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Das Erbe der Runen 2 - Die Feuerpriesterin

Titel: Das Erbe der Runen 2 - Die Feuerpriesterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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Aufrichten zu helfen, und er spürte, wie jemand seine Lippen benässte.
    Wasser! Erst jetzt bemerkte er, wie durstig er war.
    Gierig verlangte er nach mehr.
    »Nicht so hastig!«, hörte er eine vertraute Stimme sagen und spürte, wie sich eine Hand beruhigend auf seine Schultern legte. Endlich setzte ihm jemand den tönernen Becher wieder an die Lippen, und er begann zu trinken.
    Wasser! Ulan trank in großen hastigen Schlucken und hielt erst inne, als der letzte Tropfen seine Kehle hinabrann. »Mehr!«, stieß er flehend hervor.
    »Wir haben nichts mehr«, hörte er die Stimme sagen, und als habe das Wasser den Nebel in seinem Kopf vertrieben, kehrte die Erinnerung zurück.
    »Anao!« Das Sprechen bereitete ihm große Mühe, und seine altersbrüchige Stimme ließ den Namen seltsam verzerrt klingen. Er hustete und würgte einen Teil des Wassers wieder hervor. Doch auch diesmal waren die helfenden Hände sogleich zur Stelle. Ein leichtes Klopfen auf den Rücken verhinderte, dass er sich erbrach, und linderte den quälenden Hustenreiz. Dann erschien Anaos junges Gesicht in seinem Blickfeld. »Nicht sprechen, Herr«, bat sie schüchtern und voller Sorge, während sie ihm half, sich wieder hinzulegen. »Ihr seid verletzt und sehr schwach.«
    »Was ist geschehen?« Ulan presste die Worte flüsternd hervor, um einem erneuten Hustenanfall vorzubeugen. Seine Blicke irrten suchend umher, und er fragte: »Wo ist Jamzhe?«
    »Ihr wart lange bewusstlos.« Anao wich seinem Blick aus und sprach so zögernd, als müsse sie erst die richtigen Worte finden. »Das Feuer hat Euch …«
    »Ein Feuer?« Die Falten auf Ulans Stirn vertieften sich, und er atmete schneller, als die Erinnerungen an die furchtbaren Ereignisse mit aller Macht zurückkehrten. Erinnerungen an Flammen und Schreie. An das Gefühl, ersticken zu müssen, und an Jamzhe, die in Feuer gehüllt auf dem Boden lag …
    »Jamzhe!« Mit einer unerwartet heftigen Bewegung schlossen sich Ulans Finger um Anaos Arm. »Wo ist Jamzhe?«
    »Sie … sie …« Anao brach ab. Mit Tränen in den Augen schaute sie den alten Stammesfürsten an, und ihr Blick sagte mehr als alle Worte. Voller Bitternis schüttelte sie den Kopf. »Wir haben es versucht, aber wir konnten sie nicht retten.« Sie sah Ulan verzweifelt an. »Der fremde Kurvasa, der Euch das Leben rettete, wollte noch einmal hineinlaufen, doch es war zu spät.«
    Jamzhe war tot? Ulan lag wie erstarrt. So viele Winter war sie an seiner Seite gewesen, und obgleich er viele Nebenfrauen hatte, war sie doch immer diejenige gewesen, die ihm von allen am meisten bedeutet hatte. Zwei Söhne und zwei Töchter hatte sie ihm geboren und klaglos das Leid ertragen, das der Krieg und der neue Glaube über ihre Nachkommen gebracht hatten. Jetzt war auch sie gegangen. Der Stammesälteste ächzte klagend. War dies die Strafe, die er für sein Wirken und den Irrglauben, dem er anheim gefallen war, erdulden musste? Dass er weiterlebte, während sie einen qualvollen Tod gestorben war? Dass man ihn gerettet hatte und sie mit ihrem Leben dafür bezahlen musste?
    Ein wimmernder Laut drang aus seiner Kehle, und er löste seine Hand von Anaos Arm. Die junge Uzoma atmete erleichtert auf. Sie wollte sich erheben, doch Ulan hielt sie zurück. »Berichte mir, was geschehen ist!«, forderte er sie auf und bedeutete ihr mit einer von Schwäche gezeichneten Geste, sich wieder zu setzen. »Berichte mir alles!«
    Anao wehrte sich nicht. Wie alle Nebenfrauen hatte auch sie gelernt, gehorsam zu dienen und sich ihrem Mann unterzuordnen. Sie atmete noch einmal tief durch, dann begann sie zu erzählen. »Unsere Hütte war die erste, die in Brand geriet. Das Herdfeuer erwachte wie durch einen bösen Zauber zum Leben und zerbarst in einem Funkenregen. Dann war das Feuer plötzlich überall. Ich rannte mit dem Kind hinaus ins Freie. Es schrie. Draußen sah ich den Kurvasa. Er war auf dem Weg zum Brunnen und hatte das Feuer noch nicht bemerkt. Ich schrie ihn an und erklärte ihm, dass Ihr und Jamzhe noch immer in der Hütte wäret. Sicher hat er nicht alles verstanden, aber er spürte wohl, dass jemand in Gefahr war, denn er rannte ohne zu zögern in die brennende Hütte hinein.
    Noch während er dort nach Euch suchte, ging eine weitere Hütte in Flammen auf. Die Bewohner hatten großes Glück, alle konnten sich ins Freie retten. Auch Euch brachte der Kurvasa schließlich in Sicherheit. Ihr habt schwere Bandverletzungen erlitten und viel giftigen Rauch eingeatmet –

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