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Das Erbe der Runen 01 - Die Nebelsängerin

Titel: Das Erbe der Runen 01 - Die Nebelsängerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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von Hoffnung und Freude handelten, aber auch von Düsternis und drohendem Unheil, denn das Böse hatte schon einmal seine Hand nach dem Elbenvolk ausgestreckt und es dazu getrieben, die alte Heimat zu verlassen.
    So war das Böse für Inahwen stets ein Teil der alten Heimat gewesen. Fremd und unendlich weit entfernt. Doch nun war es in ihr Leben getreten; die Finsternis der Legenden hatte sie in Gestalt der Uzoma eingeholt und ihre Welt ins Wanken gebracht.
    Inahwens Finger strichen sanft über die raue Purkarinde, und ihr Blick wanderte hinauf in das Astgewirr, das den blauen Himmel mit Blättern in herbstlich goldenen Farben verdeckte. Farben, an deren Schönheit sich auch ihr Vater oft erfreut hatte und die er nun nie wieder erleben konnte …
    »Inahwen?« Eine vertraute Hand legte sich auf die ihre und verdrängte die Trauer, die ihr Herz wie ein eiserner Ring umschloss.
    »Gathorion!« Inahwen wandte sich um, umarmte den Bruder und presste das Gesicht an seine Brust. Nach der Rastversammlung war er noch lange bei ihr gewesen und hatte ihr ausführlich die letzten Ereignisse im Leben ihres Vaters geschildert. Es war spät gewesen, als er sich endlich zur Ruhe begeben hatte, und wie seine Schwester hatte auch Gathorion nicht viel Schlaf gefunden.
    »Störe ich?«, fragte er sanft.
    »Stören?« Inahwen löste sich aus der Umarmung und sah ihren Bruder schweigend an.
    »Was ist?«, erkundigte sich Gathorion.
    »Entschuldige.« Erst jetzt wurde Inahwen gewahr, dass sie ihrem Bruder nicht geantwortet hatte. »Ich war in Gedanken verloren. Ich dachte an früher.«
    »An Vater?«
    Inahwen nickte. »Es gibt so vieles, das ich ihm noch gern gesagt hätte, so vieles, das …« Sie biss sich auf die Lippen und verstummte. »Später, habe ich gedacht«, fuhr sie schließlich leise fort, »später, wenn er nach Sanforan zurückkehrt, kann ich ihm alles sagen. Jetzt aber …«, sie atmete schwer,»… jetzt wird er niemals … nie mehr …«Ihr versagte die Stimme.
    Gathorion zog sie an sich und strich ihr sanft über das lange Haar. »Ich teile deinen Schmerz«, versuchte er sie zu trösten. »Doch wir müssen stark sein. Nicht nur die Zukunft Nymaths, auch die unseres Volkes steht auf dem Spiel. Wenn wir zulassen, dass die Uzoma den Pass einnehmen, ist die neue Heimat für uns Elben verloren. Ich muss dir nicht sagen, was das bedeuten würde. Die Insel, die der Hohe Rat als Zuflucht bestimmt hat, mag für die Menschen genügend Lebensraum bieten, doch für unser Volk wäre sie ein ewiges Gefängnis. Dort gibt es keine Bäume, aus denen wir ein neues Schiff bauen könnten, wenn der wandernde Stern zurückkehrt, um uns erneut den Weg zu weisen. Wir dürfen uns nicht der Trauer ergeben. Es widerspräche dem Wunsch unseres Vaters, wenn wir verzagen. Er hat sein Leben für unser Volk gegeben und dafür, dass wir dieses Land dereinst wieder verlassen können. Wir müssen fortsetzen, was er begonnen hat!«
     
     
     
    Keelin lehnte sich auf der schmalen Holzbank zurück, schob den leeren Teller beiseite und schaute aus dem Fenster des großen Speisesaals, in dem die Falkner das Mittagsmahl eingenommen hatten.
    Das Ende des Sommers stand unmittelbar bevor. Vorbei waren die langen Sonnentage, an denen die Hitze den Gang des Lebens verlangsamte und die einem das Gefühl gaben, für alles ausreichend Zeit zu haben. Die Purpurheide war verblüht, und die Blätter färbten sich golden. Überall waren die Anzeichen des Übergangs unverkennbar. Doch nicht nur der nahende Herbst mit seinen zerstörerischen Stürmen, auch die schlimmen Nachrichten, die Sanforan tagtäglich vom Pass am Pandarasgebirge erreichten, bereiteten den Bewohnern der Stadt große Sorge.
    Über dem flachen Gebäude der Falknerei sah er einen Falken aufsteigen. Er war zu weit weg, als dass er ihn hätte erkennen können, doch allein der Anblick genügte, um seine Stimmung zu heben. Seit Horus geschlüpft war, waren fünf Winter vergangen. Fünf harte, aber auch glückliche Winter, in denen sich zwischen ihm und dem Falken eine enge Beziehung entwickelt hatte, die so überwältigend und einzigartig war, wie er es niemals für möglich gehalten hätte. Trotz herber Rückschläge hatte er schließlich gelernt, gemäß seinen angeborenen Fähigkeiten eine geistige Verbindung mit dem Falken einzugehen. Von nun an würde er diese Gabe als ausgebildeter Kundschafter Nymaths zum Wohl des Volkes einsetzen dürfen.
    Seit ein Falke die Nachricht vom Tod Merdiths nach Sanforan

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