Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Erbe der Runen 2 - Die Feuerpriesterin

Titel: Das Erbe der Runen 2 - Die Feuerpriesterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
Vom Netzwerk:
Freude einen Satz. Sie hatte es zwar gehofft, aber nach der langen Wegstrecke nicht mehr wirklich daran geglaubt, die Fremden in der Dunkelheit zu finden.
    Geduckt huschte sie in die Richtung, aus der die Stimmen kamen. Als Kurvasa hatte sie schon sehr früh gelernt, sich lautlos und unauffällig zu verhalten – eine Kunst, die sich nun auszahlte. Es dauerte nicht lange, da entdeckte sie einen flackernden Feuerschein auf einer kleinen Lichtung am Fuß der Felswand und davor die schattenhaften Gestalten der Fremden, die sich nahe der Feuerstelle zur Ruhe begeben hatten. Zwei von ihnen, der bärtige Kataure und die Wunandamazone, saßen mit dem Rücken an die Felswand gelehnt und hielten Wache. Ihre Blicke waren jedoch nicht auf den Pfad gerichtet, auf dem sie gekommen waren, sondern auf die Strecke, die vor ihnen lag, als befürchteten sie von dort Gefahr. Zunächst konnte Faizah nicht erkennen, was es dort so Beunruhigendes gab, doch dann brach der Mond wieder hinter einer Wolke hervor und erhellte mit seinem milden Silberlicht den Eingang zu einer Höhle.
    Davor kauerte ebenfalls die dunkle Gestalt eines Wachtpostens, dessen blau gefiederter Kopfputz keinen Zweifel daran ließ, dass es einer der drei Stammesfürsten sein musste. Das Kurzschwert abwehrbereit in den Händen, starrte der Uzoma in Richtung des Feuers und ließ die beiden Wachtposten dort nicht aus den Augen.
    Faizah musste einsehen, dass sie hier weder ihren Rachedurst noch ihre Neugier stillen konnte, auch wenn sie sich insgeheim ausgemalt hatte, wie sie den Leben der schlafenden Uzoma lautlos und schnell mit drei raschen Schnitten ein Ende setzte. Angesichts der gespannten Lage und der Wachtposten aber war es ihr unmöglich, unbemerkt zur Höhle zu gelangen.
    Lautlos wich sie zurück, kauerte sich in den Schatten eines großen Busches, dessen dichtes Blattwerk sie vor den Blicken der Wachtposten verbarg, und schlug seufzend die Hände vors Gesicht. Sie hatte die Fremden eingeholt, war ihrem Ziel aber nicht eine Handbreit näher gekommen.
    Müde rieb sie sich über die Augen und griff nach dem ledernen Wasserschlauch, den sie stets bei sich trug, wenn sie auf die Suche nach Kilvarbeeren ging. Er war fast leer. Faizah gönnte sich einen kleinen Schluck und verschloss den Schlauch wieder sorgfältig mit dem Stopfen. Anschließend nahm sie die lederne Vorratstasche von der Schulter, löschte ihren Durst mit dem Saft der Kilvarbeeren, die sie unterwegs gesammelt hatte, und fütterte das Baumhörnchen mit einer der Pacunüsse, die sie immer für das Lavinci dabei hatte.
    Der Anblick ihrer spärlichen Vortäte machte sie betroffen, und sie schalt sich selbst eine Närrin, dass sie sich so gänzlich unvorbereitet auf dieses Abenteuer eingelassen hatte. Ohne die Kilvarbeeren hätte sie die Verfolgung längst aufgeben müssen. Die saftigen und nahrhaften Früchte, die im Tal der Vaughn sommers wie winters in üppiger Vielfalt reiften, waren ihre Rettung. Sie stillten ihren Durst und machten auch den Hunger erträglich, der sie quälte, seit die Sonne den Zenit überschritten hatte.
    Faizah schob sich gleich drei der köstlichen roten Früchte in den Mund und überlegte, wie es weitergehen sollte. Nachdem sie die Brücke überwunden hatte, verschwendete sie keinen Gedanken mehr daran, die Verfolgung aufzugeben. Aufgeben hieß verlieren, und sie wollte nicht verlieren. Faizah bedeutete in der Sprache der Uzoma »Siegerin«, und eine Siegerin gab niemals auf.
    Ihr Gesicht nahm einen entschlossenen Ausdruck an. Sie würde schon noch einen Weg finden, die erlittenen Grausamkeiten zu rächen.
     

     
    Unaufhaltsam und eisig hielt die Nacht Einzug in den froststarren Wald. Die letzten Geräusche des Lebens erstarben mit dem schwindenden Licht, und während der Silbermond langsam am Himmel emporstieg, breitete sich die sanfte Stille tief verschneiter Wälder über die südlichen Hänge des Pandarasgebirges.
    Nichts rührte sich zwischen den hoch aufragenden Tannen.
    Die Jäger der Sommernächte hatten sich tief in ihre sicheren Höhlen zurückgezogen, wo sie sich bis zum fernen Lenz in einen tiefen Schlummer begeben hatten, und jene, die die Lüfte des Nachts durchstreiften, waren vor der Kälte in die wärmeren Gefilde jenseits der schroffen Gebirgskette geflohen.
    Der Wald lag still und stumm, doch als der kleine Kupfermond den Horizont erklomm, machte sich eine Veränderung breit. Dumpfe Laute waren es, die sich wie die schneegedämpften Schritte riesiger Füße

Weitere Kostenlose Bücher