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Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin

Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin

Titel: Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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Deine Familie, deine Freunde, dein Gefährte …«
    »Ich wäre sowieso gegangen.«
    Die Kälte in Miyas Stimme ließ Yenu aufhorchen. »Gegangen?«, hakte sie nach, als hätte sie die Worte ihrer Freundin nicht richtig verstanden. »Warum?«
    »Das war kein Leben mehr!« Tiefe Bitterkeit sprach aus Miyas Worten. »Ein Mann, der nachts lieber von den Felis träumt, als mit mir das Lager zu teilen. Die spöttischen und mitleidigen Blicke der anderen Frauen. Das Gefühl, nichts mehr wert zu sein, und die Gewissheit, dass mein Schoß nie ein Kind hervorbringen wird …« Miya brach verbittert ab.
    »O Miya!« Yenu nahm ihre Freundin tröstend in den Arm. »Das … das habe ich nicht gewusst«, sagte sie leise. »Ich habe dich immer dafür bewundert, mit welcher Würde und Gelassenheit du dein Schicksal trägst. Ich hätte nie gedacht, dass du so sehr darunter leidest.«
    »Du hast richtig gehandelt.« Miya wischte eine Träne fort und bemühte sich um eine feste Stimme. »Hätte ich damals den Mut gehabt, ich hätte ähnlich gehandelt. Ich bin sicher, dass du Wilnu und den anderen nicht schaden wolltest. Vermutlich ist irgendetwas schiefgegangen.«
    »Schiefgegangen?« Yenu stieß einen ächzenden Laut aus und schüttelte den Kopf. »O nein. Das war alles genau geplant. Die Priesterin hat mich nur benutzt, um zu bekommen, wonach es sie verlangte. Natürlich hatte sie mir versprochen, die Krieger zu verschonen, wenn ich ihr verrate, wo die Auserwählten die Felis treffen, aber sie hatte nie vor, sich an ihr Versprechen zu halten. Sie wollte die Felis, alles andere war ihr gleichgültig.« Yenu blickte Miya traurig an. »Ich wollte das nicht«, schwor sie mit bebender Stimme. »Wirklich nicht. Ich habe Wilnu so sehr geliebt und wollte nur …« Die letzten Worte gingen in einem erstickten Schluchzen unter.
    »Ich weiß.« Nun war es Miya, die Yenu tröstete. »Und ich verstehe dich. Aber jetzt ist nicht die Zeit, darüber zu sprechen. Wir müssen weiter. Dort hinten«, sie deutete voraus, »habe ich in einer Höhle Nahrung, Kleidung und Waffen für meine Flucht gelagert«, erklärte sie so selbstverständlich, als täte dies jede junge Hederofrau irgendwann einmal. »Es ist nicht viel, und wir müssen es teilen, aber es wird uns helfen, zumindest die ersten Nächte der Flucht zu überstehen, bis wir …« Sie verstummte.
    »Bis wir was?«, fragte Yenu, aber Miya blieb ihr die Antwort schuldig.
    »Wir müssen weiter«, wiederholte sie noch einmal, löste die Umarmung und machte sich so schnell auf den Weg, als laufe sie nicht nur vor möglichen Verfolgern davon.
     
     

    ***
     
    Die Dämmerung war rasch heraufgezogen und hatte ihren kühlen Schattenmantel über das Land gebreitet. In den Niederungen hatte sich dichter Nebel gebildet, der auch den Hügel, auf dem der Ulvars stand, wie ein bleiches Meer umschloss.
    Obwohl Inahwen, Keelin und Gathorion scharf geritten waren, hatten sie den gespaltenen Baum erst lange nach Einbruch der Dunkelheit erreicht. Doch die Elbin brauchte kein Licht, um Gewissheit zu erlangen. Die Augen geschlossen, die Hände flach auf die glatte Schicht gelegt, die die verbrannte Rinde ersetzte, stand sie vor dem Ulvars und suchte nach dem Lebensfaden des Baumes.
    Was sie fand, erschütterte sie zutiefst. Unter der Rinde war nichts als Dunkelheit und eine Kälte, die weit über die Starre hinausging, mit der der Frost die Pflanzen im Winter umfangen hielt. Vorsichtig glitt sie tiefer und tastete sich mit ihren feinen Sinnen in jene Schichten vor, die nach dem verheerenden Feuer noch unversehrt geblieben waren. Doch auch hier begegnete ihr nur der kalte Atem des Todes.
    Noch tiefer glitt sie hinab, vorbei an verdorrten Adern, die das Wasser einst zu den Blättern geführt hatten, und hinein ins Mark des Baumes. Doch wie sehr sie auch suchte und forschte, nirgends fand sie ein Zeichen von Leben. Sie wollte schon aufgeben, als die Sinne ihr ganz unvermittelt eine leise Regung zutrugen. Sie war gezeichnet von Schmerzen und Pein, und doch war sie ein Zeichen für Leben.
    Tief unten im Wurzelgewebe tobte eine erbitterte Auseinandersetzung. Hier fochten die Kräfte, die den Ulvars so viele hundert Winter hatten unbeschadet überstehen lassen, einen aussichtslosen Kampf gegen jene zerstörerischen Mächte, die einem jeden Lebewesen innewohnten und die, einmal entfesselt, zur endgültigen Vernichtung dessen führten, das sie am Leben hielt. Der Kampf war bereits weit fortgeschritten. Nur wenig war es, das

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