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Das Erbe der Runen 01 - Die Nebelsängerin

Titel: Das Erbe der Runen 01 - Die Nebelsängerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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dem Eingang zurückgeschlagen, und ein stämmiger Kataurenkrieger betrat das Zelt. Selbst im düster flackernden Licht der Öllampen war gut zu erkennen, dass sein bärtiges Gesicht von tiefer Sorge und großem Kummer gezeichnet war.
    »Bayard?« Gathorion schaute verwundert auf. »Was führt Euch hierher?«
    »Ich bringe furchtbare Kunde!« Bayard, einer der Heermeister der Katauren, trat näher und machte eine verzweifelte Geste. »Lemrik wurde angegriffen und dem Erdboden gleich gemacht!«
    »Lemrik?«, fragte Gathorion überrascht. »Aber das liegt doch …«
    »… weit im Landesinnern und befindet sich, wenn wir die kürzeste Verbindung wählen, genau auf unserem Weg.« Bayard nickte. »Dennoch ist es wahr. Es hat dort offenbar einen verheerenden Angriff der Uzoma gegeben. Ein Falke entdeckte die Flammen der brennenden Hütten und gab die Bilder an den Kundschafter weiter. Wie dieser berichtet, ist das ganze Dorf zerstört. Die Menschen sind tot oder geflohen.«
    »Bei den Göttern!« Gathorion konnte seine Bestürzung nicht länger verbergen. »Das ist unmöglich!«
    »Wie ist es den dunkelhäutigen Kriegern gelungen, so weit in unser Land vorzudringen?« Inahwen sprach aus, was ihr Bruder dachte.
    »Wir können nur Vermutungen anstellen«, knurrte Bayard. »Wir wissen nicht, wie diese verdammten Uzoma dorthin gelangt sind und ob sie sich noch immer in der Gegend aufhalten. Ich habe sofort alle Kundschafter angewiesen, die Falken dorthin zu senden, doch Ihr wisst so gut wie ich, dass die Sicht der Tiere bei Nacht sehr eingeschränkt ist.«
    »Lagaren!« Gathorions Miene blieb unbewegt.
    »Das war auch mein erster Gedanke.« Bayard setzte sich zu den beiden Elben, schob die Speisen beiseite und breitete eine Karte Nymaths auf dem Boden aus. »Es müssen sehr viele gewesen sein«, sagte er düster.
    »Lagaren?« Inahwen schaute ihren Bruder besorgt an. »Aber du sagtest doch vor dem Rat …«
    »… dass sie bisher nur vereinzelt eingesetzt wurden.« Gathorion nickte ernst. »Lemrik ist zerstört. Wenn das wahr ist …« Er verstummte, als müsste er sich des ganzen schrecklichen Ausmaßes der Neuigkeit erst bewusst werden, und fuhr schließlich fort: »Wenn es sich tatsächlich so verhält, dass die Uzoma nun auch große Angriffe mit Lagaren fliegen können, ist Sanforan in höchster Gefahr.«
    »Das befürchte ich auch«, stimmte Bayard grimmig zu, gab dann aber zu bedenken: »Wir müssen damit rechnen, dass sich die Uzoma mit den Lagaren noch in der Nähe befinden. Um nicht geradewegs in eine Falle zu laufen, schlage ich vor, einen Umweg zu machen.« Er deutete mit dem Finger zunächst auf einen Punkt der Landkarte und dann auf einen zweiten. »Hier ist unser Lager, und dort ist … dort war«, korrigierte er mit düsterer Miene, »Lemrik. Der kürzeste Weg zum Pass verläuft in unmittelbarer Nähe des Dorfes über die Brücke von Thel Gan. Allerdings wissen wir nicht, ob sie noch sicher ist. Angesichts der Lage schlage ich vor, das Heer östlich in einem weiten Bogen um Lemrik herumzuführen. Etwa so.« Er zeichnete die Strecke mit dem Finger auf der Karte nach. »Wir brechen im Morgengrauen auf, überqueren gegen Mittag den Mangipohr auf der Brücke von Sean Ferll und stoßen dann am Abend zu der berittenen Vorhut, die das Nachtlager am Ufer des Imlaksees aufgeschlagen hat.«
    »Das ist ein Umweg von mehr als einem halben Tagesmarsch«, wandte Gathorion ein. »Mit den unerfahrenen Rekruten verlieren wir einen ganzen Tag.«
    »Besser einen Tag als einen Teil der Krieger zu verlieren!« Der Ton des Katauren war sachlich und entschieden. Mit einem dankenden Lächeln griff er nach dem tönernen Krug mit braunem Bier, den Inahwen für ihn bereitgestellt hatte, tat einen kräftigen Schluck und wischte sich mit dem Handrücken die Schaumreste aus dem Bart. »Allerdings sollten wir zusätzlich einen Erkundungstrupp nach Lemrik schicken. Es wird dort sicher Verwundete geben, die dringend unserer Hilfe bedürfen.«
    »Gibt es Berichte von Überlebenden?«, fragte Gathorion.
    »Der Falke hat keine gesehen.« Bayard schüttelte den Kopf und füge rasch hinzu: »Aber es ist unsere Pflicht, Beistand zu leisten.«
    »Es ist unsere Pflicht, die Männer unversehrt zum Pass zu führen.« Gathorion starrte schweigend auf die Landkarte, dann rollte er sie zusammen, stand auf und reichte sie dem Heermeister, der sich ebenfalls erhoben hatte. »Die Reiter der Vorhut sollen das morgige Nachtlager am Ufer des Imlaksees

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