötige Wissen entlocken. Vhara lächelte boshaft. Über die Verschwiegenheit des Elbensprosses musste sie sich wahrlich nicht dem Kopf zerbrechen. Dagegen kannte sie einige sehr nützliche und Erfolg versprechende Mittel, die schon so manchem störrischen Gefangenen die Zunge gelöst hatten.
    Mit einem letzten Blick auf das feurige Leuchten über den Bergen betrat die Hohepriesterin ein niedriges Gebäude, das wie ein Armstumpf von dem großen Tempel des dunklen Gottes abzweigte. Der Geruch von Blut haftete ihm so unauslöschlich an, und es lag so düster und lauernd da, dass es in der Sprache der Uzoma oft nur n Terbelan oder das Bluthaus genannt wurde.
     
     
     
    Der rote Feuerschein im Süden verhieß nichts Gutes, doch Abbas achtete nicht darauf. Im schwachen Mondlicht waren die Spuren, welche die Pferde der Uzoma auf dem sandigen Boden hinterlassen hatten, nur schwer zu erkennen gewesen, und der junge Wunand hatte zunächst alle Mühe gehabt, ihnen zu folgen. Doch zum Glück gab es auch in diesem Teil der Steppe immer wieder flache Mulden, in denen der Wind den lockeren Sand in dicken Schichten abgelagert hatte. Dort hatten sich die Hufe der Pferde so tief eingegraben, dass er die Abdrücke gut erkennen konnte.
    Inzwischen folgte er der Spur schon so lange, dass er nur noch hin und wieder auf den Boden schaute, um sich zu vergewissern, dass die Uzoma noch immer die eingeschlagene Richtung beibehielten.
    Sie ritten nach Nordwesten. In einer schnurgeraden Linie trieben sie die Pferde durch die Steppe, ohne Rast und ohne langsamer zu werden. Sie schienen es sehr eilig zu haben und ihr Ziel genau zu kennen.
    Wieder schaute Abbas zu Boden, wo die Steppe unter den galoppierenden Hufen des Pferdes dahinflog, und

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