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Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin

Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin

Titel: Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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habe es dir erzählt. Ich möchte nicht mehr darüber sprechen.« Umständlich legte sie sich nieder, rollte sich in ihren Mantel und suchte auf dem harten Boden nach einer halbwegs bequemen Lage, indem sie sich den Sattel unter den Kopf schob. Sie hatte Abbas ganz bewusst nur von ihrem Streit mit Keelin erzählt. Dass der Ulvars im Sterben lag, hatte sie ihm verschwiegen, ebenso ihren Entschluss, zum Hellgarnbaum nach Andaurien zu reiten.
    Was sie vorhatte, ging Abbas nichts an. Schon morgen würden sich ihre Wege wieder trennen. Sie würde zum Pass reiten und er nach Sanforan zurückkehren. Die Gefahr, dass er Keelin von ihren Plänen erzählte, war zu groß.
    »Ihr seid fest entschlossen, zum Pass zu reiten«, stellte Abbas nach einer langen Zeit des Schweigens fest.
    »Ja, das bin ich.«
    »Mit Eurer Erlaubnis, dann werde ich Euch begleiten!«
    »Du willst mich begleiten?« Abbas’ Entschluss kam so überraschend, das Ajana vor Erstaunen auffuhr.
    »Ja.«
    »Erwartet man dich denn nicht in Sanforan?«
    »Nicht so bald«, erwiderte Abbas leichthin. »Aber sie würden mich vermutlich in der Luft zerreißen, wenn sie erfuhren, dass ich Euch schutzlos zum Pass reiten ließ. Die Ehre gebietet es mir, dass ich Euch begleite.«
    »Mir wird schon nichts passieren«, sagte Ajana, die ihre Pläne nicht durchkreuzt wissen wollte. »Wir haben Frieden, mach dir keine Gedanken um mich.«
    »Auch in Friedenszeiten lauern unzählige Gefahren auf arglose junge Reisende, wie Ihr es seid«, wandte Abbas ein. Ajana konnte sein Gesicht nicht sehen, war sich aber sicher, dass er grinste, als er hinzufügte: »Zu verhungern ist nur eine davon.«
    »Also gut«, gab Ajana nach. »Aber nur bis zum Pass – einverstanden?«
    »Einverstanden.«
     
     

    ***
     
    Suara war überrascht, als sie erkannte, wie viele Amazonen sich auf dem Versammlungsplatz eingefunden hatten. Mehr als fünfzig Nuur hatten in dieser Nacht den Weg zur Insel gefunden. Sie lagerten am Feuer und warteten darauf zu erfahren, welche Neuigkeiten es gab.
    Die Begrüßung ihrer Schwestern war kurz, aber von großer Herzlichkeit geprägt. In diesen dunklen Zeiten wusste man nie, ob es nicht ein Abschied für immer war, wenn man die Insel nach einem Treffen verließ, und so war die Freude umso größer, wenn sich Mütter und Töchter, Schwestern und Freundinnen bei der nächsten Versammlung wieder in die Arme schließen konnten.
    Wie alle anderen nahm auch Suara ihren Platz am Feuer ein und wartete. Dem ungeschriebenen Gesetz einer Versammlung folgend, behielt sie die Neuigkeiten zunächst für sich und gab auch nicht preis, dass sie es gewesen war, die die anderen hierher gerufen hatte. Dies war ihr erst dann gestattet, sobald die Erin, die gewählte Anführerin der Nuur, eingetroffen war. Gewöhnlich war sie eine der Ersten, die dem Ruf des Djakûns folgte, doch an diesem Abend schien sie sich Zeit zu lassen. Keine der Anwesenden hatte sie gesehen, und niemand wusste, wo sie sich aufhielt. So blieb Suara nichts anderes übrig, als schweigend zu warten.
     
    Langsam und schleppend schritt die Nacht voran und wandte sich dem Morgen zu. Die Gespräche am Lagerfeuer wurden leiser und verstummten schließlich ganz. Eine Hand voll Amazonen hatten sich schlafen gelegt, andere warteten voller Sorge, und einige wenige wiederum hielten mit ihrem Unmut über das lange Warten nicht hinter dem Berg.
    Auch Suara wurde langsam ungeduldig. Hatte der Djakûn der Erin Kerrs Ruf nicht vernommen? War ihr vielleicht etwas zugestoßen?
    Niemand wagte, es laut auszusprechen, aber in den Gesichtern der anderen konnte sie erkennen, dass sie mit ihren Befürchtungen nicht alleine stand. Es gab keine Sicherheit für eine Nuur, auch nicht für die Erin. Die Häscher der Priesterinnen lauerten überall.
    »Vielleicht gibt es ja gar keinen Anlass für diese Versammlung«, hörte sie eine Nuur auf der anderen Seite des Feuers laut sagen. »Vielleicht wollte sich jemand einen üblen Spaß mit uns erlauben.«
    »Ja, die Priesterin des Blutgottes«, warf eine andere Amazone ein. Es sollte ein Scherz sein, aber niemand lachte.
    »Devin hat Recht!«, griff eine andere Amazone die Worte der beiden auf. »So lange haben wir noch nie auf die Erin gewartet. Wir sind in der Tat schon viel zu lange hier. Wenn ihr meine Meinung hören wollt, sollten wir schleunigst aufbrechen und uns zerstreuen, ehe wir feststellen, dass wir wie die Sumpfhühner in einen Hinterhalt gelockt wurden.«
    »Richtig.«
    Von allen

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