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Das Erbe der Runen 01 - Die Nebelsängerin

Titel: Das Erbe der Runen 01 - Die Nebelsängerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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die sich das Band der Straße wie eine endlose Schlange wand. Sie musste sich geirrt haben.
    Maylea wandte sich enttäuscht ab, da spürte sie plötzlich die leichten Erschütterungen im Boden, die das Nahen eines Heeres ankündigten. Maylea stieß einen tiefen Seufzer aus, rannte den Hügel hinab und die nächste Anhöhe hinauf. Oben angekommen, hielt sie keuchend inne. Das Scharren Hunderter Stiefel war in der Stille deutlich zu vernehmen, und in der Ferne konnte sie schon die ersten Krieger des Heerzugs erkennen. Sie lief weiter, strauchelte und verletzte sich an der Schulter, raffte sich aber gleich wieder auf und setzte den Weg unbeirrt fort. Wie durch ein Wunder fand sie den Pfad, der von der Anhöhe zur Straße führte, und eilte dem Heer entgegen.
    Doch bald schon waren ihre letzten Kräfte verbraucht, und der eigene Atem klang ihr rasselnd in den Ohren, als sie mitten auf der Straße zu Boden sank.
     
    Hufschlag ertönte.
    Maylea richtete sich auf. Unmittelbar vor ihr erhob sich der mächtige, mit flockigem Schweiß bedeckte Leib eines Pferdes. Es schnaubte ungeduldig und scharrte mit den Hufen, doch der Reiter hielt es mit harter Hand zurück. »Du kannst von Glück sagen, dass dich die Hufe nicht erwischt haben«, herrschte er Maylea an. »Wer bist du? Und was machst du hier?«
    »Ich bin Maylea«, erwiderte die junge Wunand gefasst. »Ich bin … ich war bei der Vorhut.« Sie richtete sich auf und streckte dem Krieger die Hand entgegen. »Bringt mich zu Gathorion«, bat sie nachdrücklich und kämpfte um eine feste Stimme. »Oder zu einem der Heerführer. Die Vorhut … Wir wurden angegriffen …«
     
    »Lagaren!« Trotz des unsteten Scheins der Abblendlaternen war Gathorion das Entsetzen deutlich anzusehen. Der Reiter hatte Maylea zu dem Elbenprinzen und den anderen Heerführern gebracht, die sogleich abgesessen waren und dem Bericht der jungen Wunand mit großer Bestürzung lauschten. »Wann?«
    »Mit Beginn der Dämmerung.« Mayleas Stimme bebte, als sie den furchtbaren Angriff in Gedanken noch einmal durchlebte. »Wie viele es waren, weiß ich nicht. Sie tauchten ganz plötzlich auf. Ich sammelte Holz für die Heerfeuer in einem nahen Hain, da hörte ich die Schreie und lief zum Lager. Überall brannte es. Die Uzoma gossen die Glut von den Rücken der Lagaren aus auf die Erde hinab. Alle Krieger und die Pferde sind tot, die Ausrüstung verloren.«
    »Sie haben Feuer vergossen?«, hakte Gathorion nach.
    »Nein, kein Feuer«, beeilte sich Maylea zu erklären. »Es war wie glühendes Wasser, das Feuer fing, sobald es den Boden berührte.«
    »Aber wir haben keinen Rauch gesehen«, wandte Gathorion ein.
    »Es brannte ohne Rauch.« Mayleas Blicke huschten von einem zum anderen, als fürchtete sie, man könne ihren Worten keinen Glauben schenken. »Es war heiß. So heiß, als käme es eben aus dem Schlund des Wehlfangs. Es hat alles verschlungen.«
    »Rauchloses Feuer. Dergleichen habe ich noch nie gehört«, warf einer der Heerführer ein. »Das ist Magie!«
    Zustimmendes Gemurmel wurde laut.
    Gathorion hob die Hand und mahnte die Umstehenden, Ruhe zu bewahren. »Das sind wahrlich keine guten Nachrichten«, sagte er und winkte einen der Laternenträger zu sich. »Geleite Maylea zu den Heilerinnen und sorge dafür, dass sie Wasser und etwas zu essen bekommt. Wir rasten hier.« Dann wandte er sich noch einmal an die junge Wunand. »Ich danke dir. Du hast uns sehr geholfen.«
    Maylea legte die Hand nach Art der Wunand aufs Herz und deutete eine Verbeugung an. »Mein Leben für Nymath«, sagte sie und wiederholte damit den Eid, den jeder Krieger bei seiner Einberufung auf das Banner der Vereinigten Stämme schwor. Dann folgte sie dem Laternenträger zu den Heilerinnen.
    Sie hatten den Tross am Ende des Zuges fast erreicht, als der Boden unter donnerndem Hufschlag erzitterte. Der Krieger hob die Abblendlaterne und drängte sie zur Seite. Keinen Atemzug zu früh! Im nächsten Augenblick preschten mehr als ein halbes Dutzend Pferde an ihr vorüber. Trensen klirrten, und der Geruch schweißnasser Pferdekörper drang in ihre Nase. Maylea erhaschte einen Blick auf bärtige Kataurenkrieger, zwei reiterlose Pferde und eines, auf dessen Rücken zwei Reiter saßen. Dann war der Trupp vorbei, und der Krieger bedeutete ihr, den Weg fortzusetzen.

 
     
     

     
     
    »Beim Barte des Asnar, ich dachte, Ihr säßet längst am wärmenden Feuer.« Bayard, der die Spitze des Heeres als Erster erreichte, zügelte sein Pferd,

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