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Das Erbe der Runen 2 - Die Feuerpriesterin

Titel: Das Erbe der Runen 2 - Die Feuerpriesterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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Position, die ihr die Schmerzen erträglicher machte.
    Erneut heulte ein Dunkelschleicher. Diesmal sehr nahe.
    Maylea erstarrte. Noch nie war sie einem der Tiere begegnet, aber sie kannte die Geschichten, die man sich an den Herdfeuern der Wunand über sie erzählte – Geschichten, die die Erinnerung an jene Zeit lebendig hielten, da die Vorfahren ihres Blutes auf der Flucht vor den Häschern des dunklen Gottes dem Pandarasgebirge entgegenzogen, in der Hoffnung jenseits der Berge eine neue Heimat zu finden. Traurige Geschichten waren es, von wehrlosen Kindern, die des Nachts von den grausamen Bestien verschleppt worden waren und deren zerfetzte Körper man bei Sonnenaufgang gefunden hatte. Aber sie erzählten auch von mutigen Wunandkriegerinnen, die das Lager mit ihren Feuerpeitschen gegen die blutgierigen Angreifer verteidigten.
    Maylea wünschte, sie hätte eine Feuerpeitsche.
    Doch sie besaß nicht einmal ein Messer.
    Wieder erklang das Heulen. Nah, gierig und hasserfüllt.
    Das Blut! Sie riechen das Blut!, schoss es Maylea durch den Kopf. Selbst im spärlichen Mondlicht konnte sie die unzähligen Wunden erkennen, die ihren Körper zeichneten. Manche waren dunkel und bereits verkrustet, andere hatten sich noch nicht geschlossen und glänzten feucht im Mondlicht.
    Sie versuchte sich zu erinnern, woher sie stammten.
    … Da war ein bleicher Pferdeschädel gewesen, sengende Sonne, großer Durst und eine dunkle Gestalt, die …
    Hechelnder Atem in unmittelbarer Nähe ließ Maylea herumfahren. Kaum fünf Schritte entfernt erhob sich der bedrohliche Schatten eines Dunkelschleichers. Sprungbereit kauerte er am Boden. Das kurze dunkle Fell schimmerte ölig. Die Ohren angelegt und die langen, dolchartigen Reißzähne gebleckt, starrte er sie aus bösartig funkelnden Augen an. Schaumiger Geifer tropfte aus seinen Lefzen, während er drohende Laute von sich gab.
    Maylea war wie erstarrt. Ihr stockte der Atem.
    Der Dunkelschleicher war das größte Raubtier, das ihr jemals begegnet war. Aufgerichtet mochte er selbst die legendären schwarzen Djakûn aus Andaurien überragen, auf denen die Stammesmütter ihres Blutes der Legende nach ritten. Doch im Gegensatz zu den Djakûn war der Dunkelschleicher ihr Feind – und er war nicht allein!
    In der Finsternis über der Steppe schwoll das leise Knurren des Rudels immer weiter an, und das scharrende Geräusch scharfer Krallen auf hartem Untergrund näherte sich unaufhaltsam.
    Furcht legte sich wie ein eiserner Ring um die Brust der jungen Wunand. Die wachsende Panik ließ sie allen Schmerz vergessen. Gehetzt sah sie sich um. Wohin sie auch blickte, überall bewegten sich blitzende Augenpaare in der Dunkelheit auf sie zu.
    Es war nur eine Frage der Zeit, bis das Erste von ihnen einen Angriff wagte.
     
    Mayleas Herz raste. In panischer Todesangst tastete sie auf der Erde nach etwas, womit sie sich verteidigen konnte. Nach einem Stein, einem Stock, irgendetwas. Doch nichts als Staub rann ihr durch die Finger.
    Immer schneller fuhr ihre Hand über den harten, trockenen Sandboden, wischte, tastete, suchte und stieß schließlich auf einen glatten, kühlen Gegenstand. Wie von selbst schlossen sich ihre Finger darum. Das seltsame Ding ähnelte einem tönernen Gefäß, war aber völlig durchsichtig. Im Innern brach sich das Mondlicht in einer klaren Flüssigkeit.
    Maylea reagierte instinktiv. Während sie den Dunkelschleichern das Gefäß wie eine Waffe entgegenstreckte, ging sie langsam in die Hocke. Der Versuch, den gefährlichen Bestien mit der seltsam anmutenden Waffe zu drohen, war ebenso absurd wie aussichtslos, doch das zählte nicht in diesem Augenblick.
    Den Schmerz unterdrückend, der ihr von der Schulter bis ins Handgelenk zog, drehte sie sich langsam um die eigene Achse und blickte die Angreifer herausfordernd an. Sie spürte, dass sie dem Tod nahe war, aber eine Wunand würde sich nicht ohne Gegenwehr in ihr Schicksal fügen. Sie würde kämpfen bis …
    Der Dunkelschleicher setzte zum Sprung an und schnappte nach ihr. Der Angriff war nur eine Finte, das Spiel einer jagenden Raubkatze, verfehlte seine Wirkung aber nicht. Maylea tat einen erschrockenen Satz nach hinten und verlor das Gleichgewicht. Sie wollte sich abstützen, aber der stechende Schmerz im Arm raubte ihr fast die Besinnung. Eine Woge der Benommenheit schlug erneut über ihr zusammen. Das Gefäß entglitt ihrer Hand, zerbarst auf dem harten Boden, und die Flüssigkeit ergoss sich über ihre bloßen Füße. Sie

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