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Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin

Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin

Titel: Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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konnte er sehen, dass die Elbin erstaunt eine Augenbraue hob. »Da wäre ich mir nicht so sicher. Ajana hat viel gelernt, seit sie in Nymath ist. Und sie hatte einen guten Lehrmeister. Wenn sie nicht gesehen werden will, dann wird es ihr auch gelingen.« Sie legte ihre kühle, feingliedrige Hand sanft auf Keelins Schulter und fügte hinzu: »Ich bin sicher, sie schläft bereits tief und fest in ihrem Gemach, wenn wir Sanforan erreichen.«

 

     
     
     
     
     
    Wolken streiften das Licht des Silbermonds und warfen bizarre Schatten, die wie unheimliche Gestalten über den Boden der Artasensümpfe huschten. Es war Nacht. Die Zeit, da die Träume die Herrschaft über die Geschöpfe des Sumpfes erlangten und die nächtlichen Jäger sich von ihren Schlafplätzen erhoben, um eins zu werden mit den Schatten, die sie umgaben.
    Die Luft war warm und erfüllt von den schweren Gerüchen nach Moder und Fäulnis. Es schien, als halte die Welt den Atem an, als rühre sich nichts in der gespenstischen Stille, die den von Schilfgras und knorrigen Bäumen bewachsenen Sumpf ergriffen hatte. Doch der Schein trog.
    Suara kannte die Gefahren des nächtlichen Sumpfes, aber sie verspürte keine Furcht. Die junge Nuur saß auf Kerrs Rücken und ließ sich von ihm tragen, während sie die mondbeschienene Wildnis ringsumher nicht aus den Augen ließ. Die große Raubkatze schien den Weg genau zu kennen. Mit traumwandlerischer Sicherheit setzte sie die Pfoten lautlos auf den schmalen Streifen des festen Untergrunds, der die Artasensümpfe wie ein unsichtbarer Weg durchzog. Ein falscher Schritt, eine winzige Unachtsamkeit, und das Ende wäre besiegelt.
    Ein dünnes Lächeln huschte über ihr Gesicht, als sie daran dachte, wie viele Knochen schon im schlammigen Untergrund der Sümpfe vor sich hin moderten. Irgendwann hatten es die Häscher des grausamen Gottes aufgegeben, die Frauen ihres Blutes bis in das Herz der Sümpfe zu verfolgen. Doch bis dahin hatten sie der sinnlosen Jagd einen furchtbaren Tribut gezollt.
    Die Artasensümpfe waren die letzte Zuflucht der Nuur. Das Gewirr verkümmerter Bäume, deren Äste so fest ineinander verwachsen waren, als versuchten sie sich gegenseitig Halt zu geben, war der einzige Ort in ganz Andaurien, an dem sie sich noch ungehindert bewegen konnten.
    Dessen ungeachtet lauerten auch hier Gefahren, denn die Sümpfe beherbergten unzählige unheilvolle Wesen. Die meisten von ihnen waren nie zu sehen, konnten aber blitzschnell zuschlagen, wenn sich ein ahnungsloses Opfer in ihre Nähe verirrte.
    Auch jetzt, tief in der Nacht, entdeckte Suara überall Spuren von Leben: Schlangen, die sich im Mondlicht durch das seichte Wasser am Fuß der knorrigen Baumwurzeln schlängelten, schuppige Echsen, die auf ihren Ruheplätzen wie erstarrt auf die wärmenden Sonnenstrahlen des nächsten Morgens warteten, und kleine pelzige Geschöpfe, die die Zeit des Innehaltens nutzten, um die Wasserflächen hastig zu durchschwimmen. Sie alle waren Teil des großen Spiels vom Leben und Sterben in den Sümpfen, das mit jedem Sonnenaufgang aufs Neue begann.
    Am Tag wimmelte es hier von Blut saugenden Insekten, bisweilen so groß wie eine Kinderhand, während sich in der Nacht die Geister der Toten aus den Sümpfen zu erheben schienen und als dunstige Gespinste zwischen den Bäumen umherirrten.
    Suara atmete tief durch. Niemand würde die Sümpfe freiwillig durchstreifen, und dennoch tat es gut, wieder hier zu sein.
    Sie hob die Hände an die Lippen und stieß einen trällernden Pfiff aus. Er war noch nicht verhallt, als aus der Ferne die Antwort erklang. Nur noch wenige Pfeilschussweiten, dann war sie am Ziel, dann würden auch die anderen erfahren, was sich in der Höhle nahe dem Pilan zugetragen hatte.
    Bei dem Gedanken an das, was kommen würde, beschlich Suara ein unheilvolles Gefühl. Sie musste kein Sternendeuter sein, um zu wissen, dass die Kunde, die sie brachte, zu großen Veränderungen führen würde. Zum ersten Mal, seit der Blutgott die Herrschaft in Andaurien an sich gerissen hatte, war es seinen Häschern gelungen, eine Felis gefangen zu nehmen. Die Folgen dieser Tat waren nicht absehbar, doch schien es außer Frage, dass jene, die sich gegen die Herrschaft des Blutgottes verschworen hatten, diese Tat nicht widerstandslos hinnehmen würden.
    Im Stillen betete sie darum, dass Kerrs stummer Ruf möglichst viele ihrer Stammesgefährtinnen erreicht hatte.
    Die außergewöhnliche Gabe der Djakûn, sich durch das Hervorrufen von

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