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Das Erbe der Runen 01 - Die Nebelsängerin

Titel: Das Erbe der Runen 01 - Die Nebelsängerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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Schein, der die unmittelbare Umgebung wie eine kleine Lampe erleuchtete. Der Stein selbst wurde von dünnen glutroten Streifen durchzogen, ganz so, als hätte sich der rote Punkt darin auf wundersame Weise verflüssigt. Er bildete wie zufällig eine Form, die dem Buchstaben R sehr ähnlich war. Das eigentümlich eckige Schriftzeichen glomm feurig, hatte jedoch nicht lange Bestand. Unter Ajanas staunenden Blicken zerfloss es, kaum dass sie es gesehen hatte, wieder zu feinen roten Linien, die sich so strömend bewegten, als wäre siedend heiße Lava in dem Stein gefangen. Zögernd streckte Ajana den Finger aus, doch als sie den Mondstein berührte, stellte sie erstaunt fest, wie kühl er war.
    Seltsam! Nachdenklich barg Ajana das Kleinod in der Hand und richtete sich auf. Die Übelkeit war inzwischen abgeklungen, und obwohl sie sich noch immer sehr schwach fühlte, spürte sie, wie die Kraft langsam in ihren Körper zurückkehrte.
    Verwundert und gleichsam fasziniert betrachtete sie die Bewegungen der feurigen Linien im Stein und fragte sich, wie das wohl möglich sein konnte. Dabei bemerkte sie erneut eine winzige Veränderung. Aus dem gleichmäßigen Fließen der glühenden Streifen wurden allmählich Wellen, die sich träge dahinschoben. Und während das Rot der Linien langsam verblasste, zeigte sich tief im Inneren des Steines wieder ein winziger roter Punkt, der sich langsam, aber stetig vergrößerte. Gleichzeitig wurde das Licht des Steins schwächer. Nach und nach nahm er die gewohnte weißliche Farbe an, und wenige Augenblicke später ruhte das Amulett so in Ajanas Hand, als hätte sie es eben erst aus der Schachtel genommen.
    Plötzlich tönten Rufe und metallenes Klirren durch die Nacht. Hastig verbarg Ajana das Amulett unter der Bluse. Dann lauschte sie in die Dunkelheit, um herauszufinden, aus welcher Richtung die Geräusche kamen.
    Im zunehmenden Licht des größeren Mondes, der sich langsam hinter der Wolke hervorschob, richtete sie sich ein Stück auf und schaute sich um. Sie kauerte in einer Mulde zwischen zwei Hügeln, die locker mit niedrigen Büschen bewachsen waren. Auf einer Hügelkuppe erhob sich die dunkle Silhouette eines knorrigen Baums mit stark gelichtetem Blattwerk. Dahinter erhellte ein flackernder Feuerschein die Nacht.
    Die Rufe waren längst verklungen, aber Ajana war sicher, dass die Geräusche aus der Richtung des Feuerscheins gekommen waren. Leise Hoffnung stieg in ihr auf: Dort mussten Menschen sein, und wo Menschen waren, gab es auch Hilfe!
    Entschlossen stand sie auf und stolperte den Hang hinauf, doch eine innere Stimme mahnte sie zur Vorsicht. Kurz bevor sie den Kamm erreichte, sank sie auf die Knie und legte die letzten Meter auf allen vieren zurück. Vorsichtig spähte sie über die Kuppe – und zuckte zusammen.
    Am Fuß des Hügels erkannte sie die Umrisse einer Siedlung, die sich an das Ufer eines kleinen Flusses schmiegte. Doch die Siedlung gab es nicht mehr. Hütten und Häuser, Lagerschuppen und Viehställe – alles war verbrannt. Schwarze Flecken, in denen noch vereinzelt Flammen züngelten, wiesen daraufhin, wo die Gebäude einst gestanden hatten. Hässliche, schwärende Flecken, die das Flussufer wie Pockennarben verunstalteten. Die Zerstörung war vollkommen. Nichts ließ erahnen, wie die kleine Stadt einmal ausgesehen haben mochte, und die unheilvolle Erkenntnis, dass hier etwas Furchtbares geschehen war, ließ Ajana das Blut in den Adern gefrieren.
     
     
     
    Fassungslos starrte Vhara auf den Stein in ihrem Stab, der plötzlich ein gleißendes Licht verströmte. Das Gesicht der Priesterin erstarrte zu einer hasserfüllten Maske. Endlose Herzschläge lang hatte es den Anschein, als sei sie tief in den Anblick des leuchtenden Steins versunken, bis sie schließlich voller Abscheu hervorstieß: »Ruft mir unverzüglich einen Ajabani herbei. Sie ist hier!«

 
     
     

     
     
    »Nicht bewegen!« Etwas Spitzes bohrte sich durch den dünnen Stoff von Ajanas Bluse und ritzte ihr bedrohlich die Haut zwischen den Schulterblättern auf.
    Ajana erstarrte. Der Anblick des zerstörten Dorfes hatte sie so sehr in den Bann gezogen, dass sie den nahenden Angreifer nicht bemerkt hatte. Sie wollte sich umdrehen, doch der Druck der Klinge nahm zu und mahnte sie, sich ruhig zu verhalten.
    »Liegen bleiben!«
    Ajana gehorchte. Ihr Herz klopfte wie wild, während sie ängstlich auf die Stimme des Mannes hinter ihr lauschte, dessen seltsam gebrochener Wortlaut darauf schließen

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