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Das Erbe der Runen 2 - Die Feuerpriesterin

Titel: Das Erbe der Runen 2 - Die Feuerpriesterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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hervor, der im ersten Augenblick wie eine dicke Brotscheibe anmutete. Doch im Gegensatz zu duftendem Brot verströmte er einen säuerlichen Geruch nach vergorenem Gras.
    »Das wird dir gut tun«, sagte Keelin und hielt Ajana die Scheibe hin. Ajana verzog angewidert das Gesicht: »Was ist das?«, fragte sie.
    »Getrocknete Baumrinde, gemischt und gepresst mit vergorenen Kräutern«, erwiderte Keelin. »Ein bewährtes Mittel gegen Kopfschmerzen.« Er grinste. »Es hilft auch, wenn man einmal zu viel Wein getrunken hat.« Dann wurde er wieder ernst. »Du musst etwas davon abbeißen und möglichst lange kauen.« Er lächelte Ajana zu, die den Fladen unschlüssig in den Händen hielt, und sagte dann: »Ich weiß, es sieht nicht gerade schmackhaft aus, doch es hilft sehr schnell.«
    Ajana zögerte, biss dann aber ein Stück davon ab. »Grauenhaft!« Die Abscheu war ihr deutlich anzusehen, doch sie kaute tapfer weiter und schluckte die Kräutermasse schließlich hustend und würgend hinunter. »Wasser!«, keuchte sie und hielt sich die Hand vor den Mund, um die aufkommende Übelkeit zu unterdrücken. »Schnell, bitte!« Hastig nahm sie den Wasserschlauch entgegen, um den bitteren Geschmack loszuwerden. Dann reichte sie die getrockneten Kräuter und das Wasser an Keelin zurück. »Ich hoffe, es hilft wirklich«, sagte sie zweifelnd.
    »Das tut es.« Keelin grinste und wickelte den übel riechenden Fladen wieder sorgfältig ein. »Bald fühlst du dich besser.«
    »Bayard hat es sehr eilig, nicht wahr?«, hörte er Ajana fragen, als er das Bündel wieder in der Provianttasche verstaute. »Ginge es nach ihm, wären wir sicher die ganze Nacht ohne Rast geritten«, erwiderte er, ohne aufzublicken. »Er spricht es nicht aus, aber ich glaube, er hat ärgste Befürchtungen. Die Uzoma …«
    »Sind sie in der Nähe?«, fragte Ajana bestürzt.
    »Keine Sorge.« Keelin schüttelte den Kopf. »Bisher konnten wir weit und breit keine Späher oder versprengten Krieger entdecken. Wenn du mich fragst, ich glaube nicht, dass sie noch eine Bedrohung für uns darstellen. Die haben jetzt sicher ganz andere Sorgen.«
    »Die Festung!« Plötzlich erinnerte sich Ajana wieder an den leuchtenden Feuerschein über den Bergen. »Wie steht es um die Festung?«
    »Das wüsste ich auch zu gern.« Voller Sorge schaute Keelin nach Westen. »Aber wir werden es wohl erst erfahren, wenn Horus zurückkehrt.«
    … wenn Horus zurückkehrt. Mit den Worten kehrte auch die Trübsal in seinen Blick zurück. Er schloss die Augen und fuhr sich mit den Händen über das Gesicht.
    »Was bedrückt dich?« Ajana war der plötzliche Stimmungswechsel nicht entgangen. »Ist etwas mit Horus?«
    »Nein.« Wieder kam Keelins Antwort eine Spur zu schnell, um überzeugend zu wirken. Auf keinen Fall wollte er seine bedrückenden Gedanken mit Ajana teilen. So seufzte er nur, streckte sich auf der harten Erde aus und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. »Morgen liegt ein langer Ritt vor uns«, sagte er betont schläfrig, ohne weiter auf Ajanas Frage einzugehen. »Wir sollten versuchen, noch etwas zu schlafen.«

 
     

     
     
    Surrend ließ sich die grünlich schillernde Fliege auf den roten Kilvarbeeren nieder, die in einer tönernen Schale auf dem Tisch bereitstanden. Dann war es still. Die Fliege legte die Flügel an und verharrte. Es hatte fast den Anschein, als prüfe sie zunächst, ob ihr Gefahr drohte, bevor sie sich, angelockt vom verführerischen Duft der reifen Früchte, auf den Weg machte. Zielstrebig krabbelte sie über die prall gefüllten Beeren und erreichte schließlich eine beschädigte Stelle, aus der süßer Saft hervorsickerte. Hier hielt sie inne und tauchte den langen Saugrüssel tief in das köstliche Fruchtfleisch.
    Vhara ließ die Fliege nicht aus den Augen. Sie hasste Ungeziefer. Und diese grünlichen Fliegen hasste sie besonders. Die kleinen Vierflügler waren äußerst genügsam und überlebten nur deshalb in der kargen Wüste, weil sie in der Auswahl ihrer Speisen nicht eben wählerisch waren.
    Der Gedanke, dass die sechs dünnen schwarzen Beine kurz zuvor mit verwesenden Kadavern oder den stinkenden Kothaufen eines Lagaren in Berührung gekommen sein könnten, erweckte ein tiefes Gefühl des Ekels in der Priesterin, das sich noch steigerte, als die Fliege einen winzigen schwarzen Punkt auf einer Kilvarbeere ausschied.
    Zornig nahm sie ein Pergament zur Hand und rollte es, um dem verhassten Insekt damit den Garaus zu machen. Allein die Sorge, der

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