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Das Erbe der Runen 2 - Die Feuerpriesterin

Titel: Das Erbe der Runen 2 - Die Feuerpriesterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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die, gemessen an den Jahrhunderten, die der getrennte Stein in Einsamkeit verbracht hatte, nicht viel länger als nur einen Wimpernschlag währte, und versuchte, ihre Zuversicht, dass sich alles zum Guten wenden würde, auf den Stein zu übertragen.
    Wir werden ihn suchen und finden! Wie von selbst formten sich die Worte in ihren Gedanken, sanft und tröstlich. Gemeinsam werden wir ihn finden.
    Ajana hielt den Atem an. Sie spürte, dass sie auf dem richtigen Weg war. Der nächste Schritt würde der entscheidende sein, doch sie zögerte, weiterzugehen.
    Sie war dem Ziel so nah. Konnte sie es wagen? Allein?
    Am Ende war ihre Neugier stärker als alle Bedenken.
    Am Arnad war sie schließlich auch allein gewesen Zeig ihn mir!
    Der Gedanke formte sich in ihr wie von selbst, strich durch ihre Erinnerungen und schlüpfte davon, ehe er Ajana überhaupt bewusst geworden war. Was dann geschah, war so unglaublich, dass sie erschrocken die Luft anhielt. Als wären die Worte ein Schlüssel gewesen, schwoll der Mondstein in ihren Händen mit rasender Geschwindigkeit weiter an. Wie ein gewaltiger Ballon, der jeden Augenblick zu platzen drohte, blähte er sich auf, während sich die roten Linien in seinem Innern gleichzeitig zu einem feurigen See formten, der immer größere Ausmaße annahm. Ajanas Blick verlor sich in den roten wellenförmigen Linien, die die Oberfläche kräuselten, und sie hatte das Gefühl, mitten hineinzutauchen in eine abstrakte Welt aus weißen und roten Farben, durch das Innere des Mondsteins hindurch, vorbei an milchig weißen Gebilden und feurigen Linien, die sich wie Lavaströme im Gestein bewegten. Je länger die Reise andauerte, desto mehr wich das Weiß dem feurigen Rot, und schließlich war es, als würde sie im Innern eines gewaltigen Vulkans zu stehen. Ringsumher schoben sich träge Lavaströme an ihr vorbei, spritzte flüssige Glut in die Höhe und verschwanden schwarze Ascheklumpen in der roten Flut.
    Doch die Reise ging noch weiter; über einen breiten Lavastrom hinweg in Richtung einer düsteren Höhle, auf deren Boden eine schlafende Frau lag. Doch nicht die Frau war es, auf die sie zustrebte, es war ein knorriger Stab aus Wurzelholz, der aufrecht an die Höhlenwand gelehnt stand und aus dessen Spitze ihr ein einziges weißes Augen entgegenzublicken schien – die andere Mondsteinhälfte.
    Ajana erzitterte, als sie die Freude des magischen Steins wie ihre eigene verspürte, doch der Augenblick des Glücks wurde jäh zerstört.
    Als habe die Schlafende Ajanas Nähe gespürt, kam sie auf die Beine und riss den Stab an sich. Für wenige Herzschläge irrte ihr hasserfüllter Blick in der Höhle umher, dann bemerkte sie den Mondstein. Bruchteile von Sekunden verstrichen, in denen die fremde Frau zu verstehen versuchte, was vor sich ging, dann wandte sie ruckartig den Kopf und starrte Ajana an.
    Ajana schrie entsetzt auf. Niemals zuvor hatte sie ein so hässliches Antlitz erblickt, niemals zuvor einen solchen Hass verspürt. Die eben noch anmutigen Gesichtszüge der Frau hatten nichts Menschliches mehr an sich. Ihre glühenden roten Augen schienen direkt der Lava entsprungen, und das schöne Gesicht war im Bruchteil eines Wimpernschlags zu einer dämonischen Fratze entstellt.
    Ajana wand sich im Geiste wie ein gefangenes Tier und versuchte, sich von dem Anblick loszureißen. Doch es schien, als hielte eine unsichtbare Macht sie gnadenlos fest. Sie konnte nicht fort! Hilflos musste sie mit ansehen, wie sich der grauenhaft entstellte Mund öffnete. Dann hörte sie über das wütende Fauchen von Flammen hinweg die verzerrten Worte: »Ich erwarte dich!«
     

     
    Aufmerksam schritt die Magun durch die von Nebel gesäumte Gasse, dicht gefolgt von den Körperlosen, die ihr, im wogenden Grau verborgen, nicht von der Seite wichen. Sie konnte sie nicht sehen, aber sie hörte ihr Raunen und Wispern und erkannte ihre Nähe an den sich windenden Formen der Nebel.
    »Wanderer, wo bist du?« Ihr stummer Gedankenruf ließ die Nebel erzittern.
    Sic spürt es! Sie spürt es! Aufgeregt wie Kinder, die ein Geheimnis hüteten, huschten die Körperlosen umher.
    Seid still! Seid still! , wisperten sie und schlossen sich noch dichter zusammen, um ihr Geheimnis zu schützen.
    »Wanderer, wo bist du?« Wieder sandte die Magun einen Gedankenruf aus, und wieder erhielt sie keine Antwort.
    Er ist nicht hier … nicht hier! Die Körperlosen schöpften neue Hoffnung und bestürmten die Magun mit beschwichtigenden Worten.
    Nur

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