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Das Erbe der Runen 01 - Die Nebelsängerin

Titel: Das Erbe der Runen 01 - Die Nebelsängerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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Eintopfs aus Kohl rief Maylea in Erinnerung, wie hungrig sie war. Aber bis zum Essen würde sie sich noch eine Weile gedulden müssen.
    Eilig setzte sie ihren Weg fort.
    Im Hain angekommen, fand sie den umgestürzten Baum verlassen vor. Die Äste der dürren Krone lagen zersägt und in Stücke gehackt auf dem Boden, aber von den beiden Onur war nichts zu sehen. Maylea zuckte mit den Achseln, setzte den geflochtenen Weidenkorb ab und bückte sich nach den Scheiten.
    Sie hatte den Korb kaum zu Hälfte gefüllt, als im Lager gellende Schreie und panische Rufe ertönten. Es waren Schreie, wie Maylea sie nie zuvor gehört hatte und von denen sie auch nie geglaubt hätte, dass ein Mensch sie hervorzubringen vermochte. Im nächsten Augenblick färbte sich der Himmel über dem Lager rot, und ein zischendes Geräusch, das an verdampfendes Wasser erinnerte, rauschte durch den Erlenhain.
    Etwas Furchtbares geschah.
    Mit klopfendem Herzen hastete Maylea durch das Unterholz zurück zum Lager. Zunächst versperrten ihr die Bäume und das dichte Gestrüpp die Sicht, doch sie brauchte ihre Augen nicht, um zu erkennen, dass sie angegriffen wurden. Die grellen Blitze, die über den Himmel zuckten, und die lodernden Flammen über den Baumwipfeln sprachen eine eigene, tödliche Sprache. Mayleas Vorstellungskraft reichte nicht aus, um sich auszumalen, was im Lager vor sich ging, aber sie war entschlossen, den anderen beizustehen. Wieder ertönten Schreie, diesmal ganz in der Nähe, und die junge Wunand beschleunigte ihre Schritte. Während sie die Feuerpeitsche vom Gürtel löste, stürmte sie mit langen Sätzen auf die Hecke hinter dem Lagerplatz zu. Vorsichtig bog sie einige Zweige auseinander und spähte hindurch. Von den Köchen fehlte jede Spur, und auch sonst konnte sie niemanden entdecken. Maylea suchte Schutz hinter einem der Bäume, die unmittelbar an die Wiese grenzten. Aus verschiedenen Richtungen hörte sie Schreie und vereinzelt Waffengeklirr, aber sehen konnte sie nichts.
    Plötzlich tauchte vor ihr einer der Onur auf, die das Holz für die Feuerstellen geschlagen hatten. Das Gewand hing ihm in schwelenden Fetzen am Körper. Er war unbewaffnet, blutete aus einer klaffenden Wunde über dem Auge und schaute sich mit wirrem Blick immer wieder gehetzt um, während er auf den Pacunusshain zuhielt.
    Maylea trat aus dem Schatten des Baumes und gab ihm ein Zeichen, doch der Onur bemerkte sie nicht. Das Rauschen mächtiger Schwingen ertönte, und ein gewaltiger dunkler Schatten glitt dicht über dem Boden auf sie zu. Maylea stand da wie angewurzelt. Unfähig, sich zu bewegen, starrte sie auf den gewaltigen Körper des größten Flugtieres, das sie jemals gesehen hatte.
    Lagaren!
    Bisher hatte Maylea nur Gerüchte von den geflügelten Echsen gehört, der neuen, schrecklichen Waffe der Uzoma. Doch kein noch so anschaulicher Bericht konnte das Grauen in Worte fassen, das sich ihrer nun bemächtigte. Auf dem Rücken der geschuppten Echse erkannte sie zwei Uzomakrieger, die dicht hintereinander in deren Nacken saßen. Der vordere hielt lederne Riemen in den Händen, die als Zügel zum Kopf des Lagaren führten, der hintere ein großes Gefäß.
    Noch während Maylea die beiden anstarrte, deutete der vordere Reiter nach unten, und im nächsten Augenblick ergoss sich aus dem Gefäß eine leuchtende Flüssigkeit, die wie ein riesiger, schillernder Tropfen zur Erde hinabfiel.
    Maylea spürte die drohende Gefahr und wollte fliehen, doch das Entsetzten hatte sie fest im Griff. Die Beine versagten ihr den Dienst, und sie vermochte sich nicht von der Stelle zu rühren. Noch während sie zur Flucht ansetzte, wurde die Luft über der Wiese von einem gleißenden Feuerblitz erhellt, und eine gewaltige Flamme schoss in unmittelbarer Nähe in die Höhe. Die Druckwelle riss Maylea von den Füßen und schleuderte sie zu Boden, wo sie betäubt liegen lieb. Funken gingen wie feuriger Regen über dem Erlenhain nieder und setzten das trockene Unterholz in Brand, während sich eine weitere Feuersäule fauchend über dem Boden erhob.
    Der beißende Schwefelgestank war allgegenwärtig.
    Zitternd lag Maylea im Gras und presste sich eng an den Boden. Leuchtende Punkte tanzten vor ihren Augen, die sich nicht verscheuchen ließen. Sie war überzeugt, dass dies ihr Ende war. Mit angehaltenem Atem verharrte sie und horchte auf Anzeichen eines erneuten Angriffs. Doch die Kampfgeräusche verklangen. Kein Flügelschlag bog die Wipfel der Bäume nieder, und kein Schrei

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