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Das Erbe der Runen 2 - Die Feuerpriesterin

Titel: Das Erbe der Runen 2 - Die Feuerpriesterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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Sprache der anderen zu verstehen, doch anders als bei Oona und Ylva schien es ihnen unter ihrer Würde, sie einzusetzen. Einmal hatte Ajana die beiden leise in ihrer eigenen Mundart miteinander sprechen hören. Zumeist jedoch gaben sie sich wortkarg und beschränkten ihre Anweisungen auf Gesten und Handzeichen.
    Die Gesten, mit denen Ghan nun seine wenigen Worte unterstrich, waren unmissverständlich, und so kehrte Bayard unverrichteter Dinge zu den anderen zurück. Mürrisch fasste er Faizah, die noch unschlüssig am Rand des Hohlraums wartete, am Arm und führte sie zu einem Platz, der ihm am weitesten von den Uzoma entfernt schien. Er reichte ihr etwas Brot und Dörrfleisch und wies sie mit kurzen und knappen Befehlen an, sich dort niederzulassen und sich nicht von der Stelle zu rühren. Danach winkte er die anderen zu sich und richtete das Nachtlager so ein, dass es wie ein Puffer zwischen der jungen Kurvasa und den drei Stammesfürsten lag.
    Kurze Zeit später saßen Ajana und Keelin mit dem Rücken an einen kleinen Felsvorsprung gelehnt beieinander und verzehrten schweigend ihre karge Ration. Angesichts der ständig gleichen Mahlzeiten aus trockenem Brot, zähem Dörrfleisch und hartem Ziegenkäse schweiften Ajanas Gedanken ab, und sie versuchte sich den Geschmack von Schokolade ins Gedächtnis zu rufen, während sie sich mit dem trockenen Brot quälte.
    »Woran denkst du gerade?«, fragte Keelin leise.
    »An Schokolade.« Ajana öffnete die Augen, zog die Schultern in die Höhe und seufzte betrübt. »Aber ich kann mich nicht mehr daran erinnern, wie sie schmeckt.«
    »Schokolade?«
    »Das ist eine süße Speise aus meiner Welt«, erklärte Ajana. »Ich habe sie immer sehr gern gegessen.«
    »Nimm ein paar Kilvarbeeren«, meinte Keelin und reichte ihr eine Hand voll der getrockneten Früchte. »Die sind auch süß.«
    »Danke.« Ajana lächelte und nahm die Beeren entgegen, dann befreite sie das Lavinci aus der Tasche und reichte ihm eine Pacunuss. »Noch drei Nüsse«, sagte sie mit einem sorgenvollen Blick in die leere Vorratstasche. »Ich hoffe, wir sind bald am Ziel.«
    »Der Weg führt weiter aufwärts. Es kann nicht mehr lange dauern«, erwiderte Keelin zuversichtlich und fuhr mit einem Lächeln fort: »Drei Nüsse genügen.« Die Worte sollten ermutigend klingen, bewirkten jedoch genau das Gegenteil. Beschämt tastete Ajana nach dem Runenamulett, das sie sorgsam verborgen unter ihrem Gewand trug. Sobald sie die Höhlen verließen, war es an ihr, mit Hilfe des Mondsteins den weiteren Weg der Gruppe zu bestimmen. Den kürzesten und den schnellsten, um Nymath von der schrecklichsten Heimsuchung zu befreien, derer sich das Land je hatte erwehren müssen. Wenn es ihr denn gelang, die Magie des Mondsteins anzurufen.
    Wenn …
    Wie immer, wenn sie daran dachte, welch große Rolle sie spielte und welch ungeheure Verantwortung auf ihr lastete, beschlich Ajana auch diesmal ein beklemmendes Gefühl. Zwar hatte Inahwen ihr Hilfe zugesichert, doch sie hatte weiterhin ihre Zweifel.
    In Gedanken malte Ajana sich aus, wie sie umringt von ihren Freunden und Wegefährten, die alle Hoffnung in sie setzten, mit dem Amulett in den Händen in der Wüste stand – und versagte …
    Sie seufzte und versuchte die bedrückenden Gedanken zu verdrängen. Es gab keinen Grund zur Besorgnis. Sie hatte die Macht des Amuletts schon einmal angerufen und würde es auch wieder vollbringen.
    Und wenn nicht? Wenn ich nun doch versage?
    Die nagenden Zweifel gaben keine Ruhe.
    Erschöpft fuhr sich Ajana mit den Händen über das Gesicht.
    »Ist dir nicht wohl?« Keelin schaute sie aus dunklen Augen besorgt an.
    »Doch. Es ist alles in Ordnung.« Ajana zwang sich zu einem Lächeln. »Ich bin nur müde.« Um ihre Aussage zu bekräftigen, nahm sie ihren Umhang zur Hand und formte ihn zu einer Rolle. »Ich werde jetzt versuchen, ein wenig zu schlafen«, erklärte sie und tat, als müsse sie ein Gähnen unterdrücken. Nachdem sie das Lavinci samt Pacunuss in die Tasche zurückgesetzt hatte, legte sie sich hin und schloss mit einem leise gemurmelten »Gute Nacht« die Augen.
     
    Wenig später kehrte Ruhe ein. Alle waren erschöpft und sehnten sich nach Schlaf, und so wichen schon bald auch die letzten leise geführten Gespräche dem verhaltenen Schnarchen und den gleichmäßigen Atemzügen der Schlafenden, während Nahma und Artis gemeinsam über die Höhle wachten.
    Nur Ajana konnte nicht einschlafen. Obwohl sie zum Umfallen müde war und

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