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Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin

Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin

Titel: Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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der Stute auf und blickte sich um, konnte aber nirgends eine Wasserstelle entdecken.
    Wie gut haben es doch die Falkner, dachte sie verzagt. Sie können die Falken aufsteigen und nach Wasser suchen lassen. Und sie können sie jagen lassen. Auf der Reise zum Arnad und auch auf dem Weg zu den Orma-Hereth war Ajana mehrmals Zeuge davon geworden, wie Horus Keelin eine geschlagene Taube oder ein Kaninchen gebracht und auf diese Weise für eine willkommene Ergänzung der zumeist kargen und kalten Mahlzeiten gesorgt hatte.
    Bei dem Gedanken an gebratenes Kaninchen glaubte Ajana den Duft des schmorenden Fleisches zu riechen, was ihren leeren Magen erneut rebellieren ließ. »Was bin ich doch für eine Närrin!«, schalt sie sich selbst. »Ich habe weder Falken noch Bogen, um ein Kaninchen zu erlegen. Und selbst wenn, müsste ich das Fleisch roh essen, weil ich keinen Feuerstein dabei habe.«
    Der Gedanke war zutiefst entmutigend.
    Kehr um und bereite die Reise zum Pass vernünftig vor, flüsterte die Stimme der Vernunft in ihr. Aber Ajana gestattete es sich nicht, auch nur einen Gedanken an eine Umkehr zu verschwenden. Niemals wieder würde sie auch nur einen Fuß auf den Boden Sanforans setzen. Zu groß war die Enttäuschung über Keelin, zu tief waren die Wunden, die er ihrer Seele zugefügt hatte. Lieber würde sie frierend und hungernd die eingeschlagene Richtung beibehalten, als Gefahr zu laufen, noch einmal den Anblick des Mannes zu ertragen, der sie so tief verletzt hatte. Am Pass, dessen war sie sich sicher, würde sie alles bekommen, was sie für die Reise nach Andaurien benötigte. Ajana ballte die Fäuste und ließ ihr Pferd antraben.
    Sie musste zum Pass, und sie würde es schaffen.

 

     
     
     
     
     
    Obwohl die Stallburschen die Pferde in Windeseile sattelten, verstrich noch einmal wertvolle Zeit, ehe Inahwen, Gathorion und Keelin zum Aufbruch bereit waren.
    Inahwen hatte jeden, der um die Hintergründe ihres plötzlichen Aufbruchs wussten, zu völligem Stillschweigen verpflichtet. Sie wollte unter allen Umständen verhindern, dass sich die Nachricht des sterbenden Ulvars in Sanforan verbreitete, ehe sie sich selbst ein Bild von der Lage gemacht hatte. Der Gedanke, dass das Symbol der Hoffnung ihres Volkes dem Tode nahe war, war für sie schier unerträglich. Sollte sich herausstellen, dass sich die Botschaft bewahrheitete, wäre das für die Elben in Nymath eine furchtbare Wendung des Schicksals.
    Seit Hunderten von Wintern war es der Baum, der ihrem Volk Hoffnung spendete. Sein Lebenswille war es, der sie glauben machte, dass nicht alles verloren war, dass auch sie, die der Sturm einst als Schiffbrüchige an die Küste Nymaths verschlagen hatte, irgendwann ihre Brüder und Schwestern wieder sehen würden.
    Schweigsam und gedankenverloren traf Inahwen die letzten Vorbereitungen für den Ritt zum Ulvars.
    Auch Keelin wurde von düsteren Gedanken geplagt. Er machte sich bittere Vorwürfe und verfluchte das Schicksal, das Ajana im denkbar unglücklichsten Augenblick in den Stall geführt hatte. Sobald er sie eingeholt hatte, so sein fester Vorsatz, würde er ihr erklären, warum es zu dem Streit gekommen war, und sie bitten, ihm zu verzeihen.
    Doch wann würde das sein? Noch in der Nacht? Morgen? Gewiss würde Ajana den Ulvars lange vor ihnen erreichen. Was würde sie tun, wenn sie erkannte, dass der Baum starb? Nach Sanforan zurückkehren, wie Inahwen vermutete? Keelin plagten Zweifel. Ajana war wütend und gekränkt. Ebenso gut war es möglich, dass sie unüberlegt handeln würde.
    Niedergeschlagen schwang er sich in den Sattel. Alles, was er tun konnte, war, Horus auch weiterhin nach ihr suchen zu lassen, um sie nicht aus den Augen zu verlieren.
    »Bereit?« Gathorions befehlsgewohnte Stimme hallte über den Platz. Der Elbenprinz saß schon im Sattel und wartete auf seine Schwester, die noch nicht aufgesessen war. »Wenn wir unser Ziel noch vor Einbruch der Dunkelheit erreichen wollen, müssen wir uns beeilen«, drängte er.
    Inahwen schwang sich aufs Pferd. »Gibt es Neuigkeiten von Horus?«, erkundigte sie sich bei Keelin.
    »Ajana ist jetzt im Wald«, erwiderte Keelin und fügte hinzu: »Unter den Bäumen ist sie nur schlecht auszumachen. Horus folgt dem Weg und beobachtet das Hügelland jenseits des Waldes. Wenn sie wirklich zum Ulvars will, wird er sie entdecken, sobald sie den Wald verlässt.«
    »Gut! Dann sollten auch wir nicht länger säumen.« Inahwen klopfte ihrem Pferd aufmunternd den Hals

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