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Das Erbe der Runen 01 - Die Nebelsängerin

Titel: Das Erbe der Runen 01 - Die Nebelsängerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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ließ, dass er nicht in seiner Muttersprache mit ihr redete. Erkennen konnte sie nichts.
    »Binde sie!«
    Schwere Schritte jagten Erschütterungen durch den Boden, als sich jemand näherte. Es raschelte, doch die Klinge zwischen ihren Schulterblättern wich nicht von der Stelle.
    »Was wollt ihr von mir?«, wimmerte sie, und die Furcht verlieh ihrer Stimme einen unnatürlich schrillen Klang. Anstelle einer Antwort erhielt sie einen heftigen Schlag auf den Kopf. Die Wucht des Hiebes raubte ihr fast die Besinnung. Ihr Gesicht schlug hart auf dem Boden auf. Für Bruchteile von Sekunden schien die Welt um sie herum nur aus farbigen Punkten zu bestehen und sie spürte den metallischen Geschmack von Blut und feuchter Erde auf den Lippen. Kräftige Hände packten sie an den Armen, bogen diese unsanft nach hinten und fesselten ihre Handgelenke hinter dem Rücken.
    In einem Anflug von Gegenwehr bäumte sie sich auf, riss den Kopf in die Höhe und versuchte, nach den Peinigern zu treten. Aber diese waren darauf vorbereitet. Einer der beiden kniete sich auf ihre Oberschenkel und hielt sie mit eisernem Griff am Boden, während der andere den Strick straffer zog.
    Ajana gebärdete sich wie ein gefangenes Tier. Mit jeder Bewegung schnitten sich die Fesseln tiefer in ihre Haut und jagten ihr brennende Schmerzen durch den ganzen Körper. Doch erst als sie warmes Blut an den Handgelenken spürte, gab sie den sinnlosen Kampf auf.
    Die Männer packten sie an den Armen und rissen sie unsanft in die Höhe. Ajana schrie auf. Durch einen Schleier von Tränen sah sie, wie einer der beiden ein paar Schritte entfernt ein Seil vom Boden aufhob, während der andere sie von hinten festhielt. Er verströmte einen Ekel erregenden Gestank nach Schweiß, Schmutz und Schwefel. Ajana biss die Zähne zusammen und versuchte flach zu atmen, um die aufkommende Übelkeit zu unterdrücken.
    Dann kehrte der andere Mann zurück. Sein Kopf wurde von einer dunklen Kappe bedeckt, die bis auf die Schultern hinabfiel und nur das Gesicht frei ließ. Ein lederner Panzer schützte Brust und Rücken, wohingegen die muskulösen Oberarme unbedeckt waren. Die Unterarme wurden von seltsam anmutenden Stulpen umschlossen. Um die Hüften trug er einen breiten geflochtenen Gürtel mit einem Messer und einem kurzen Schwert und über der Hose aus festem Stoff einen Rock aus breiten Fransen. Mit den ledernen, fellumwickelten Stiefeln wirkte er wie ein Krieger längst vergangener Zeiten. In der Hand hielt er das Seil, dessen Ende er gerade zu einer Schlinge knotete.
    Ajana stockte der Atem.
    Sie wollen mich erhängen!, schoss es ihr durch den Kopf. Der Anblick der Schlinge ließ sie alle Schmerzen vergessen, und die Todesangst verlieh ihr ungeahnte Kräfte. Während sie den Oberkörper ruckartig hin und her warf, trat sie nach hinten aus, um sich dem Griff des zweiten Kriegers zu entwinden. Eine schallende Ohrfeige, die ihre rechte Gesichtshälfte zum Glühen brachte und sie fast zu Boden warf, setzte ihrem heftigen Gebaren ein Ende und trieb ihr erneut die Tränen in die Augen. Der erste Krieger legte ihr rasch die Schlinge um den Hals und versetzte ihr einen so kräftigen Stoß in den Rücken, dass sie unwillkürlich ein paar Schritte nach vorn taumelte. Fast wäre sie gefallen, doch der Strick um ihre Kehle spannte sich bedrohlich, und es gelang ihr gerade noch, den Sturz zu verhindern.
    Ajana mit sich zerrend, schritten die Krieger die Anhöhe hinab auf die zerstörte Siedlung zu. Das Mädchen keuchte und bekam kaum Luft. Taumelnd und um Atem ringend, stolperte es hinter den beiden her, immer darauf bedacht, nicht hinzufallen. Die Art, wie die Krieger Ajana behandelten, war brutal und mitleidlos, und die wenigen befehlenden oder verärgerten Worte, die sie ihr zuriefen, strotzten vor Verachtung und Hass.
    All das war so unglaublich, dass Ajanas Verstand sich weigerte, es anzunehmen. Sie klammerte sich an die Hoffnung, dass alles nur ein furchtbarer Albtraum sei, aus dem sie irgendwann bald zu Hause erwachen würde. Zu Hause … Wie unendlich weit entfernt ihr das vorkam. Eine Welt, die ihr vertraut war und in der sie sich sicher fühlte …
    Eine düstere Vorahnung aber flüsterte ihr leise zu, dass sie sich irrte.
    Dies war kein Traum!
    Die Erkenntnis legte sich wie ein eiserner Ring um Ajanas Brust und machte jeden Atemzug zur Qual. Ich will nicht sterben! Im Takt ihres hämmernden Herzschlags pulsierten die Worte durch ihre Gedanken. Verzweifelt suchte sie nach einem

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