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Das Erbe der Runen 2 - Die Feuerpriesterin

Titel: Das Erbe der Runen 2 - Die Feuerpriesterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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Messerknaufs in ihrer Hand. Mit seltsam geschärftem Blick sah sie die drei Gestalten schlafend am Boden liegen und davor den dunklen Umriss einer deutlich kleineren Gestalt, die Wache hielt.
    Der Vaughn! Faizahs Herz tat vor Erleichterung einen Satz. Sie hatte schon befürchtet, dass einer der Stammesfürsten die erste Wache übernehmen würde, doch das Schicksal meinte es weiterhin gut mit ihr. Mit eiligen, leichtfüßigen Schritten erreichte sie die nächste Deckung, verharrte kurz und vergewisserte sich, dass sie weder von dem Vaughn noch von dem Wachtposten der anderen Gruppe bemerkt worden war, bevor sie ihren Weg lautlos fortsetzte.
    Nahe der Stelle, an der der Wachtposten saß, ragte eine bizarre Felsformation aus dem Boden. Faizah verlangsamte ihre Schritte und schlich darauf zu. Ihre Bewegungen waren lautlos und geschmeidig und hätten einem Djakûn zur Ehre gereicht; doch Ehre war es nicht, wonach es sie in diesem Augenblick verlangte.
    In der Nähe der Felsen verschmolz ihre schlanke Gestalt mit den Schatten und blieb für lange Augenblicke unsichtbar, bis sie schließlich unmittelbar hinter dem Wachtposten wieder auftauchte.
    Dem Vaughn blieb keine Zeit zu reagieren. Ein kurzer und wohl gezielter Schlag an seinen Hals genügte, um ihn für eine Weile in einen traumlosen Schlummer zu schicken. Kein Laut kam über seine Lippen, und kein verräterisches Geräusch hallte durch die Höhle, als Faizah ihn sanft nach hinten zog und so gegen den Felsen lehnte, dass es im Zwielicht den Eindruck erweckte, er habe nur eine andere Sitzhaltung eingenommen.
    So schnell wie sie gekommen war, verschwand sie wieder im Schatten der Felsformation und wartete einen bangen Augenblick lang ab, ob jemand ihren Angriff bemerkt hatte. Aber alles blieb ruhig.
    Die Aufmerksamkeit des zweiten Postens schien auf etwas anderes gerichtet zu sein. Faizah konnte sein Gesicht nicht erkennen und schloss daraus, dass er ihr den Rücken zudrehte.
    Aufatmend wandte sie sich den schlafenden Stammesfürsten zu. Die drei lagen nur ein paar Schritte entfernt dicht beieinander. Faizah wog ihr Messer nachdenklich in den Händen. Es war sehr spitz, aber vermutlich zu stumpf, um den Uzoma mit einem raschen Schnitt die Kehle zu durchtrennen. Für den Bruchteil eines Augenblicks ärgerte sie sich, dass sie nicht daran gedacht hatte, es zu schärfen, entschied dann aber, dass ein gezielter Stich ins Herz ohnehin schneller zum Tod führte.
    Zudem hatte sie nicht viel Zeit. Sobald sie den ersten Messerstich gesetzt hatte, bleiben ihr nur wenige Atemzüge, um die beiden anderen Uzoma zu töten. Ein schwieriges, aber nicht unmögliches Unterfangen.
    Faizah holte tief Luft, nahm das Messer zwischen die Zähne und bewegte sich lautlos auf die Schlafenden zu, immer bereit, sofort anzugreifen, sobald sich auch nur einer von ihnen regte. Ihr Herz hämmerte wie wild, und sie hatte große Mühe, ruhig zu atmen. Mit jedem Schritt spürte sie, wie die enorme Anspannung weiter anschwoll und ihr den Schweiß auf die Stirn trieb, aber sie zwang sich zur Ruhe und hielt ihre Gefühle im Zaum, bis sie eine günstige Position gefunden hatte.
    Das letzte Stück legte sie auf allen vieren zurück. Den Blick auch weiterhin fest auf die Schlafenden gerichtet, schob sie sich geräuschlos voran, bis sie unmittelbar neben dem ersten Opfer kauerte. Ihr Atem ging stoßweise, als sie sich lautlos zum Knien aufrichtete, das Messer fest in beide Hände nahm und mit gestreckten Armen zu einem kraftvollen, tödlichen Stich ausholte.
    Für alle Kurvasa!
    Jetzt!
    Ihre Arme rührten sich nicht.
    Faizahs Puls raste, und auf ihrer Stirn perlte kalter Schweiß. Sie hatte schon einmal getötet, einen Uzoma und auch mit diesem Messer, doch tief in ihr regten sich plötzlich Zweifel, und sie spürte, dass es diesmal nicht das Gleiche war.
    Im Lager nahe dem Wehlfang-Graben hatte sie in Notwehr gehandelt. Hier hingegen wäre es ein heimtückischer Mord.
    Ich bin eine Mörderin! Der Gedanke kam für Faizah so überraschend, dass er sie einige Herzschläge lang lähmte. Ganz unvermittelt erinnerte sie sich der Worte Oonas, die einmal zu ihr gesagt hatte: »Ylva lehrt uns, dass die Große Mutter alles sieht und alles hört. Sie lehrt uns, dass die Große Mutter nichts vergisst und dass sie nach dem Tod jedem von uns nach seinen Verdiensten eine neue Heimat gibt …«
    Welche Heimat würde wohl eine kaltblütige Mörderin erwarten?
    Faizah hielt die Waffe immer noch erhoben. Ihre Lippen bebten, ihre

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