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Das Erbe der Runen 2 - Die Feuerpriesterin

Titel: Das Erbe der Runen 2 - Die Feuerpriesterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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heimlich in die andächtige Stille schlichen. Lange war nicht zu erkennen, wer sie verursachte und woher sie stammten. Dann fiel das Mondlicht auf die gebeugte Gestalt der Magun, die sich, auf einen knorrigen Stab gestützt, einen Weg durch den lockeren Pulverschnee bahnte, den der Sturm der vergangenen Nacht an manchen Stellen zu hohen Verwehungen aufgetürmt hatte.
    Lang war der Weg, den die Alte seit dem Morgen zurückgelegt hatte, lang und beschwerlich. Und obwohl er nun bergab führte, empfand sie ihn sogar noch mühseliger, als es der Aufstieg gewesen war. Trotz der Schneeschuhe, die ihr schon so viele Winter gute Dienste leisteten, machte ihr jeder Schritt auf dem verwehten Schnee schwer zu schaffen, und sie kam nur langsam voran.
    Viel zu langsam.
    Ermattet blieb die Magun stehen und schaute sich um. Dieser Teil des Waldes war ihr auch in der Dunkelheit wohl vertraut. Selbst unter der Last des Schnees, der den Boden und die Zweige der Tannen gleichermaßen bedeckte, konnte sie die Richtung zu ihrer Hütte mühelos bestimmen.
    Noch ein halbes Dutzend Pfeilschussweiten.
    So weit …
    Die Alte seufzte tief, und eine weiße Atemwolke entfloh ihren Lippen. Sie konnte sich nicht daran erinnern, jemals so lange für den Heimweg benötigt zu haben. Jetzt bereute sie bitter, Ylvas Einladung nicht angenommen zu haben, die Zeit des Frostes im warmen Tal der Vaughn zu verbringen.
    Nach einer viel zu kurzen Nachtruhe hatte sie das immergrüne Tal lange vor Sonnenaufgang verlassen, um in ihre geliebte Hütte und zu den Tieren zurückzukehren, die ihr so viel bedeuteten. Ylva selbst hatte sie auf einem Mahoui bis an die Schneegrenze gebracht, um ihr einen Teil des anstrengenden Fußmarsches zu ersparen. Seither war sie auf sich allein gestellt.
    Wohl hatte sie von dem neuerlichen Schneesturm gehört und mit einem mühsamen Abstieg gerechnet, aber nicht in diesem Ausmaß. Nun war es Nacht, und sie war immer noch ein ganzes Stück Weg von ihrer Hütte entfernt.
    Dabei waren es nicht die Dunkelheit und die Einsamkeit, die ihr Sorge bereiteten. Es war die Kälte, die sich mit eisigen Klauen in ihre erschöpften Glieder bohrte. Sie sehnte sich nach dem wärmenden Feuer in ihrer Hütte und nach einem langen, erholsamen Schlaf.
    … Schlaf!
    Seufzend schloss die Magun die Lider und gönnte sich einen winzigen Augenblick der Ruhe – einer gefährlichen Ruhe. Wie ein Rudel Dunkelschleicher, das nur auf die ersten Anzeichen von Schwäche gewartet hatte, stürmten die Verlockungen, derer sie sich so lange erwehrt hatte, blitzartig auf sie ein. Die Verlockung, sich auf der Stelle die Rast zu gönnen, nach der ihr Körper verlangte – alle Mühsal gehen und sich einfach fallen zu lassen, in den fedrig weichen Schnee. Plötzlich erschien ihr das allgegenwärtige Weiß nicht mehr eisig und bedrohlich, sondern einladend wie eine warme Decke, die ihr die ersehnte Wärme spenden würde. Es war so einfach. So leicht, sie musste sich nur hinlegen und schlafen …
    »Du alte Närrin!« Entschlossen öffnete die Magun die Augen und verscheuchte die trügerischen Bilder von Wärme und Labsal, die ihr die erschöpften Sinne vorgaukelten, indem sie zu den beiden Monden emporschaute. »O nein«, murmelte sie mit altersbrüchiger Stimme. »Nein, noch nicht. Große Mutter, ich höre deinen Ruf. Aber meine Zeit ist noch nicht gekommen, auch wenn ich spüre, dass sie naht.« Sie hustete, als die eisige Luft ihr wie ein Messer in die Kehle schnitt, und fügte so leise hinzu, als spräche sie zu sich selbst: »Stein zerbricht, Schwerter zerbersten, Mahouifedern knicken. Nichts währt ewig. Auch meine Zeit ist nur geliehen. Bald werde ich sie hinter mir lassen, aber nicht hier und nicht jetzt. Es ist noch nicht alles vollbracht.« Sie verstummte und lauschte sinnend auf den Nachhall ihrer Worte, die in der tiefen Stille des Waldes verklangen. Dann nahm sie ihren Stab zur Hand und setzte den Weg fort.
    Die Magun hatte noch nicht einmal die Hälfte der verbleibenden Strecke zurückgelegt, als ein scharfer Geruch ihre Nase streifte. Er war nicht wirklich greifbar und so zart wie ein Windhauch, der kam und verging, aber in der frischen, klaren Luft erschien er ihr so fremd und störend, dass sie ihn sofort wahrnahm. Sie hielt inne und sog die eisige Luft prüfend ein, aber der Geruch war verflogen.
    Ein Irrtum?
    Ein Sinnesstreich, aus Erschöpfung geboren?
    Sie betete im Stillen darum, dass es so sein möge, denn obgleich es nur ein winziger Lufthauch

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