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Das Erbe der Runen 01 - Die Nebelsängerin

Titel: Das Erbe der Runen 01 - Die Nebelsängerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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aufschlagen. Wir werden den Umweg um der Sicherheit willen in Kauf nehmen.«
    Bayard nickte zustimmend, verharrte jedoch. »Und die Menschen in Lemrik?«, fragte er noch einmal. »Viele Krieger in diesem Heer haben Angehörige dort und Freunde. Ich zweifle nicht an dem, was der Falke übermittelt hat. Doch wäre mir wohler, wenn wir uns selbst davon überzeugten, dass es keine Überlebenden mehr gibt.«
    »Und dabei umkommen?« Gathorion schüttelte den Kopf. »Ihr Menschen seid wahrlich ein seltsames Volk. Treue, Fürsorge und Pflichtgefühl mögen zuweilen rühmliche Eigenschaften sein, doch trüben sie euren Blick für die Gefahr. Nur allzu leicht verliert ihr euch in Nebensächlichkeiten und gefährdet damit das eigentliche, große Ziel.«
    »Sieben Reiter.« Unbeeindruckt von den Worten des Elben tat Bayard seine Forderung kund. »Eine Heilerin, ein Kundschafter und ein Wagen, auf den wir die Verletzten laden können.«
    Gathorion schüttelte den Kopf. Der Heermeister galt als starrköpfig; dass er jedoch so hartnäckig sein würde, damit hatte er nicht gerechnet.
    »Ihr seid ein erfahrener Krieger, Heermeister«, lenkte er ein. »Und obwohl ich es für unvernünftig halte, will ich Verständnis für Euer Ersuchen aufbringen. Fünf Reiter, ein Kundschafter und eine Heilerin, aber kein Wagen«, erklärte er in einem Tonfall, der keine Zweifel daran ließ, dass dies sein letztes Wort war. »Wir führen nur voll beladene Wagen mit uns, von denen keiner entbehrt werden kann. In Lemrik werdet Ihr sicher einen Karren finden, der Euch dienlich sein kann, wenn …« Er atmete tief ein. »Die Götter mögen geben, dass dort noch Hilfe zu leisten ist.«
     
     
     
    Schwefelgeruch lag in der Luft, als Ajana erwachte. Ihre Schulter schmerzte, und ihr Magen rebellierte. Vorsichtig öffnete sie die Augen. Weit über ihr spannte sich der nächtliche Himmel wie ein dunkler samtener Teppich, der mit abertausend funkelnden Sternen besetzt war. Ein großer und ein kleiner Mond standen am Himmel, doch während der große ein sanftes silbernes Licht zur Erde sandte, leuchtete der kleine kupferfarben.
    Zwei Monde?
    Nie zuvor hatte Ajana zwei Monde am Himmel gesehen.
    Wie war das möglich?
    Was war geschehen?
    Zwei Monde! Völlig absurd.
    Ein Traum!
    Das musste die Lösung sein. Eine Welt mit zwei Monden konnte nur einem wirren Traum entsprungen sein.
    In diesem Augenblick schob sich eine dünne Schleierwolke vor den größeren der beiden Monde und bedeckte die Welt mit Schatten.
    Ajana lag auf dem Rücken, das Gesicht den Sternen zugewandt. Von der Umgebung konnte sie nicht allzu viel erkennen. Umständlich versuchte sie sich aufzusetzen, doch die Bewegung bereitete ihr Schmerzen und Übelkeit. Sie zwang sich, ruhig liegen zu bleiben und abzuwarten, während sie den fremden Sternenhimmel mit dem kleinen Mond betrachtete und den weißen Dampfwolken nachsah, die ihr Atem in der kühlen Nachtluft bildete.
    In der Ferne rief ein Käuzchen.
    Eine andere Welt … Der Unterschied war, abgesehen von den Monden, nicht wirklich greifbar. Der unangenehme Schwefelgeruch, das weiche Gras, auf dem sie lag, und die leisen Geräusche der Nacht, das alles waren Eindrücke, die ihr vertraut waren. Und doch … Auf eine schwer zu beschreibende Art empfand Ajana sie als anders, fremd – und kalt!
    Vielleicht bin ich tot? Die Vorstellung schlich sich mit Schrecken in ihre Gedanken. Aber Tote froren nicht!
    Sie erinnerte sich, dass sie in vertrauter Umgebung am Klavier gesessen und die Melodie von dem alten Notenblatt abgespielt hatte.
    Also doch nur ein Traum! Indes konnte sich Ajana nicht daran erinnern, im Traum jemals Schmerzen empfunden zu haben, und diese Übelkeit …
    Sie beschloss, so lange liegen zu bleiben, bis sie aufwachte. Aber etwas an dem Gedanken störte sie.
    Und wenn es doch kein Traum ist …?
    In diesem Augenblick lenkte sie ein schmerzhaftes Gefühl am Hals von den quälenden Fragen ab. Sie hob die Hand und ertastete eine vertraute Form. Das Amulett! Es war an der langen silbernen Kette zur Seite gerutscht und lag nun unmittelbar neben ihrem Hals auf dem Boden. Zwei der runenverzierten Schlaufen des Kleinods bohrten sich ihr bei jeder Bewegung unangenehm in die Haut. Ohne auf den pochenden Schmerz in der Schulter zu achten, nahm Ajana das Amulett in die Hand und hielt es in die Höhe.
    Es hatte sich verändert.
    Der Anblick war so erstaunlich, dass sie überrascht die Luft einzog. Der weiße Mondstein verströmte einen hellen

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