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Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin

Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin

Titel: Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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frisches Pferd gewählt. Der Weg zum Pass war weit, und er hatte einen strammen Ritt vor sich. Wenn er Ajana einholen wollte, musste er sich beeilen.

 

     
     
     
     
     
    Früh am Morgen gönnten sich Ajana und Abbas ein kurzes Morgenmahl. Dann brachen sie das Lager ab und waren schon gut eine Stunde unterwegs, als die Sonne aufging. Abbas wich nicht von Ajanas Seite. Offenbar nahm er die selbst gewählte Aufgabe des Beschützers sehr ernst.
    Ajana nahm es schmunzelnd zur Kenntnis, sagte aber nichts. Nach dem einsamen Ritt am Vortag war sie froh, etwas Gesellschaft zu haben. Sie unterhielten sich leise über dieses und jenes, vermieden es aber beide, die Sprache auf Keelin zu bringen.
    Ajana fühlte sich so gut wie schon lange nicht mehr. Es war herrlich, im Sonnenschein zu reiten, aber noch schöner war es, keinen Hunger und Durst mehr zu verspüren.
    Als sie den höchsten Punkt einer Anhöhe erreichten, sahen sie Lemrik vor sich liegen. Ajana erinnerte sich noch gut an das Grauen, das sie empfunden hatte, als sie das Dorf zum ersten Mal gesehen hatte. Selbst jetzt, mehr als ein halbes Jahr nach dem Überfall, hatte der Anblick nichts von seinem Schrecken verloren.
    Das ganze Dorf war verwüstet. Von den Mauern der Häuser stand kaum noch ein Stein auf dem anderen, überall lag verstreuter Schutt. Wind und Regen hatten die Asche fortgetragen, doch die verkohlten Überreste der Dachsparren kündeten noch von dem verheerenden Feuer, das hier gewütet hatte.
    Welche entsetzlichen Szenen mochten sich hier abgespielt haben, als die Uzoma das Dorf angegriffen und das Flüssige Feuer vom Rücken der Lagaren aus auf die wehrlosen Dorfbewohner gegossen hatten?
    Ajana erschauerte. Selbst jetzt noch schien die Erde unten im Tal von schwarzem Blut befleckt zu sein. Es war, als schreie der Boden immer noch vor Schmerz über das sinnlose Niedermetzeln der Unschuldigen. Fast glaubte sie sein Klagen in der Stille zu hören, glaubte im Geiste das Unglück zu sehen, das sich dort ereignet hatte, wo einst Kinder spielten, Frauen singend wuschen oder webten und Schmiede hämmerten. Ajana wandte sich ab und zwang sich, an etwas anderes zu denken.
    »Die Stille des Todes«, hörte sie Abbas neben sich murmeln. Auch der Wunand wirkte bedrückt. Er schien Ähnliches zu empfinden wie sie. »Es ist unheimlich. Wir sollten nicht näher heranreiten. In Sanforan erzählt man sich die absonderlichsten Geschichten über Lemrik. Von seltsamen Gestalten, die des Nachts durch die Straßen wandeln.« Er schüttelte sich, als verspüre er bei dem Gedanken eine Gänsehaut. »Ich möchte nicht riskieren, ihnen zu begegnen«, sagte er und verstummte, weil er bemerkte, dass Ajana ihr Pferd bereits vom Weg führte, um Lemrik in einem weiten Bogen zu umgehen.
    Eine halbe Stunde später überquerten sie den Mangipohr auf der Brücke von Thel Gan und ritten sodann auf der schnurgeraden Straße zur Festung am Pass.
     
     

    ***
     
    Yenu und Miya hielten sich nicht lange in der Höhle auf. Mit dem ersten Licht der Dämmerung schulterten sie die bereit liegenden Lasten und machten sich wieder auf den Weg Yenu war erstaunt, wie gut Miya ihre Flucht vorbereitet hatte. Die Ausrüstung war zweckmäßig und mit großer Sorgfalt zusammengestellt: Ein kurzer Bogen mit Pfeilen und Köcher, ein Buschmesser, ein Feuersteinmesser und ein Speer würden es ihnen nicht nur ermöglichen zu jagen, sie würden sich damit auch gegen die Räuber des Dschungels und mögliche Verfolger verteidigen können.
    Der gelagerte Proviant bestand ausschließlich aus haltbaren Nahrungsmitteln und war so ausgewählt, dass er unter den feuchtwarmen Bedingungen der Artasensümpfe nicht verdarb.
    Zwei ausgehöhlte Kalebassen, deren flaschenförmige Hälse mit einem geflochtenen Tragegurt aus Pflanzenfasern umschlungen waren, würden ihnen als Wassergefäße gute Dienste leisten. Dazu eine gewebte Decke, eine Gürteltasche mit verschiedenen Heilkräutern, die aus einem ausgehöhlten Aststück gefertigt war, und ein Lederbeutel mit geheimnisvollem Inhalt, den Miya sofort an sich nahm und fest an ihren Gürtel knotete.
    Yenu war verblüfft. Wie lange mochte Miya ihre Flucht schon geplant haben, um all dies unbemerkt hierher zu schaffen? Wie sehr musste sie unter der Zurückweisung ihres Gefährten gelitten haben, dass sie ein solches Wagnis einging?
    Für die Männer der Hedero waren die Frauen ebenso ein Eigentum wie ihr Boot oder die Hütte, in der sie wohnten. Und obwohl Hederomänner im

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