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Das Erbe der Runen 01 - Die Nebelsängerin

Titel: Das Erbe der Runen 01 - Die Nebelsängerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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innerhalb der Festung waren neue Brände entflammt, und die Verteidiger verfügten kaum noch über Löschwasser. Die Festung glich einem brennenden Ameisenhaufen, und dabei hatte die Schlacht noch nicht einmal begonnen.
    Als der letzte Lagarenreiter seine feurige Fracht über der Festung vergoss, erschallte in der Klamm ein dröhnendes Hornsignal als Zeichen zum Sturm auf die Festung.
    Dann griffen die Uzoma an.
    Mit ohrenbetäubendem Geheul stürmten die Uzoma voran – eine gewaltige Flutwelle aus unzähligen dunklen Gestalten, wild entschlossen, die Festung schon im ersten Ansturm einzunehmen. Getrieben von einem Hass, der weder Vorsicht noch Vernunft kannte, strömten sie aus den Tiefen des Grinlortals, schleppten Sturmleitern und mit Greifhaken bewehrte Seile herbei und brandeten gegen die beschädigte Außenmauer der Festung.
    Die Verteidiger blieben besonnen. Die Krieger der Vereinigten Stämme und eine Hand voll Elben, die sich dem Feind gemeinsam entgegenstellten, waren entschlossen, die Festung zu halten. Sie wussten, dass sie das Herz Nymaths verteidigten, jenes Landes, das ihnen in den vielen hundert Wintern nach der Flucht zu einer neuen Heimat geworden war. Lieber würden sie sterben, als ihre Familien den Henkern des dunklen Gottes zu überlassen.
    Auf der Höhe der Festungsmauer stand Gathorion und beobachtete das wogende Meer der Heranstürmenden mit ausdrucksloser Miene. An seiner Seite war Artis, schweigend und gefasst, eine Hand am Schwertgriff.
    Ganz in der Nähe hatten sich die Bogenschützen der Elben formiert. Ihre Langbogen summten und vibrierten und schickten einen Pfeilhagel nach dem anderen auf die Masse der Krieger am Grund der Schlucht. Manche prallten von Schilden und Rüstungen ab, ohne Schaden anzurichten, andere aber fanden ihr Ziel, und die Schreie der Getroffenen mischten sich mit dem Getöse des Kampfes.
    Auch die Bogenschützen der Vereinigten Stämme schossen mitten in die stürmenden Horden hinein. Jede Salve der vielen hundert Bogen riss große Lücken in die Reihen der Angreifer und brachte den Ansturm kurzzeitig zum Stocken. Doch die nachfolgenden Krieger stiegen achtlos über die Gefallenen hinweg. Schon erklommen die Ersten von ihnen die langen Sturmleitern, und Hunderte Seile mit Greifhaken prallten schneller auf die Brustwehr, als die Verteidiger sie durchtrennen konnten.
    »Das ist der Anfang vom Ende«, hörte Gathorion Artis murmeln, als spräche er zu sich selbst. Der Heermeister starrte in die Schlucht hinab. Seine Miene zeigte Entschlossenheit und einen eisernen Willen, aber die Augen verrieten die Hoffnungslosigkeit, die ihn angesichts der Übermacht ergriffen hatte.
    Der Elbenprinz wandte sich ihm zu. »Noch sind wir nicht geschlagen«, sagte er. »Noch gibt es Hoffnung.«
    »Hoffnung?« Der Heermeister sah ihn an, als wäre ihm dieses Wort längst fremd. »Es ist kein Raum für Hoffnung, wenn die Zeit abgelaufen ist.«
    Gathorion erwiderte den Blick ruhig und gelassen. »Solange wir auf diesen Mauern stehen, solange noch ein Krieger der Vereinigten Stämme das Schwert gegen den Feind erhebt, solange wir an uns glauben – solange ist auch die Hoffnung nicht verloren.«
    Artis erwiderte nichts darauf, nur ein leichtes Zucken um die Mundwinkel verriet, wie er darüber dachte. Brüsk drehte er sich um und wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Schlachtverlauf zu.
    Der Kampf um den zerstören Teil der Außenmauer war nun mit äußerster Heftigkeit entbrannt. Trotz des verheerenden Pfeilhagels, mit dem die Verteidiger von der Ebene aus überschüttet wurden, gelang es ihnen, erfolgreich gegen die Uzoma vorzugehen, die unter Aufbietung all ihrer Kräfte durch das Loch in der Festungsmauer drängten. Doch wann immer den Uzoma ein Vorstoß gelang, verstärkten die Verteidiger ihre Anstrengungen und warfen sie wieder zurück. Es war ein bitteres Ringen Mann gegen Mann. Äxte und Schwerter prallten auf Kettenhemden und Schilde, durchtrennten Knochen und weiches Fleisch. Lanzen bohrten sich in zuckende Leiber, und unzählige Messer fanden an ungeschützter Stelle den Weg in die Körper der Feinde. Die Flammen der nahen Feuer tauchten die Kämpfenden in ein unheimliches Licht und spiegelten sich blutig rot im glänzenden Metall der Rüstungen. Und fast sah es so aus, als würde die Nacht enden, ohne der einen oder anderen Seite einen entscheidenden Vorteil zu bringen.
     
    Inahwen starrte erschüttert auf das Schlachtgetümmel.
    Entgegen den wohlmeinenden Ratschlägen der

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