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Das Erbe der Runen 2 - Die Feuerpriesterin

Titel: Das Erbe der Runen 2 - Die Feuerpriesterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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Falken nach, doch als er sich umblickte, konnte er ihn nirgends entdecken. Der Mondschein verwandelte die Umrisse der Vorberge mit ihren bizarren Felsformationen in eine unwirkliche Landschaft aus Licht und Schatten – fahl und still. Vom tosenden Sturm des Nachmittags war kaum noch etwas zu spüren. Je weiter die Nacht voranschritt, desto mehr flaute der Wind ab. Nur eine leichte Brise strich noch um die gewaltigen Felsen, die ihm und den anderen Schutz geboten hatten.
    Der junge Falkner seufzte leise. Sein Blick wanderte zum Himmel, der sich wie eine mit abertausend funkelnden Sternen besetzte Kuppel über der schlafenden Landschaft wölbte. Dann hob er die Hände, legte die Fingerspitzen an die Schläfen, schloss die Augen und versuchte, noch einmal Kontakt mit dem Falken aufzunehmen.
    »Was ist mit dir?«
    Keelin fuhr erschrocken zusammen und wandte sich um. Unmittelbar neben ihm richtete sich Ajana von ihrem Lager auf und musterte ihn neugierig. Ihr Blick traf den seinen, und Keelin spürte, wie ein warmes Gefühl seinen Körper durchflutete. Hastig ließ er die Hände sinken. »Nichts, es ist nichts.« Die Antwort kam eine Spur zu schnell, doch Keelin überspielte dies geschickt, indem er ablenkend fragte: »Wie fühlst du dich?«
    »Es ging mir schon mal besser.« Ajanas Stimme klang rau, und sie hustete leise. »Ich habe furchtbare Kopfschmerzen, und es ist kalt.« Sie hustete erneut und fragte unsicher: »Wo sind wir?«
    »Ungefähr einen halben Tagesritt nördlich des Pandarasgebirges«, erwiderte Keelin. »Du warst erschöpft. Der Sandsturm zwang uns zu rasten.« Es lag kein Vorwurf in seiner Stimme, aber Ajana schien sich daran zu erinnern, dass Bayard es mit der Rückkehr sehr eilig gehabt hatte. »Es tut mir Leid, dass ich euch zur Last falle«, sagte sie in schuldbewusstem Ton. »Morgen werde ich mich noch mehr zusammenreißen.«
    »Es gibt nichts, wofür du dich zu entschuldigen hättest.« Keelin lächelte sanft und fügte nachdrücklich hinzu: »Wir brechen erst auf, wenn du dich kräftig genug fühlst.« Er erhob sich, nahm seine Decke zur Hand und breitete sie über Ajana aus. »Das wird dich wärmen«, sagte er fürsorglich. Ajana wollte etwas einwenden, doch er legte den Finger auf die Lippen und bedeutete ihr zu schweigen. »Keine Sorge, ich friere nicht so leicht«, erklärte er augenzwinkernd, bevor er sich den Packtaschen zuwandte, die ein paar Schritte entfernt am Boden lagen, und eine davon öffnete.
    Mit einem Wasserschlauch und der Provianttasche in der Hand kehrte er zurück und half Ajana, sich aufzusetzen. »Du musst etwas trinken.«
    »Danke.« Ajana lächelte, schloss die Augen und trank in großen, hastigen Schlucken.
    Keelin konnte den Blick nicht von ihr abwenden. Ihr emmerfarbener Schopf schimmerte im Mondlicht wie das Haar einer Elbin, doch obgleich auch in ihren Adern elbisches Blut floss, haftete ihr nicht die unzugängliche Kühle des schönen Volkes an. Sie besaß eine große innere Stärke und wirkte zugleich so verletzlich und scheu wie eine junge Burakifähe. Nicht zum ersten Mal fragte er sich, wie die Welt wohl sein mochte, aus der sie stammte, doch wie zuvor behielt er die Frage auch diesmal für sich, um sie nicht unnötig zu quälen. Sie hatte es nie offen gesagt, aber er spürte, wie sehr sie unter der Härte ihres Schicksals litt. Und er hatte sie im Traum reden hören – manchmal, wenn er des Nachts Wache hielt, sprach sie über Namen und Ereignisse, die ihm unverständlich waren, für sie aber eine tiefe Bedeutung zu haben schienen. Einmal hatte sie sogar im Schlaf geweint.
    Ganz unvermittelt hielt Ajana im Trinken inne. Ihre Blicke begegneten sich, und er sah hastig zu Boden, doch Ajana schien nicht gespürt zu haben, wie er sie angestarrt hatte.
    »Genug«, sagte sie in strengem Ton zu sich selbst. Dann setzte sie den Schlauch ab und reichte ihn wieder an Keelin. »Entschuldige, ich habe völlig vergessen, dass wir nur noch wenig Wasser haben.«
    »Trink nur.« Keelin nickte ihr aufmunternd zu. »Es steht dir zu. Du hast gestern kaum etwas getrunken.«
    »Für mich ist es genug, danke.« Ajana schüttelte den Kopf. Die Bewegung schien ihr Schmerzen zu bereiten. Seufzend verbarg sie das Gesicht in den Händen.
    Keelin verschloss den Wasserschlauch und legte ihn zu Boden. Dann öffnete er die Provianttasche und nahm ein flaches Päckchen heraus, das in ein helles Tuch eingeschlagen war. Behutsam öffnete er das Gewebe und holte einen dunklen Fladen daraus

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