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Das Erbe der Runen 01 - Die Nebelsängerin

Titel: Das Erbe der Runen 01 - Die Nebelsängerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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fuchtelte mit den Armen in der Luft herum. »Sie ist die Falsche! Bei den Feuern des Wehlfangs, wie konnte das geschehen? Wie konntet ihr so jämmerlich versagen?«
    Der Uzoma schwieg.
    »Ich habe dich etwas gefragt«, herrschte die Priesterin ihn an. »Sprich!«
    Die Antwort kam so leise, dass Abbas sie nicht verstehen konnte, aber das war auch nicht nötig. »Die Einzige?«, brauste die Priesterin auf. »Keine andere? Für wie dumm hältst du mich eigentlich? Ich weiß, dass sie dort war. Ich weiß es! Und was schleppt ihr mir an? Eine erbärmliche Wunandmetze. Ihr … ihr …« Sie hob die Hand, als wollte sie den Uzoma schlagen – und erstarrte mitten in der Bewegung.
    Ein Schrei, so grauenhaft, das Abbas glaubte, kein Mensch könne ihn hervorbringen, drang jäh aus ihrer Kehle und gellte durch die Nacht. Die Frau presste sich die Hände gegen die Schläfen und krümmte sich unter furchtbarer Pein zusammen. »Nein!«, kreischte sie. »Nein! Das ist unmöglich!« Von ihrer eben noch beherrschten und vor Selbstsicherheit strotzenden Haltung war nichts mehr geblieben. Hektisch schritt sie auf dem Platz auf und ab, die Hände fest an die Schläfen gepresst, und schrie hysterisch Worte in einer Sprache, die Abbas nicht verstand. Er war überzeugt, dass sie den Verstand verloren hatte, doch als sie den Kopf hob, wurde er eines Besseren belehrt. Ihre Augen waren zu glühenden Kohlestücken geworden, und was eben noch ein menschliches Antlitz gewesen war, hatte sich in eine dämonische Fratze verwandelt. Entstellt, gefährlich, zerstörerisch und so Furcht erregend, dass Abbas es mit der Angst bekam.
    Was war das für eine Frau?
    Der grauenhafte Anblick schlug ihn so heftig in den Bann, dass er alles andere darüber vergaß. Doch der Augenblick des Wahnsinns währte nicht lange. So schnell, wie sie erschienen war, wich die grauenhafte Fratze wieder dem menschlichen Antlitz. Nur die rot glühenden Augen blieben. Die Frau bedachte den Uzoma, der sie entsetzt anstarrte, mit einem Furcht einflößenden Blick. »Ich muss Kwamin sprechen. Er soll sofort in den Tempel kommen.« Sie machte eine ungeduldige Handbewegung und befahl mit scharfer Stimme: »Aber vorher schaffst du mir noch dieses elende Wunandgeschmeiß aus den Augen!« Mit diesen Worten wirbelte sie herum, eilte mit großen Schritten auf den Tempel zu und verschwand in seinem Innern.
     
     
     
    Der Pfeilhagel der Katapulte überraschte die Lagaren unmittelbar bevor sie die Festung erreichten. Drei der riesigen Flugechsen wurden bereits von der ersten Salve tödlich getroffen und stürzten mitsamt ihrer glühenden Fracht in das Heer der Angreifer. Die Uzoma kreischten vor Entsetzen, doch für die dicht gedrängt stehenden Krieger gab es kein Entrinnen. Drei gewaltige Feuersäulen erhoben sich über dem Heer und rissen breite Lücken in die Reihen der Uzoma. Wer nicht von den Leibern der Lagaren zermalmt wurde, fand einen schrecklichen Tod in den gierigen Flammen. Hunderte Uzomakrieger verbrannten bei lebendigem Leibe; gellende Schreie erhoben sich über dem Heer, und brennende Krieger bewegten sich wie Feuerbälle am Ort der Verwüstung. Wer konnte, suchte sein Heil in der Flucht.
    Die Krieger auf den Zinnen jubelten, als sie auf das Ausmaß der Zerstörung blickten, doch die Heerführer ahnten, dass dies nur Teilsiege waren, die das Unvermeidliche kaum aufzuhalten vermochten.
    Zwei weitere Lagaren stürzten auf den freien Platz vor der Festungsmauer, ohne Schaden anzurichten, aber auch ohne dem Feind weitere Verluste zuzufügen.
    Ein anderer schwer verletzter Lagar hielt sich mit letzter Kraft in der Luft. Bauch und Flügel der Echse waren mit unzähligen Pfeilen gespickt; sie taumelte und schien am Ende, doch der Reiter hatte die Gewalt über sie noch nicht verloren. Plötzlich legte sie die Flügel an und ließ sich fallen. Wie ein Pfeil schoss sie auf die Außenmauer der Festung zu und prallte mit ungeheurer Wucht auf. Das alte Gemäuer aus Holz und Stein erbebte. Die gewaltige Erschütterung riss ein Loch in die Mauer, während das feurige Wasser in einer riesigen Stichflamme zum Himmel schoss.
    Die Heermeister der Vereinigten Stämme zogen sofort Truppen zusammen, um den Durchbruch zu verteidigen, doch auch an anderer Stelle sah es nicht gut aus.
    Nahezu alle Pfeilkatapulte standen in Flammen. Wie Gathorion es vorhergesagt hatte, hatte der zweite Angriff der Lagaren in erster Linie jenen Waffen gegolten, die den Echsen gefährlich werden konnten. Auch

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