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Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin

Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin

Titel: Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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Schatten das Gesicht des Wanderers verhüllten, spürte Asza, dass er lachte.
    »Ich bin nicht meine Mutter!«, entgegnete sie. »Und er ist keiner, der sich betören ließe.« Sie stützte die Hände auf den Brunnenrand und sah auf Keelin herab. »Er ist ein Mann der Ehre.«
    »Das klingt, als plagten Euch Skrupel«, stellte der Wanderer fest.
    »Skrupel?« Asza lachte auf. »Die kann ich mir nicht erlauben. Wir haben nicht mehr viel Zeit.«
    »Dann werdet Ihr seinen Pfeil lenken?«
    »Das ist nicht nötig.« Asza war sich ihrer Sache ganz sicher. »Er wird mich nicht enttäuschen.«
     
     

    ***
     
    Keelin hatte große Mühe, sich durch die Menge der Schaulustigen zu drängen. Das Turnier der Bogenschützen hatte bereits begonnen. Niemand war bereit, auch nur einen Schritt von seinem mühsam erkämpften Platz zu weichen, um ihn passieren zu lassen. Unzählige Schimpfworte wurden ihm hinterhergerufen, die meisten davon in Sprachen, die er nicht verstand. Die drohenden Gesten und Seitenhiebe hingegen, die die Worte begleiteten, waren eindeutig.
    Endlich hatte er sich durchgekämpft und die Absperrung erreicht. Die Bogenschützen hatten sich in vier Gruppen aufgeteilt und sich vor je einer Zielscheibe aufgestellt. Zwei Krieger der Tempelgarde hielten während des Wettkampfs Pfeil und Bogen bereit, die sie an die Schützen weiterreichten, wenn sie an der Reihe waren. Auf einem Tisch in der Mitte standen für alle gut sichtbar die Käfige mit den Siegestrophäen. Ein Sumpfhuhn für den Drittplatzierten, ein Kaninchen für den Zweiten und das Falkenweibchen für den Sieger.
    Keelin spürte einen schmerzhaften Stich, als er sah, in welch engen Käfig man das arme Tier gepfercht hatte. Es hatte nicht einmal Platz, um die Flügel auszubreiten. Vermutlich waren bereits etliche Federn abgebrochen. Keelin biss die Zähne zusammen, schluckte die aufkommende Wut herunter und schickte sich an, sich bei den Bogenschützen einzureihen.
    »Halt!« Ein Krieger der Tempelgarde stellte sich ihm in den Weg, als er die Absperrungen passierte. »Wohin willst du?«
    »Ich will schießen«, sagte Keelin in einer bewusst dümmlich anmutenden Sprache, um seinen Akzent zu verbergen, und deutete auf die Bogenschützen.
    »Da bist du aber spät dran.«
    »Es … es war voll.« Keelin machte eine ausladende Geste in Richtung der Menge. »Kam nicht durch.«
    »Ja, ja, schon gut«, knurrte der Tempelkrieger übellaunig. »Stell dich irgendwo mit an.«
    »Habt Dank.« Keelin verbeugte sich in gespielter Demut und eilte davon. Die Bogenschützen in der Reihe sahen sich erstaunt um, als sie ihn bemerkten. Einige verzogen missbilligend das Gesicht, andere taten ihren Unmut über das verspätete Eintreffen eines weiteren Konkurrenten lautstark kund.
    »He du!« Der Krieger, der den Bogen hielt, winkte ihn zu sich. »Willst du auch schießen?«
    Keelin nickte.
    »Gut. Die anderen haben schon dreimal geschossen. Du bist jetzt dran.« Er drückte Keelin den Bogen in die Hand und sagte: »Es gibt drei Durchgänge. Die besten acht Schützen treten dann noch einmal gegeneinander an. Dem Ersten gebührt die Ehre des Gottesboten. Er bekommt den Falken. Verstanden?«
    Keelin nickte noch einmal.
    Der Krieger reichte ihm drei Pfeile und deutete auf die Strohscheibe mit den farbigen Ringen. »Dann los.«
    Jemand gab Keelin einen Stoß, der ihn auf die Zielscheibe zustolpern ließ. Gelächter ertönte, aber Keelin achtete nicht darauf. Seine Aufmerksamkeit galt dem Bogen. Es war eine einfach gearbeitete Waffe aus biegsamem Holz – nicht zu vergleichen mit den aufwändigen Armbrüsten der Raiden in Nymath. Aber er besaß eine gute Spannung und war zudem sehr leicht. Die Pfeile waren lang und gerade und mit bunten Federn am Ende des Schafts versehen.
    Keelin blinzelte und maß den Abstand zur Zielscheibe. Zwanzig Schritte mochten es wohl sein. Eine gute Weite für den Bogen.
    »Na, mach schon!«, rief einer den Bogenschützen hinter ihm ungeduldig. »Wir haben nicht ewig Zeit.« Wieder ertönte Gelächter, aber auch zustimmende Rufe.
    Keelin legte den ersten Pfeil auf die Sehne und hielt den Atem an, während er das Ziel mit den Augen anvisierte. Außen war ein breiter roter Ring, es folgte ein schmalerer weißer und dann ein ebenso breiter gelber Ring. In der Mitte, etwa so groß wie ein Apfel, prangte ein schwarzer Punkt.
    Sirrend verließ der Pfeil die Sehne und bohrte sich in das schwarze Feld. Ein Raunen lief durch die Menge. Das Gelächter verstummte. Auch

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